Man spricht jetzt viel von dem Glauben:Der eine wünscht zu glauben,Der andre glaubt zu glauben,Der dritte hat den Glauben.Allein der Glaube hat keinen.Was mein ist, ist nur Meinen.
Das Unmögliche wollen,das Undenkbare denkenund das Unsägliche sagen,haben stets gleiche Früchte getragen:Du mußt, wenn die Träume sich scheiden,zuletzt das Unleidliche leiden.
Hab´ ich mich nicht losgerissen,Nicht mein Herz von ihr gewandt,Weil ich sie verachten müssen,Weil ich wertlos sie erkannt?Warum steht mit holdem BangenSie denn immer noch vor mir?Woher dieses Glutverlangen,Das mich jetzt noch zieht zu ihr?Tausend alte Bilder kommen,Ach! und jedes, jedes spricht:Ist der Pfeil auch weggenommen,Ist es doch die Wunde nicht.
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,Sei du nicht so tief besorgt,Wie besitzen nur geliehenIst verloren nur geborgt.So an trüben Herbstestagen,Wenn erlosch des Jahres Glanz,Schau im Wind die Blätter jagen,Ein entfleischter Totentanz.Aber kaum der Lenz erschienen,Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,Er mit barem, blanken Grünen,Was der Vorfahr abgekargt.Hold von neuem sind die Götter,Üb´rall Wonne, Lust und Licht,Neue Freuden, neue Blätter –Freilich nur dieselben nicht.
Wenn ihr aus der Geschichte Gott studiert,Ist die Aussicht eine geringe,Studiert aus ihr nur, wie sich´s gebührt,Die menschlichen Dinge.Denn im Verstehn von Gottes ArtSind wir und bleiben Kinder,Er straft vor allem die Dummen hart,Die Schlechten minder.
Schatten sind des Lebens Güter,Schatten seiner Freuden Schar,Schatten, Worte, Wünsche, Taten;Die Gedanken sind nur wahr.Und die Liebe, die du fühlest,Und das Gute, das du tust.Und kein Wachen, als im Schlafe,Wenn du einst im Grabe ruhst.
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,An denen Zufall und Gewohnheit führt,Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,Sein eig´ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,Das ist´s, wogegen alles sich empört,Was in dem Menschen eignet dieser ErdeUnd aus Vergang´nem eine Zukunft baut.
Nun Wohlan, was muß geschehe! Fallen seh ich Zweig´ auf Zweige, Kaum noch hält der morsche Stamm. Noch ein Schlag, so fällt auch dieser Und im Staube liegt die Eiche, Die die reichen Segensäste Weit gebreitet rings umher. Die Jahrhunderte gesehen Werden, wachsen und vergehen, Wird vergehen so wie sie; Keine Spur wird übrigbleiben; Was die Väter auch getan, Wie gerungen, wie gestrebt, Kaum daß fünfzig Jahr´ verfließen Wird kein Enkel mehr es wissen Daß ein Borotin gelebt!
Zwischen Handlung und ErfolgDehnt sich eine weite Kluft,Die des Menschen grübelnd Sinnen,Seiner Willensmacht Beginnen,Alle seine Wissenschaft,Seines Geistes ganze Kraft,Seine brüstende ErfahrungAuszufüllen nicht vermag.
Und der Mensch hat seine Grenzen,Grenzen, über die hinaussich sein Mut im Staube windet,seiner Klugheit Aug´ erblindet,seine Kraft wie Binsen brichtund sein Inn´res zagend spricht:Bis hierher und weiter nicht!