Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Der Minister des Äußern kann sich nicht äußern; der Minister des Innern ist schwach im Erinnern,der Kriegsministerträgt Szepter und Kron´ im Tornister,der Minister der Finanzenmuß nach jedes Pfeife tanzen,der Minister des Handelsist unsichtbaren Wandels,der Minister der Justizhat nicht Stimme, nur Sitz,der Minister des Kultusänderst Kultus in stultusder Chef der Polizeischüttelt den Kopf dabei.
Das ist wohl nicht das größte Gut,Ein neues Kleid, ein neuer Hut,Der hohe Rang, die goldne Dose!Der Hirt ist glücklicher auf Moose,Als du bei vollbesetztem Tisch,Bei Torten und dergleichen Wisch.Er kann bei seinem leichten EssenDen Kummer und den Gram vergessen,Und wie der Städter nicht sein Kind,Liebt er in Einfalt dort sein Rind.Dies Glück macht froh die, die es haben,Ihm raubens Motten nicht, nicht Schaben.
Zögernd leiseIn des Dunkels nächt´ger StilleSind wir hier;Und den Finger sanft gekrümmt,Leise, leise,Pochen wirAn des Liebchens Kammertür.Doch nun steigend,Schwellend, schwellend, hebendMit vereinter Stimme, Laut Rufen aus wir hochvertraut;Schlaf du nicht,Wenn der Neigung Stimme spricht!Sucht´ ein Weiser nah und ferneMenschen einst mit der Laterne;Wieviel seltner dann als GoldMenschen, uns geneigt und hold?Drum, wenn Freundschaft, Liebe sprichtFreundin, Liebchen, schlaf du nicht!Aber was in allen ReichenWär´ dem Schlummer zu vergleichen?Drum statt Worten und statt GabenSollst du nun auch Ruhe haben.Noch ein Grüßchen, noch ein Wort,Es verstummt die frohe Weise,Leise, leise,Schleichen wir uns, ja, schleichen wir uns wieder fort.(vertont von Franz Schubert)
Wenn man dich Engel nennt,Will´s so der Brauch,Daß du´s an Schönheit bist,Seh´ ich wohl auch;Magst´s auch an Güte sein,Gib und gewähr!Nur nicht an HeiligkeitBitt´ ich gar sehr.Siehst du der SaatenWallenden Streif?Blond sind die AehrenUnd sie sind reif;Blond wie dein Häuptchen–´s ist an der Zeit,Schon hält der SchnitterDie Waffe bereit.
Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,Und ich, ich blieb zurück.Ich schäme mich! Was kommt heraus?Es bleibt ein Mißgeschick.Doch stürmt sie hin unbändig jach,Kaum reicht so fern mein Blick;Die Bahngenossen stürmen nach,Und ich, ich blieb zurück.Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;Laßt sitzen mich am Stein!Vielleicht – hat sie sich müd´ gerannt –Hol´ ich sie doch noch ein.Der Gang der Welt ist nicht so rasch,Als Torheit meint und spricht;Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit,Die Zeiten aber nicht.
Schatten sind des Lebens Güter,Schatten seiner Freuden Schar,Schatten, Worte, Wünsche, Taten;Die Gedanken sind nur wahr.Und die Liebe, die du fühlest,Und das Gute, das du tust.Und kein Wachen, als im Schlafe,Wenn du einst im Grabe ruhst.
Hab´ ich mich nicht losgerissen,Nicht mein Herz von ihr gewandt,Weil ich sie verachten müssen,Weil ich wertlos sie erkannt?Warum steht mit holdem BangenSie denn immer noch vor mir?Woher dieses Glutverlangen,Das mich jetzt noch zieht zu ihr?Tausend alte Bilder kommen,Ach! und jedes, jedes spricht:Ist der Pfeil auch weggenommen,Ist es doch die Wunde nicht.
Unsere Neigungen, Gedanken,scheinen gleich sie ohne Schranken,gehn sie doch wie die Rinderherde,eines in des andern Tritt.Drum, bei allem, was ihr macht,sei der Anfang reif bedacht.
Was je den Menschen schwer gefallen,Eins ist das Bitterste von Allen:Vermissen, was schon unser war,Den Kranz verlieren aus dem Haar;Nachdem man sterben sich gesehen,Mit seiner eignen Leiche gehen.