Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,An denen Zufall und Gewohnheit führt,Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,Sein eig´ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,Das ist´s, wogegen alles sich empört,Was in dem Menschen eignet dieser ErdeUnd aus Vergang´nem eine Zukunft baut.
Ich gehe mit meinem KoberUnd meinem Hakenstab,Und wo von Mist ein Schober,Setz ich die Bürde ab.Da wird geforscht, zerstochenDer Kehricht weit und tief,Ob irgend ein Abfall, ein Knochensich etwa hinein verlief.Und was ich da gefunden,Trag ich vergnügt nach HausUnd sied in einsamen StundenManch schöne Notiz heraus.
Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.Und wer´s verstünde still zu sein wie sie,Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Unsere Neigungen, Gedanken,scheinen gleich sie ohne Schranken,gehn sie doch wie die Rinderherde,eines in des andern Tritt.Drum, bei allem, was ihr macht,sei der Anfang reif bedacht.
Das Unmögliche wollen,das Undenkbare denkenund das Unsägliche sagen,haben stets gleiche Früchte getragen:Du mußt, wenn die Träume sich scheiden,zuletzt das Unleidliche leiden.
Und der Mensch hat seine Grenzen,Grenzen, über die hinaussich sein Mut im Staube windet,seiner Klugheit Aug´ erblindet,seine Kraft wie Binsen brichtund sein Inn´res zagend spricht:Bis hierher und weiter nicht!
Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Willst du, Seele, nicht mehr blühen,Da vorbei des Sommers Flucht?Oder wenn der Herbst erschienen,Warum gibst du keine Frucht?War vielleicht zu reich dein Blühen,War zu bunt der Farben Licht?Denn die Blüten geben Früchte,Aber, ach, die Blumen nicht.
Eins ist, was altergraue Zeiten lehren, Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt: Des Menschen ew´ges Loos, es heißt: Entbehren, Und kein Besitz, als den du dir versagt. Die Speise, so erquicklich deinem Munde, Beim frohen Fest genippter Götterwein, Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde, Dein wär´s? Sieh zu! ob du vielmehr nicht sein. Denn der Natur alther nothwend´ge Mächte, Sie hassen, was sich freie Bahnen zieht, Als vorenthalten ihrem ew´gen Rechte, Und reißens lauernd in ihr Machtgebiet. All was du hältst, davon bist du gehalten, Und wo du herrschest, bist du auch der Knecht. Es sieht Genuß sich vom Bedarf gespalten, Und eine Pflicht knüpft sich an jedes Recht. Nur was du abweist, kann dir wieder kommen, Was du verschmähst, naht ewig schmeichelnd sich, Und in dem Abschied, vom Besitz genommen, Erhältst du dir das einzig deine: Dich!
Hab´ ich mich nicht losgerissen,Nicht mein Herz von ihr gewandt,Weil ich sie verachten müssen,Weil ich wertlos sie erkannt?Warum steht mit holdem BangenSie denn immer noch vor mir?Woher dieses Glutverlangen,Das mich jetzt noch zieht zu ihr?Tausend alte Bilder kommen,Ach! und jedes, jedes spricht:Ist der Pfeil auch weggenommen,Ist es doch die Wunde nicht.