Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,Und ich, ich blieb zurück.Ich schäme mich! Was kommt heraus?Es bleibt ein Mißgeschick.Doch stürmt sie hin unbändig jach,Kaum reicht so fern mein Blick;Die Bahngenossen stürmen nach,Und ich, ich blieb zurück.Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;Laßt sitzen mich am Stein!Vielleicht – hat sie sich müd´ gerannt –Hol´ ich sie doch noch ein.Der Gang der Welt ist nicht so rasch,Als Torheit meint und spricht;Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit,Die Zeiten aber nicht.
Hab´ ich mich nicht losgerissen,Nicht mein Herz von ihr gewandt,Weil ich sie verachten müssen,Weil ich wertlos sie erkannt?Warum steht mit holdem BangenSie denn immer noch vor mir?Woher dieses Glutverlangen,Das mich jetzt noch zieht zu ihr?Tausend alte Bilder kommen,Ach! und jedes, jedes spricht:Ist der Pfeil auch weggenommen,Ist es doch die Wunde nicht.
Längs einem Strom in einem Felsenschlunde,Ging einst ein Edelmann,Und ihn umhüpften seine beiden Hunde:Joli und Soliman.Joli, das Windspiel, sprang mit tausend PossenHinan an seinen Herrn,Und wird geküßt, indessen steht verstoßenDer arme Pudel fern,Den armen liebt man nicht, er kann nicht schmeicheln,Zu finster ist sein Blick,Und statt den treuen, wie Joli, zu streicheln,Stößt man ihn stets zurück.Nun aber wankt der Herr am steilen StrandeMit ungewissem FußUnd stürzet plötzlich von dem glatten RandeDes Abgrunds in den Fluß.Indes Joli mit Furcht und bangem BellenAm hohen Ufer steht,Sich in dem Silberspiegel glatter WellenBegaffet und dann geht,Stürzt sich der brave, stets verschmähte PudelHinab vom hohen Strand,Entreißet mühsam seinen Herrn dem StrudelUnd trägt ihn froh ans Land.O möge diese kleine Fabel lehren,Wie oft der Schein belügt,Nur die Gefahr kann einen Freund bewähren,Die Außenseite trügt.Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven,Weil er nicht niedrig kriecht,Der erste eurer tiefgebückten SklavenIst oft ein Bösewicht.
Ein Ochs ging auf die Wiese,wo er nach Kräften fraß.Da waren Blumen, Kräuter,es kümmerte ihn nicht weiter.Für ihn war alles Gras.
Das ist wohl nicht das größte Gut,Ein neues Kleid, ein neuer Hut,Der hohe Rang, die goldne Dose!Der Hirt ist glücklicher auf Moose,Als du bei vollbesetztem Tisch,Bei Torten und dergleichen Wisch.Er kann bei seinem leichten EssenDen Kummer und den Gram vergessen,Und wie der Städter nicht sein Kind,Liebt er in Einfalt dort sein Rind.Dies Glück macht froh die, die es haben,Ihm raubens Motten nicht, nicht Schaben.
Was je den Menschen schwer gefallen,Eins ist das Bitterste von Allen:Vermissen, was schon unser war,Den Kranz verlieren aus dem Haar;Nachdem man sterben sich gesehen,Mit seiner eignen Leiche gehen.
Eins ist, was altergraue Zeiten lehren, Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt: Des Menschen ew´ges Loos, es heißt: Entbehren, Und kein Besitz, als den du dir versagt. Die Speise, so erquicklich deinem Munde, Beim frohen Fest genippter Götterwein, Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde, Dein wär´s? Sieh zu! ob du vielmehr nicht sein. Denn der Natur alther nothwend´ge Mächte, Sie hassen, was sich freie Bahnen zieht, Als vorenthalten ihrem ew´gen Rechte, Und reißens lauernd in ihr Machtgebiet. All was du hältst, davon bist du gehalten, Und wo du herrschest, bist du auch der Knecht. Es sieht Genuß sich vom Bedarf gespalten, Und eine Pflicht knüpft sich an jedes Recht. Nur was du abweist, kann dir wieder kommen, Was du verschmähst, naht ewig schmeichelnd sich, Und in dem Abschied, vom Besitz genommen, Erhältst du dir das einzig deine: Dich!
Eines ist nur Glück hienieden,Eins: des Innern stiller Frieden.Und die schuldbefreite Brust!Und die Größe ist gefährlich,Und der Ruhm ein leeres Spiel;Was er gibt, sind nicht´ge Schatten;Was er nimmt, es ist so viel!
Schatten sind des Lebens Güter,Schatten seiner Freuden Schar,Schatten, Worte, Wünsche, Taten;Die Gedanken sind nur wahr.Und die Liebe, die du fühlest,Und das Gute, das du tust.Und kein Wachen, als im Schlafe,Wenn du einst im Grabe ruhst.
Will eine Meinung dich gewinnen,Und fällt die Wahl, wie öfter, schwer,So frag, willst du dich recht besinnen,Nur nach dem Was, dem Wie, dem Wer.Das Was? es gälte wohl das Meiste,Doch rein zu lösen ist es nie,Zumal bei aufgeregtem Geiste;Dann geh du weiter auf das Wie?Durch welche Mittel sich behaupteDie Meinung auf dem Weg zum Ziel?Und sind es schlechte, unerlaubte,So hast du schon gewonnen viel.Doch oft verschafft sich auch das RechteNur durch Gewalt den schweren Sieg;Man ist nicht wählig im Gefechte,Denk´ nur als Beispiel an den Krieg.Dann bleibt das Wer? als letzte Frage,Als Leitstern zur Entscheidung dir;Wer deiner Meinung Fahne trage,Und wer sich schaare unter ihr?Sind´s Menschen, die du sonst wohl meidest,Dienstbar dem Wahn, dem Trug, dem Lohn, –Indem du von den Schlechten scheidest,Hast du dich auch entschieden schon.