Wir haben einen alten Verkehrmit den Lichtern am Moor.Sie kommen mir wie Großtanten vor ...Ich entdecke mehr und mehrzwischen ihnen und mir den Familienzug,den keine Gewalt unterdrückt:diesen Schwung, diesen Sprung, diesen Ruck, diesen Bug,der den andern nicht glückt.Auch ich bin dort, wo die Wege nicht gehn,im Schwaden, den mancher mied,und ich habe mich oft verlöschen sehn,unter dem Augenlied.
Wann war ein Mensch je so wachWie der Morgen von heut?Nicht nur Blume und Bach,Auch das Dach ist erfreut.Selbst sein alternder Rand,von den Himmeln erhellt, –wird fühlend: ist Land,ist Antwort, ist Welt.Alles atmet und dankt.O ihr Nöte der Nacht,wie ihr spurlos versankt.Aus Scharen von LichtWar ihr Dunkel gemacht,Das sich rein widerspricht.
Sei du mir Omen und Orakelund führ mein Leben an zum Fest,wenn meine Seele, matt vom MakelDie Flügel wieder fallen läßt.Gib mir das Niebesessne wieder:das Glück der Tat, das Recht zu ruhn,mit einem Wiegen deiner Glieder,Mit einem Blick für meine Lieder,Mit einem Grüßen kannst du´s tun.
Wenn die Uhren so nahwie eigene Herzen schlagen,und die Dinge mit zagenStimmen sich fragen:Bist du da? – :Dann bin ich nicht der, der am Morgen erwacht,einen Namen schenkt mir die Nacht,den keiner, den ich am Tage sprach,ohne tiefes Fürchten erführe –Jede Türein mir gibt nach...Und da weiß ich, daß nicht vergeht,keine Geste und kein Gebet(dazu sind die Dinge zu schwer) –meine ganze Kindheit stehtimmer im mich her.Niemals bin ich allein.Viele, die vor mir lebtenund fort von mir strebten,webten,webtenan meinem Sein.Und setz ich mich zu dir herund sage dir leise: Ich litt -hörst du? Wer weiß wer murmelt es mit.
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brennein dir; das Holz hat lange widerstrebt,der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,nun aber nähr ich dich und brenn in dir.Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmenein Grimm der Hölle nicht von hier.Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stiegich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,so sicher nirgend Künftiges zu kaufenum dieses Herz, darin der Vorrat schwieg.Bin ich es noch, der da unerkenntlich brennt?Erinnerungen reiß ich nicht herein.O Leben, Leben: Draußensein.Und ich in Lohe. Niemand, der mich kennt…
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesichtwegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,das nur das schnelle Wenden voller Seitenmanchmal gewaltsam unterbricht?Selbst seine Mutter wäre nicht gewiß,ob er es ist, der da mit seinem SchattenGetränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, biser mühsam aufsah: alles auf sich hebend,was unten in dem Buche sich verhielt,mit Augen, welche statt zu nehmen, gebendanstießen an die fertig-volle Welt:wie stille Kinder, die allein gespielt,auf einmal das Vorhandene erfahren;doch seine Züge, die geordnet waren,blieben für immer umgestellt.
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,wenn ich erwachte in der Nacht und rief.Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namenist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, -du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,der dich ergänzt in glänzendem Relief.Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,ich bin das langsame und bange Amen,das deine Schönheit scheu beschließt.Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschienund wie Verlorengehen und Entfliehn, -da hobst du mich aus Herzensfinsternissenund wolltest mich auf allen Türmen hissenwie Scharlachfahnen und wie Draperien.Du: der von Wundern redet wie vom Wissenund von den Menschen wie von Melodienund von den Rosen: von Ereignissen,die flammend sich in deinem Blick vollziehn, -du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,aus dessen siebentem und letztem Tagenoch immer Glanz auf deinem Flügelschlageverloren liegt...Befiehlst du, daß ich frage?
Seltsam lächelnd schob der Laborantden Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.Er wußte jetzt, was er noch brauchte,damit der sehr erlauchte Gegenstandda drin entstände. Zeiten brauchte er,Jahrtausende für sich und diese Birne,in der es brodelte; im Hirn Gestirneund im Bewußtsein mindestens das Meer.Das Ungeheuere, das er gewollt,er ließ es los in dieser Nacht. Es kehrtezurück zu Gott und in sein altes Maß;Er aber, lallend wie ein Trunkenbold,lag über dem Geheimfach und begehrteden Brocken Gold, den er besaß.
Es ist noch Tag auf der Terrasse.Da fühle ich ein neues Freuen:Wenn ich jetzt in den Abend fasse,Ich könnte Gold in jede GasseAus meiner Stille niederstreuen.Ich bin jetzt vor der Welt so weit,Mit ihrem späten Glanz verbrämeIch meine ernste Einsamkeit.Mir ist, als ob mir irgendwerJetzt leise meinen Namen nähme,So zärtlich, daß ich mich nicht schämeUnd weiß, ich brauche keinen mehr.
Dann brachte mir dein Brief den sanften Segen,ich wußte, daß es keine Ferne gibt:Aus allem Schönen gehst du mir entgegen,mein Frühlingswind du, du mein Sommerregen,du meine Juninacht mit tausend Wegen,auf denen kein Geweihter schritt vor mir:ich bin in dir!