Und folgst du neuer Lust und Pflicht,Des Sommers schweren Kranz im Haar,Dein edles Herz begeifre nicht,Was deiner Jugend heilig war!Und wenn die Lockung dich umgirrt,Zu schmäh´n, was einst dir köstlich galt,Gesteh´ mit Mut: ich hab´ geirrt;Doch lästre nicht, was leis verhallt.Gedenk´ der Schlösser, die du einstIm Schmuck der Waffen stolz verließt;Sie bergen viel, was du beweinst,Und was du nimmer wieder siehst.Wenn du des Lebens Feinde schlugst,Verhöhn´ sie nicht, sei mitleidsvoll;Und selbst der Ketten, die du trugst,Gedenke ohne Haß und Groll.Wenn du aus Banden dich befreist,Die deiner Jugend Fleisch gepreßt,In diesen Fesseln lebt ein Geist,Der sich nicht lachend spotten läßt.Und wenn die Hand im sonn´gen TalSich neuen Lenzes Blüten rafft,Mahnt dich ein altes WundenmalAn jener Kerker dunkle Haft.Und stehst du trotzig und befreit,In deinen Ruhm, in deine SchmachTönt dir aus ferner LeidenszeitDas Klirren alter Ketten nach.
Was ist das Leben? Ein IrrenNach einem Nie-Genug,Und in ererbten GeschirrenEin Ackern mit rostigem Pflug.Ein Kämpfen mit all den leid´genSorgen, mit Qual und Not,Ein ewiges Sich-Verteid´genGegen Liebe und Tod!
Durch das Dunkel meiner NächteLockt ein leiser Geigenton –Jubel zittert drin, als brächteEr den frohen Frühling schon.Wie von blühenden SyringenWeht´s von neu begrüntem Hag,Und ein selig süßes Singen Kündet einen neuen Tag.Aus dem Meer in heil´ger FrüheHebt die Sonne ihr Gesicht,Daß sie weckend übersprüheRings die Welt mit goldnem Licht.Alle Schleier sind genommenVon den Höhen fern und nah –Und nun weiß ich´s Du wirst kommen,Wie ich dich im Traume sah.Licht, im flatternden Gewande,Mit dem Schwebeschritt der Feen,Wirst du durch der jungen LandeBlau erblühte Veilchen gehn.Was an trägen Träumen hausteIn der Brust mir, machst du frei.Daß dein Auge mir die blausteBlume meines Frühlings sei.Schmerzlos schließt sich alte Wunde,Und zum Lächeln wird der Harm.Ach, und eine sel´ge StundeHalt´ ich, Liebste, dich im Arm.Hinter fest verschlossnen TürenLieg´ ich stumm und liebesmatt,Und an heiß gehauchten SchwürenTrinkt sich meine Seele satt…Lautlos und auf zagen Zehen,Wie ein schüchtern Mädchen schier,Wie du kamst, so wirst du gehenSo aus Traum und Leben mir,Und des Sommerüberflusses Wohltat wird mir nie gedeihn –Ein Erinnern deines KussesSchläft auf meinen Lippen ein.Nur in meiner Sehnsucht SängenZwing´ und faß´ und fühl ich dich - Und des Abschieds Tränen hängenSchwer an meine Lieder sich.Wink der dunklen SchicksalsmächteStieß ein junges Glück vom Thron – Durch das Dunkel meiner NächteKlagt ein leiser Geigenton…
Das macht mich, Liebste, oft beklommen:Wie dankt dir würdig dies Gemüt?Was hätte, wärst du nicht gekommen,In meinem Garten wohl geblüht?Und wenn du heut mich von dir stießest –Ich war so reich durch deine Huld!Und wenn du morgen mich verließest –Ich bliebe doch in deiner Schuld!Und willst du mich im Scheiden kränken,Und ob du nimmer nach mir fragst –Ich müßte dankbar noch gedenken,Wie lieb du mir im Arme lagst,Und wär´ am Wagen deiner SiegeMein Name nichts als eitle Zier,Ich säh´ dein Aug´, wie einst, und schwiegeUnd dächt´ an einst und dankte dir.Ich hab´s gefühlt in sel´gen Schauern:Dies Glück war eine Stunde mein,Doch war´s zu herrlich, um zu dauern,Und war zu schön, um treu zu sein;Noch im Besitz sah ich´s entschweben,Genießend ahnt´ ich den Verzicht –So geht durch unser armes LebenDas Göttliche, doch weilt es nicht.Wer spürt der Ewigkeit Versprechen,Schmückt froh der Frühling sein Revier?Ein Maitag, drin die Knospen brechenUnd Falter schwärmen, warst du mir,Und hat der Herbststurm mich verschlagen,War nicht des Lenzes Sonne mein?Und kommt der Frost in rauhen Tagen,Soll ich dem Mai nicht dankbar sein?
Und ziehst du aus zu Kampf und Tat,Das Auge froh, das Schwert gewetzt,Es liegt der Toten stumme Saat,Wo auch dein Pferd die Hufe setzt.Und wirbst du keck um Ehr´ und Gut,Und liegt der Morgen frühlingsklar,Sieh, unter jeder Scholle ruhtSchon einer, der hier glücklich war.Ob im Turnier ein Schwert sie traf,Ob sie die Schlange leis beschlich,Sie lächeln alle tief im SchlafUnd warten, warten nur auf dich…