Aus Schleiern des MorgensHebt sich der Tag.Noch hängt an der Wimperdie blitzende Thräne,Noch huschen die Wölkchen,Gleich ängstlichen Träumen,Über die strahlende Kinderstirn –Aber jubelnd über sein LebenWill sich die ewige Sonne schon heben,Küßt ihm den ScheitelIn segnender Liebe,Weckt ihm die Sehnsucht,Die knospende aufUnd zieht seinen ersten,Zagenden Schritten,Ein leuchtender HeroldDer Schönheit, vorauf!
Es stand eine Rose im tief tiefen GrundVon Liebe und Sehnsucht durchglühet,Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,Ist einsam und traurig verblüht.Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,Die Liebe, das Glück zu umfangen,Kam Keiner, der ihre Blüte begehrt,Ist einsam zu Grunde gegangen.
Wie ein Rausch ist deine Liebe,Deine Küsse wie der Wein –Trank ich mich an deinen LippenSelig satt, so schlaf ich ein.Und dein Arm ist meine Wiege,Heimlich singst du mir ein Lied,Daß ein Glanz von Glück und LiebeNoch durch meine Träume zieht.
Am alten Gemäuer das Treppchen hinan –Nun, Märchendämmrung, nimm mich auf!Es rauscht die Linde,Es blinkt der Teich,Und AbendwindeRühren so weichMich an ...Hier hat wohl MancheAus Lust und StreitSich hergeflüchtetIm Abendschein,Und ihre SeeleFlog meilenweitIns Land hinein.Und Sterne blühtenAm Himmel auf,Und Träume stiegenVom Grund herauf,Und Tränen sankenHeiß auf den Stein –O Frauensehnsucht,Wenn schläfst du ein ...?
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
Ein Röslein unterm Schnee –So blühst du mir, du letzte Lust,Versteckt in Scham und Weh.Ich pflege dein zur Nacht!Dir hat des Tages froher Blick,Die Sonne nie gelacht.Mir aber bist du lieb,Mich dünkst du schön, du hungrig Reis,Das meine Armuth trieb!
Ich reiße dich aus meinem Herzen,Aus meinem Leben reiß ich dich,Denn wie ein heimlich schleichend Fieber Zehrst du an mir und tötest mich.In jedem Tag, in jede StundeSchleicht dein geliebtes Bild sich ein,Und ob ich zitternd dir entflieheIn Lust und Lärm – du holst mich ein.Mein eigen Blut hat sich verschworen,Mit dir im Bunde gegen mich – Es braust und tobt mir in den Adern:– Ich liebe dich… ich liebe dich. –
Ein Brünnlein im Felde, sechs Linden im Kreis,Und die Wälder so still, und die Sonne so heiß,Und wir beide am BrunnensteinSo mutterseelenallein.Du botest mir lächelnd den Zauberkelch,Und ich trank ihn leer bis zur Neige,Meine Augen sagten dir: "Schweige!Es ist ein liebliches Wunder in mir,Wenn die Stunde kommt, verrath´ ich es dir."Da rauschte es leis durch die Zweige:"Schweige."
Er rauscht und rauscht ...Unaufhaltsam strömt er vorbei,Der schimmernde Strom unsres Lebens,Wir aber jauchzen ihm zu.Wir stehen am UferTörichte Kinder,Wir schauen hinein in die tanzenden WogenUnd werfen Blumen hinab,Blumen und Kränze.Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.Weit ... weit ...Dann schrecken wir auf,Sehn unsre leeren, zitternden Hände,Rufen den BlumenUnd weinen.