Wie regt des Abendsverliebter Hauchso sanft die Wellenund Busch und Strauch,drückt weiche Faltenin mein Gewandund hebt mir schmeichelnddas Gürtelband.Ein Gruß ... ein Seufzer ...ein heimlich Wehn –ward nicht gesprochen,ist nichts geschehn,und dennoch weiß ichzu dieser Frist,daß meine Stunde gekommen ist ...Durch meine Seele ein Ahnen geht,daß auf der Schwelle die Liebe steht.
Sein Leben war ein ernst, beharrlich WandernNach einem hohen Berg, darauf sie stand,Und als er endlich sich am Ziele fand,Da neigte sie sich lächelnd einem Andern!Nun geht er still den langen Weg zurück.Kein Hoffen darf die Schritte mehr beflügeln,Und hinter ihm, auf jenen blauen Hügeln,Verblaßt, verdämmert seiner Seele Glück.
Es stand eine Rose im tief tiefen GrundVon Liebe und Sehnsucht durchglühet,Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,Ist einsam und traurig verblüht.Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,Die Liebe, das Glück zu umfangen,Kam Keiner, der ihre Blüte begehrt,Ist einsam zu Grunde gegangen.
Der Schlehbusch am WegeSchimmert in Blüthen,An den GeländenDes Thales entlangSchreitet der FrühlingMit segnenden Händen.Über den WiesenHängt Glockenklang,Früsternde StimmchenErwachen im Dorn,Und auf den Feldern,Aus Schollen und Ritzen,Lugt es hervorMit grünlichen Spitzen,Das heilige Korn.
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Bräunliche Heide im Sonnenduft,Wandervögel in blauer Luft,Und eine Welle, die weit vom FlußSich in das träumende Land verirrtUnd nun im Sande verrinnen muß. –Während der Zug vorüber schwirrt,Prägt sich das seltsame Bildchen mir ein,Um mich dann später heimlich zu fragen:"Was bist du Andres, als solch eine Welle,Die von des Ufers sicherer SchwelleRuhlose Sehnsucht ins Weite getragen?"
Leise wie ein Hauch,Zärtlich wie ein Lied,Furchtsam wie der Schatten,Und so treu doch auch –Arme kleine Liebe,Die ich hart verstieß,Die ich oft des Tages,Zürnend von mir wies,Stehst du nun zur Nacht,Stehst vor meiner Tür,Rufst mit süßer Stimme,Bis ich aufgemacht?Arme kleine Liebe,Hast nun doch gesiegt,Daß dir meine SeeleStill zu Füßen liegt.
Am alten Gemäuer das Treppchen hinan –Nun, Märchendämmrung, nimm mich auf!Es rauscht die Linde,Es blinkt der Teich,Und AbendwindeRühren so weichMich an ...Hier hat wohl MancheAus Lust und StreitSich hergeflüchtetIm Abendschein,Und ihre SeeleFlog meilenweitIns Land hinein.Und Sterne blühtenAm Himmel auf,Und Träume stiegenVom Grund herauf,Und Tränen sankenHeiß auf den Stein –O Frauensehnsucht,Wenn schläfst du ein ...?