Friedlich bekämpfenNacht sich und Tag:Wie das zu dämpfen,Wie das zu lösen vermag. Der mich bedrückte,Schläfst du schon, Schmerz?Was mich beglückteSage, was war´s doch, mein Herz? Freude wie Kummer,Fühl ich, zerrann,Aber den SchlummerFührten sie leise heran. Und im Entschweben,Immer empor,Kommt mir das LebenGanz wie ein Schlummerlied vor.
So wie die Sonne untergeht,Gibt´s einen letzten Baum,Der, wie in Morgenflammen, stehtAm fernsten Himmelssaum.Es ist ein Baum und weiter nichtsDoch denkt man in der NachtDes letzten wunderbaren Lichts,So wird auch sein gedacht.Auf gleiche Weise denk ich dein,Nun mich die Jugend läßt,Du hältst mir ihren letzten Schein Für alle Zeiten fest.
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!Viel lieber ein Geschiedensein!Ertragen kann ich jedes Leiden,doch trinken kann ich nichts wie Wein.Wir saßen gestern noch beisammen,von Trennung wußt ich selbst noch kaum!Das Herz trieb seine alten Flammen,die Seele spann den alten Traum.Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!Das nenn´ ich eine Abschiedsstunde,die leere Ewigkeiten würzt.
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!Kein Erwachen, keinen Traum!Jener Wehen, die mich trafen,Leisestes Erinnern kaum,Dass ich, wenn des Lebens FülleNieder klingt in meine Ruh!Nur noch tiefer mich verhülle,Fester zu die Augen tu!
Den bängsten Traum begleitetein heimliches Gefühl,daß alles nichts bedeutet,und wär´ es noch so schwül.Da spielt in unser Weinenein Lächeln hold hinein.Ich aber möchte meinen,so sollt es immer sein.
"Wie denkst du mein?"Wie eines holden Traumes,Der schönsten Blüt´ des blütenreichen BaumesDer Phantasie, gedenk´ ich dein!Ich bin erwacht!Der kosend mich umwunden,Der süße Traum ist eilig mir verschwunden,Ließ mich allein in dunkler Nacht.Doch, wenn ein Traum,Ein lieblicher, sich endet,Wer hätte Klagen wohl um ihn verschwendet?Man denkt an ihn Minuten kaum!Die Nacht entflieht:Mir winkt das rege Leben:Mögst du dir selbst so leicht, als ich vergeben,Ich, der in dir – sich selber sieht!
Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe,Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,Wenn du erglühst so wunderbar,Da ahne ich mit süßem Grauen:Dürft´ ich in deine Träume schauen,So wär´ mir alles, alles klar.Dir ist die Erde noch verschlossen,Du hast noch keine Lust genossen,Noch ist kein Glück, was du empfindest.Wie könntest du so süß denn träumen,Wenn du nicht noch in jenen Räumen,Woher du kamest, dich ergingst ?Drum wenn, o Kind, ich vor dir stehe,Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,Wenn du erglühst so wunderbar,Da ahne ich mit süßem Grauen:Dürft´ ich in deine Träume schauen,So wär´ mir alles, alles klar.
Laß den Jüngling, der dich liebt,Eine Lilie pflücken,Eh´ dein Herz sich ihm ergibt,Um ihn zu beglücken.Wird kein Tropfen von dem TauDann durch ihn vergossen,Der sie tränkte auf der Au,Sei der Bund geschlossen.Wer so zart die Blume bricht,Daß sie nicht entwallen,Sorgt auch, daß die Tränen nicht,Deinem Aug´ entfallen.
Das Bettelmädchen lauscht am Tor,Es friert sie gar zu sehr.Der junge Ritter tritt hervorUnd wirft ihr hin den MantelUnd spricht: "Was willst du mehr?"Das Mädchen sagt kein einzig Wort,Es friert sie gar zu sehr.Dann geht sie stolz und glühend fortUnd läßt den Mantel liegenUnd spricht: "Ich will nichts mehr!"
Wenn zwei sich ineinander still versenken,Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken; Dann müssen beide Welten sich verschränken,Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,Springt eine Welle, die die Sterne lenken. Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,Und in der Brust des Weibes, kaum empfundenAls Schönstes dämmerte, das muß sich mischen; Gott aber tut, die eben sich entfaltet,Die lichten Bilder seiner jüngsten StundenHinzu, die unverkörperten und frischen.