Und ist ein großer Durchgang denn mein LebenDurch deinen Tempel, herrliche Natur,So ward mir doch ein schöner Trieb gegeben,Vom Höchsten zu erforschen jede Spur.So tränkt mich doch, bin ich auch selbst vergänglich,Ein Quell, der ewig ist und überschwenglich.
Quellende, schwellende Nacht,Voll von Lichtern und Sternen:In den ewigen Fernen,Sage, was ist da erwacht! Herz in der Brust wird beengt,Steigendes, neigendes Leben,Riesenhaft fühle ich´s weben,Welches das meine verdrängt. Schlaf, da nahst du dich leis,Wie dem Kinde die Amme,Und um die dürftige FlammeZiehst du den schützenden Kreis.
Laura schließt die holden Augenlider,Meine Himmelstüren tun sich zu;Komm, o lieber Traumgott, komm herniederUnd versüße ihre Ruh´!Zeige ihr der Schönheit höchste Blüte,Wie sie steht im himmlischen Gefild,Sanft verschmolzen mit der reinsten Güte –Zeige ihr dein schönstes Bild!Und der Gott erhörte meine Bitte,Und er schwebte nieder lind und mild,Nahte ihr mit zephirleichtem Schritte,Und sie sah – ihr eignes BIld.
»Du säest Zähne des Drachen,Geharnischte Männer erstehn;Doch, Armer, sie werden nicht für dich,Sie werden gegen dich gehen!«Und mögen sie mich auch verwundenUnd senken ins eisige Grab –Sie sind doch kräftige KämpenDer Herrin, der ich mich ergab.Und mag ich der Herrin nur dienen,So will ich ja gerne vergehn,Drum säe ich Zähne des DrachenUnd freue mich, wenn sie erstehn!
"Sag an, o lieber Vogel mein,Sag an, wohin die Reise dein?"Weiß nicht, wohin,Mich treibt der Sinn,Drum muß der Pfad wohl richtig sein!"Sag an, o liebster Vogel mir,Sag, was verspricht die Hoffnung dir?Ach, linde Luft Und süßen DuftUnd neuen Lenz verspricht sie mir!"Du hast die schöne Ferne nieGesehen, und du glaubst an sie?"Du frägst mich viel,Und das ist Spiel,Die Antwort aber mach mir Müh´!Nun zog in gläubig-frommem SinnDer Vogel übers Meer dahin,Und linde LuftUnd süßer Duft,Sie wurden wirklich sein Gewinn!
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum.O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält;denn heute löst sich von den Zweigen nur,was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Grünen, Blühen, Duften, Glänzen,Reichstes Leben ohne Grenzen,Alles steigernd, nirgends stockend,Selbst die kühnsten Wünsche lockend;Ja, da kann ich wohl zerfließen,Aber nimmermehr genießen;Solche Flügel tragen weiter,Als zur nächsten Kirschbaumleiter.Doch, wenn rot die Blätter fallen,Kühl die Nebelhauche wallen,Leis durchschauernd, nicht erfrischend,In den warmen Wind sich mischend:Dann vom Endlos-UngeheurenFlücht´ ich gern zum Menschlich-Teuren,Und in einer ersten TraubeSieht die Frucht der Welt mein Glaube.
Mir ward das Wort gegeben,daß ich´s gebrauche freiund zeige, wieviel Lebendrin eingeschlossen sei.Ich will ihn mutig schwingen,den geist´gen Donnerkeil,und kann er´s mir nicht bringen,so bringt er andern Heil!
O Blitz, der aus dem Tiefsten springtUnd mir durch jede Faser zuckt,Der mich mit neuer Glut durchdringt,Die sonst mein Inn´res still verschluckt;Ich grüße dich viel tausendmalUnd frag´ nicht: bringst du mir Genuß?Denn du befreist mich von der Qual,Daß ich mich selber lieben muß.
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,bis auf den letzten Hauch von Leben leer;die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,so gräbt er, glaub´ ich, sich hinein ins Grab.Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,wirft einen letzten Blick auf´s öde Land,doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,trotzt ihr der Tod im weissen Festgewand.