Den bängsten Traum begleitetein heimliches Gefühl,daß alles nichts bedeutet,und wär´ es noch so schwül.Da spielt in unser Weinenein Lächeln hold hinein.Ich aber möchte meinen,so sollt es immer sein.
Nächtliche Stille! Heilige Fülle, wie von göttlichem Segen schwer, säuselt aus ewiger Ferne daher.Was da lebte, was aus engem Kreise auf ins Weiteste strebte, sanft und leise sank es in sich selbst zurück und quillt in unbewußtem Glück. Und von allen Sternen nieder strömt ein wunderbarer Segen, daß die müden Kräfte wieder sich in neuer Frische regen, und aus seinen Finsternissen tritt der Herr, soweit er kann, und die Fäden, die zerrissen, knüpft er alle wieder an.
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!Kein Erwachen, keinen Traum!Jener Wehen, die mich trafen,Leisestes Erinnern kaum,Dass ich, wenn des Lebens FülleNieder klingt in meine Ruh!Nur noch tiefer mich verhülle,Fester zu die Augen tu!
Laura schließt die holden Augenlider,Meine Himmelstüren tun sich zu;Komm, o lieber Traumgott, komm herniederUnd versüße ihre Ruh´!Zeige ihr der Schönheit höchste Blüte,Wie sie steht im himmlischen Gefild,Sanft verschmolzen mit der reinsten Güte –Zeige ihr dein schönstes Bild!Und der Gott erhörte meine Bitte,Und er schwebte nieder lind und mild,Nahte ihr mit zephirleichtem Schritte,Und sie sah – ihr eignes BIld.
Wie die Knospe hütend, Daß sie nicht Blume werde, Liegt´s so dumpf und brütend Über der drängenden Erde. Wolkenmassen ballten Sich der Sonne entgegen, Doch durch tausend Spalten Dringt der befruchtende Segen. Glühnde Düfte ringeln In die Höhe sich munter. Flüchtig grüßend, züngeln Streifende Lichter herunter. Daß nun, still erfrischend, Eins zum andern sich finde, Rühren, alles mischend, Sich lebendige Winde.Und so kann, so kann auch ichNicht begreifen und nicht fassen,Wie in meiner Seele sichNoch ein Glück wird ziehen lassen.Doch ich weiß: zur Wonne geht,Wer da wallt auf Dornenbahnen,Und durch meinen Winter wehtEin tief selig Frühlingsahnen!
Sie hat ein Kind geboren, Zu höchster Lust in tiefstem Leid, Und ist nun ganz verloren In seine stumme Lieblichkeit. Es blüht zwei kurze Tage, So daß sie´s eben küssen mag, Und ohne Laut und Klage Neigt es sein Haupt am dritten Tag. Und wie es still erblaßte, So trägt sie still den heil´gen Schmerz, Und eh´ sie´s ganz noch faßte, Daß es dahin ist, bricht ihr Herz. Der mit dem Lilienstengel Sonst tritt aus einem finstern Thor, Er ging, der Todes-Engel, Aus ihrem eig´nen Schooß hervor.
Friedlich bekämpfenNacht sich und Tag:Wie das zu dämpfen,Wie das zu lösen vermag. Der mich bedrückte,Schläfst du schon, Schmerz?Was mich beglückteSage, was war´s doch, mein Herz? Freude wie Kummer,Fühl ich, zerrann,Aber den SchlummerFührten sie leise heran. Und im Entschweben,Immer empor,Kommt mir das LebenGanz wie ein Schlummerlied vor.
Wenn ich mich abends entkleide,Gemachsam, Stück für Stück,So tragen die müden GedankenMich vorwärts oder zurück.Ich denke der alten Tage,Da zog die Mutter mich aus;Sie legte mich still in die Wiege,Die Winde brausten ums Haus.Ich denke der letzten Stunde,Da werdens die Nachbarn tun;Sie senken mich still in die Erde,Dann werd ich lange ruhn.Schließt nun der Schlaf mein Auge,Wie träum ich so oftmals das:Es wär eins von beidem,Nur wüßt ich selber nicht, was.
Was ist das für ein FrauenbildIn dürftigen Gewand?Sie stützt ein Antlitz krank und mild,In eine weiße Hand.Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,Lacht gellend auf und weintUnd ist dem Regentropfen gleich,Drch den die Sonne scheint.Ach, jetzt versteh´ ich ihren Schmerz,Und er betrübt mich sehr:Einst liebt ich dich, du armes Herz,Nun kannt´ ich dich nicht mehr.Doch wer erkennt ein Blumenbeet,Das ihn im Lenz entzückt,Wenn zwischen Herbst und Winter spätDer Sturm die Stengel knickt!
O Blitz, der aus dem Tiefsten springtUnd mir durch jede Faser zuckt,Der mich mit neuer Glut durchdringt,Die sonst mein Inn´res still verschluckt;Ich grüße dich viel tausendmalUnd frag´ nicht: bringst du mir Genuß?Denn du befreist mich von der Qual,Daß ich mich selber lieben muß.