Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeitdie letzten Häuser in das Land verirr´n.Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,die großen Städte knieen um ihn her.Der Kirchenglocken ungeheure Zahlwogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.Wie Koybanten-Tanz dröhnt die Musikder Millionen durch die Straßen laut.Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrikziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.Die Stürme flattern, die wie Geier schauenvon seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.Er streckt ins Dunkle seine Fleischerfaust.Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagtdurch eine Straße. Und der Glutqualm braustund frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.
"Sag an, o lieber Vogel mein,Sag an, wohin die Reise dein?"Weiß nicht, wohin,Mich treibt der Sinn,Drum muß der Pfad wohl richtig sein!"Sag an, o liebster Vogel mir,Sag, was verspricht die Hoffnung dir?Ach, linde Luft Und süßen DuftUnd neuen Lenz verspricht sie mir!"Du hast die schöne Ferne nieGesehen, und du glaubst an sie?"Du frägst mich viel,Und das ist Spiel,Die Antwort aber mach mir Müh´!Nun zog in gläubig-frommem SinnDer Vogel übers Meer dahin,Und linde LuftUnd süßer Duft,Sie wurden wirklich sein Gewinn!
Jüngst traf ich einen alten Mann Und hub ihm vorzusingen an, Doch an den Mienen des Gesichts Bemerkt´ ich bald, er höre nichts. Da dachte ich: der Greis ist taub, Drum wird dein Lied des Windes Raub, So tu´ ihm denn, nicht durch den Mund, Durch Zeichen dies und jenes kund. Ich tat´s, doch ward mir leider klar, Daß er auch schon erblindet war, Denn, wie der Frosch aus seinem Sumpf, Hervorglotzt, sah er dumpf und stumpf, Und ungestört in seiner Ruh´, Der Sprache meiner Finger zu. Ich rief: mit dem steht´s schlimm genug, Doch mögt´ ich ihm den letzten Zug Noch gönnen aus dem Lebensquell! Da reicht´ ich ihm die Rose schnell, Die ich für meine Braut gepflückt, Allein auch das ist schlecht geglückt, Ihm schien der Duft nicht mehr zu sein, Wie einem Gartengott von Stein. Nunmehr verlor ich die Geduld, Ich dacht´ an meines Mädchens Huld, Die mir so schmählig jetzt entging, Da sie die Rose nicht empfing, Und jagte ihm im ersten Zorn In´s dicke Fell den scharfen Dorn; Doch bracht´ auch dies ihm wenig Not, Er zuckte nicht, er – war wohl tot!
Wenn ich mich abends entkleide,Gemachsam, Stück für Stück,So tragen die müden GedankenMich vorwärts oder zurück.Ich denke der alten Tage,Da zog die Mutter mich aus;Sie legte mich still in die Wiege,Die Winde brausten ums Haus.Ich denke der letzten Stunde,Da werdens die Nachbarn tun;Sie senken mich still in die Erde,Dann werd ich lange ruhn.Schließt nun der Schlaf mein Auge,Wie träum ich so oftmals das:Es wär eins von beidem,Nur wüßt ich selber nicht, was.
Den bängsten Traum begleitetein heimliches Gefühl,daß alles nichts bedeutet,und wär´ es noch so schwül.Da spielt in unser Weinenein Lächeln hold hinein.Ich aber möchte meinen,so sollt es immer sein.
»Du säest Zähne des Drachen,Geharnischte Männer erstehn;Doch, Armer, sie werden nicht für dich,Sie werden gegen dich gehen!«Und mögen sie mich auch verwundenUnd senken ins eisige Grab –Sie sind doch kräftige KämpenDer Herrin, der ich mich ergab.Und mag ich der Herrin nur dienen,So will ich ja gerne vergehn,Drum säe ich Zähne des DrachenUnd freue mich, wenn sie erstehn!
Schilt nimmermehr die Stunde hart,Die fort von dir was Teures reißt;Sie schreitet durch die GegenwartAls ferner Zukunft dunkler Geist.Sie will dich vorbereiten, ernst,Auf das, was unabwendbar droht,Damit du heut entbehren lernst,Was morgen sicher raubt der Tod.
So wie die Sonne untergeht,Gibt´s einen letzten Baum,Der, wie in Morgenflammen, stehtAm fernsten Himmelssaum.Es ist ein Baum und weiter nichtsDoch denkt man in der NachtDes letzten wunderbaren Lichts,So wird auch sein gedacht.Auf gleiche Weise denk ich dein,Nun mich die Jugend läßt,Du hältst mir ihren letzten Schein Für alle Zeiten fest.