Wieder duftet der Wald. Es heben die schwebenden Lerchen mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war; zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, – aber nach langen, regnenden Nachmittagen kommen die goldübersonnten neueren Stunden, vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen. Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser über der Steine ruhig dunkelnden Glanz. Alle Geräusche ducken sich ganz in die glänzenden Knospen der Reiser.
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,die sich über die Dinge zieh´n.Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,aber versuchen will ich ihn.Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,und ich kreise jahrtausendelang,und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturmoder ein großer Gesang.
Seltsam lächelnd schob der Laborantden Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.Er wußte jetzt, was er noch brauchte,damit der sehr erlauchte Gegenstandda drin entstände. Zeiten brauchte er,Jahrtausende für sich und diese Birne,in der es brodelte; im Hirn Gestirneund im Bewußtsein mindestens das Meer.Das Ungeheuere, das er gewollt,er ließ es los in dieser Nacht. Es kehrtezurück zu Gott und in sein altes Maß;Er aber, lallend wie ein Trunkenbold,lag über dem Geheimfach und begehrteden Brocken Gold, den er besaß.
Alle, welche dich suchen, versuchen dich.Und die, die dich finden, binden dichAn Bild und Gebärde.Ich aber will dich begreifenWie dich die Erde begreift,Mit meinem ReifeReift dein Reich.
Und sie schweigen, weil die Scheidewändeweggenommen sind aus ihrem Sinn,und die Stunden, da man sie verstände,heben an und gehen hin.Nächtens oft, wenn sie ans Fenster treten:plötzlich ist alles gut.Ihre Hände liegen im Konkreten,und das Herz ist hoch und könnte beten,und die Augen schauen ausgeruhtauf den unverhofften, oftenstelltenGarten im beruhigten Geviert,der im Widerschein der fremden Weltenweiterwächst und niemals sich verliert.
Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum. Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)geht ihnen manchmal durch den Traum. Fast gleichen sie einander alle; in Gottes Gärten schweigen sie, wie viele, viele Intervalle in seiner Macht und Melodie. Nur wenn sie ihre Flügel breiten, sind sie die Wecker eines Winds: als ginge Gott mit seinen weiten Bildhauerhänden durch die Seiten im dunklen Buch des Anbeginns.
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht Sich eine kleine Weile der Bestand Von bunten Pferden, alle aus dem Land, Das lange zögert, eh es untergeht. Zwar manche sind an Wagen angespannt, Doch alle haben Mut in ihren Mienen; Ein böser roter Löwe geht mit ihnen Und dann und wann ein weißer Elefant. Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald, Nur daß er einen Sattel trägt und drüber Ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt. Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge Und hält sich mit der kleinen heißen Hand, Dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge. Und dann und wann ein weißer Elefant. Und auf den Pferden kommen sie vorüber, Auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge Fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge Schauen sie auf, irgendwohin, herüber - Und dann und wann ein weißer Elefant. Und das geht hin und eilt sich, daß es endet, Und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel. Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, Ein kleines kaum begonnenes Profil. Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet, Ein seliges, das blendet und verschwendet An dieses atemlose blinde Spiel ...
Leise von den AlleenErgriffen, rechts und links,Folgend dem WeitergehenIrgendeines Winks,Tritts du mit einem MaleIn das BeisammenseinEiner schattigen WasserschaleMit vier Bänken aus Stein;In eine abgetrennte Zeit, die allein vergeht.Auf feuchte Postamente,Auf denen nichts mehr steht,Hebst du einen tiefenErwartenden Atemzug;Während das silberne TriefenVor dem dunkeln BugDich schon zu den SeinenZählt und weiterspricht.Und du fühlst dich unter Steinen,Die hören, und rührst dich nicht.
Ich bin zu Hause Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen,dort wo die Alten sich zu Abend setzen,und Herde glühn und hellen ihren Raum. Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.Dort wo die Abendglocken klar verlangenund Mädchen, vom Verhallenden befangen,sich müde stützen auf den Brunnensaum. Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;und alle Sommer, welche in ihr schweigen,rühren sich wieder in den tausend Zweigenund wachen wieder zwischen Tag und Traum.
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,hinüberglitt zu unbekannten Schatten,und als er fühlte, daß sie drüben nunwie einen Mond ihr Mädchenlächeln hattenund ihre Weise wohlzutun:Da wurde ihm die Toten so bekannt,als wäre er durch sie mit einem jedenganz nah verwandt; er ließ die andern redenund glaube nicht und nannte jenes Landdas gutgelegene, das immersüße -und tastete es ab für ihre Füße.