Gesehn, gehofft, gefunden,gestanden und geliebt –drauf eine Zahl von Stundendurch keinen Schmerz getrübt.Gequält, getrennt, geschiedendurch feindliches Bemühn –dahin der Seele Frieden,die süße Ruh dahin…Sich liebend treu geblieben, geklagt, gesehnt, geweintund dann, im bessern Drübenauf ewig doch vereint.
Wandelt sich rasch auch die Weltwie Wolkengestalten,alles Vollendete fälltheim zum Uralten.Über den Wandel und Gang,weiter und freier,währt noch dein Vor-Gesang,Gott mit der Leier.Nicht sind die Leiden erkannt,nicht ist die Liebe gelernt,und was im Tod uns entfernt,ist nicht entschleiert.Einzig das Lied überm Landheiligt und feiert.
Wie das Gestirn, der Mond, erhaben, voll Anlaß,plötzlich die Höhn übertritt, die entworfene Nachtgelassen vollendend: siehe: so steigt mirrein die Stimme hervor aus Gebirgen des Nichtmehr.Und die Stellen, erstaunt, an denen du da warst undfortkamst, schmerzen klarer dir nach.
Gott, wie begreif ich deine Stunde,als du, daß sie im Raum sich runde,die Stimme vor dich hingestellt;dir war das Nichts wie eine Wunde,da kühltest du sie mit der Welt.Jetzt heilt es leise unter uns.Denn die Vergangenheiten trankendie vielen Fieber aus dem Kranken,w i r fühlen schon in sanftem Schwankenden ruhigen Puls des Hintergrunds.Wir liegen lindernd auf dem Nichtsund wir verhüllen alle Risse;du aber wächst ins Ungewisseim Schatten deines Angesichts.
Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr so müheschwer vorüberrollte; nun endlich bin ich, was ich wollte und was ich strebte: ein Skolar.Erst ´Recht´ studieren war mein Plan; doch meine leichte Laune schreckten die strengen, staubigen Pandekten, und also ward der Plan zum Wahn.Theologie verbot mein Lieb, konnt mich auf Medizin nicht werfen, so daß für meine schwachen Nerven nichts als - Philosophieren blieb.Die Alma mater reicht mir dar der freien Künste Prachtregister, -und bring ich´s nie auch zum Magister, bin, was ich strebte: ein Skolar.
Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,und ohne Füße kann ich zu dir gehn,und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.Brich mir die Arme ab, ich fasse dich mitmeinem Herzen wie mit einer Hand,halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,und wirfst Du in mein Hirn den Brand,so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
Es ist noch Tag auf der Terrasse.Da fühle ich ein neues Freuen:Wenn ich jetzt in den Abend fasse,Ich könnte Gold in jede GasseAus meiner Stille niederstreuen.Ich bin jetzt vor der Welt so weit,Mit ihrem späten Glanz verbrämeIch meine ernste Einsamkeit.Mir ist, als ob mir irgendwerJetzt leise meinen Namen nähme,So zärtlich, daß ich mich nicht schämeUnd weiß, ich brauche keinen mehr.
Du im vorausverlorne Geliebte, Nimmergekommene,nicht weiß ich, welche Töne dir lieb sind.Nicht mehr versuch ich, dich, wenn das Kommende wogt,zu erkennen. Alle die großenBilder in mir, im Fernen erfahrene Landschaft,Städte und Türme und Brücken und unvermutete Wendungen der Wegeund das Gewaltige jener von Götterneinst durchwachsenen Länder:steigt zur Bedeutung in mirdeiner, Entgehende, an.Ach, die Gärten bist du,ach, ich sah sie mit solcherHoffnung. Ein offenes Fensterim Landhaus –, und du tratest beinahemir nachdenklich heran. Gassen fand ich, –du warst sie gerade gegangen,und die Spiegel manchmal der Läden der Händlerwaren noch schwindlich von dir und gaben erschrockenmein zu plötzliches Bild. – Wer weiß, ob derselbeVogel nicht hinklang durch unsgestern, einzeln, im Abend?
Du Dunkelheit, aus der ich stamme ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie´s errafft, Menschen und Mächte - Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft. Ich glaube an Nächte.
Meine Seele ist vielleicht grad und gut;aber mein Herz, mein verbogenes Blut,alles das, was mir wehe tut,kann sie nicht aufrecht tragen.Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,sie hängt an meinem scharfen Skelettmit entsetztem Flügelschlagen.Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.Wie verkümmert sie sind: sieh her:zähe hüpfen sie, feucht und schwer,wie kleine Kröten nach Regen.Und das Andre an mir istabgetragen und alt und trist;warum zögert Gott, auf den Mistalles das hinzulegen.Ob er mir zürnt für mein Gesichtmit dem mürrischen Munde?Es war ja so oft bereit, ganz lichtund klar zu werden im Grunde;aber nichts kam ihm je so dichtwie die großen Hunde.Und die Hunde haben das nicht.