Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle, dran dein Blick mit einem Klange stößt; aber da, an diesem schwarzen Felle wird dein stärkstes Schauen aufgelöst: wie ein Tobender, wenn er in vollsterRaserei ins Schwarze stampft,jählings am benehmenden Gepolster einer Zelle aufhört und verdampft.Alle Blicke, die sie jemals trafen, scheint sie also an sich zu verhehlen,um darüber drohend und verdrossen zuzuschauern und damit zu schlafen. Doch auf einmal kehrt sie, wie geweckt,ihr Gesicht und mitten in das deine: und da triffst du deinen Blick im geelen Amber ihrer runden Augensteine unerwartet wieder: eingeschlossen wie ein ausgestorbenes Insekt.
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt wie aus dem Kerker, der ihn haßt und hält, – es ist ein großes Wunder in der Welt: ich fühle: alles Leben wird gelebt. Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die wie eine ungespielte Melodie im Abend wie in einer Harfe stehn? Sind das die Winde, die von Wassern wehn, sind das die Zweige, die sich Zeichen geben, sind das die Blumen, die die Düfte weben, sind das die langen alternden Alleen? Sind das die warmen Tiere, welche gehn, sind das die Vögel, die sich fremd erheben? Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, – das Leben?
Die falben Felder schlafen schon,mein Herz nur wacht allein;der Abend refft im Hafen schonsein rotes Segel ein.Traumselige Vigilie!Jetzt wallt die Nacht durchs Land;der Mond, die weiße Lilieblüht auf in ihrer Hand.
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt,streut der Sturm auch den welkenden Waldin den Gleichmut des Sees -die Schönheit wächst aus der engen Gestalt;sie wurde reif, und mit milder Gewaltzerbricht sie das alte Gefäß.Sie kommt aus den Bäumenin mich und in dich,nicht um zu ruh´n;der Sommer ward ihr zu feierlich.Aus vollen Früchten flüchtet sie sichund steigt aus betäubenden Träumenarm ins tägliche Tun.
So bin ich nur als Kind erwacht,so sicher im Vertraun,Nach jeder Angst und jeder NachtDich wieder anzuschaun.Ich weiß, so oft mein Denken mißt:wie tief, wie lang, wie weit, –Du aber bist und bist und bist,Umzittert von der Zeit.Mir ist als wär´ ich jetzt zugleichKind, Knab und Mann und mehr,Ich fühle: nur der Ring ist reichDurch seine Wiederkehr.Ich danke Dir, Du tiefe Kraft,Die immer leister mit mir schafftWie hinter vielen Wänden;Jetzt ward mir erst der Werktag schlichtUnd wie ein heiliges GesichtZu meinen dunklen Händen.
Und ich möchte dich so gut ich kann bitten,Geduld zu haben gegen alles Ungelöstein deinem Herzen,und zu verstehen.Die Fragen selbst lieb zu habenwie verschlossene Stuben.Und wie Bücher, die in einer fremden Sprachegeschrieben sind.Forsche jetzt nicht nach Antworten,die dir nicht gegeben werden können,weil du sie nicht leben könntest.Und es handelt sich darumalles zu leben.Vielleicht lebst du dannallmählich – ohne es zu merken –in deine Antworten hinein.
Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht´ ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstet sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
Hörst du das Neue Herr,dröhnen und beben?Kommen Verkündiger,die es erheben.Zwar ist kein Hören heilin dem Durchtobtsein,doch der Maschinenteilwill jetzt gelobt sein.Sieh, die Maschine:wie sie sich wälzt und rächtund uns entstellt und schwächt.Hat sie aus uns auch Kraft,sie, ohne Leidenschaft,treibe und diene.
Ich fürchte mich so vor derMenschen Wort.Sie sprechen alles so deutlichaus:Und dieses heißt Hund undjenes heißt Haus,und hier ist Beginn und dasEnde ist dort.Mich bangt auch ihr Sinn,ihr Spiel mit dem Spott,sie wissen alles, was wird undwar;kein Berg ist ihnen mehrwunderbar;ihr Garten und Gut grenzt gradean Gott.Ich will immer warnen undwehren: Bleibt fern.Die Dinge singen hör ich sogern.Ihr rührt sie an: sie sind starrund stumm.Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Sieh, wie sie zu einander erwachsen:in ihren Adern wird alles Geist.Ihre Gestalten beben wie Achsen,um die es heiß und hinreißend kreist.Dürstende, und sie bekommen zu trinken,Wache und sieh: sie bekommen zu sehn,Lass sie ineinander sinken,um einander zu überstehn.