Ob auch die Stunden uns wieder entfernen ...wir sind immer zusammen im Traum,wie unter einem aufblühendem Baum.Wir werden die Worte, die laut sind, verlernenund von uns reden wie Sterne von Sternen.Alle lauten Worte verlernen,wie unter einem aufblühenden Baum.
Mit diesem Wind kommt Schicksal; laß, o laßes kommen, all das Drängende und Blinde,vor dem wir glühen werden –: alles das.(Sei still und rühr dich nicht, daß es uns finde.)O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.Von irgendwo bringt dieser neue Wind,schwankend vom Tragen namenloser Dinge,über das Meer her was wir sind.…. Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)Aber mit diesem Wind geht immer wiederdas Schicksal riesig über uns hinaus
Und Nacht und fernes Fahren; denn der TrainDes ganzen Heeres zog am Park vorüber.Er aber hob den Blick vom ClavecinUnd spielte noch und sah zu ihr hinüberBeinah, wie man in einen Spiegel schaut:So sehr erfüllt von seinen jungen ZügenUnd wissend, wie sie seine Trauer trügen,Schön und verführender bei jedem Laut.Doch plötzlich wars, als ob sich das verwische:Sie stand wie mühsam in der FensternischeUnd hielt des Herzens drängendes Geklopf.Sein Spiel gab nach. Von draußen wehte Frische.Und seltsam fremd stand auf dem SpiegeltischeDer schwarze Tschako mit dem Totenkopf.
In meinem wilden Herzen("Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben")Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!Sie zu halten, wäre das Problem.Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben,wo ein endlich Sein in alledem? - Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegenjenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,und das willig Liegende verschwimmt - Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; -aber auch in ihnen flimmert Zeit.Ach, in meinem wilden Herzen nächtigtobdachlos die Unvergänglichkeit.
Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe?Ich bin dein Krug (wenn ich zerscherbe?)Ich bin dein Trunk (wenn ich verderbe?)Bin dein Gewand und dein Gewerbe,mit mir verlierst du deinen Sinn.Nach mir hast du kein Haus, darindich Worte, nah und warm, begrüßen.Es fällt von deinen müden Füßendie Samtsandale, die ich bin.Dein großer Mantel läßt dich los.Dein Blick, den ich mit meiner Wangewarm, wie mit einem Pfühl, empfange,wird kommen, wird mich suchen, lange -und legt beim Sonnenuntergangesich fremden Steinen in den Schoß.Was wirst du tun, Gott? Ich bin bange.
Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewogeund keine Heimat haben in der Zeit.Und das sind Wünsche: leise Dialogetäglicher Stunden mit der Ewigkeit. Und das ist Leben. Bis aus einem Gesterndie einsamste von allen Stunden steigt,die, anders lächelnd als die andern Schwestern,dem Ewigen entgegenschweigt.
Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt. Wie weiß ich´s noch: ein dunkles, unverwund´nes,grausames Etwas, das ein schön verbund’nes noch einmal zeigt und hinhält und - zerreißt. Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,Das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,Zurückblieb, so als wären´s alle FrauenUnd dennoch klein und weiß und nichts als dies:Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,Ein leise Weiterwinkendes -, schon kaumErklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,Von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen. Schon kehrt der Saft aus jener Allgemeinheit,Die dunkel in den Wurzeln sich erneut,Zurück ans Licht und speist die grüne Reinheit,Die unter Rinden noch die Winde scheut. Die Innenseite der Natur belebt sich,Verheimlichend ein neues Freuet euch;Und eines ganzen Jahres Jugend hebt sich,Unkenntlich noch, ins starrende Gesträuch.Des alten Nußbaums rühmliche GestaltungFüllt sich mit Zukunft, außen grau und kühl;Doch junges Buschwerk zittert vor VerhaltungUnter der kleinen Vögel Vorgefühl.
Er ging hinauf unter dem grauen Laubganz grau und aufgelöst im Ölgeländeund legte seine Stirne voller Staubtief in das Staubigsein der heißen Hände. Nach allem dies. Und dieses war der Schluß.Jetzt soll ich gehen, während ich erblinde,und warum willst Du, daß ich sagen muß,Du seist, wenn ich Dich selber nicht mehr finde. Ich finde Dich nicht mehr. Nicht in mir, nein.Nicht in den andern. Nicht in diesem Stein.Ich finde Dich nicht mehr. Ich bin allein. Ich bin allein mit aller Menschen Gram,den ich durch Dich zu lindern unternahm,der Du nicht bist. O namenlose Scham... Später erzählte man, ein Engel kam –. Warum ein Engel? Ach es kam die Nachtund blätterte gleichgültig in den Bäumen.Die Jünger rührten sich in ihren Träumen.Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht. Die Nacht, die kam, war keine ungemeine;so gehen hunderte vorbei.Da schlafen Hunde, und da liegen Steine.Ach eine traurige, ach irgendeine,die wartet, bis es wieder Morgen sei. Denn Engel kommen nicht zu solchen Betern,und Nächte werden nicht um solche groß.Die Sich-Verlierenden läßt alles los,und die sind preisgegeben von den Väternund ausgeschlossen aus der Mütter Schoß.
Fremde Geige, gehst du mir nach?In wieviel fernen Städten schon sprachdeine einsame Nacht zu meiner?Spielen dich hunderte? Spielt dich einer?Gibt es in allen großen Städtensolche, die sich ohne dichschon in den Flüssen verloren hätten?Und warum trifft es immer mich?Warum bin ich immer der Nachbar derer,die dich bange zwingen zu singenund zu sagen: Das Leben ist schwererals die Schwere von allen Dingen.