Nein, ich vergesse dich nicht,was ich auch werde,liebliches zeitiges Licht,Erstling der Erde.Alles, was du versprachst,hat sie gehalten,seit du das Herz mir erbrachstohne Gewalten.Flüchtisgte frühste Figur,die ich gewahrte:nur weil ich Stärke erfuhr,rühm ich das Zarte.
Nenn ich dich Aufgang oder Untergang?Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bangund greife scheu nach seiner Rosen Röte –und ahne eine Angst in seiner Flötevor Tagen, welche liedlos sind und lang. Aber die Abende sind mild und mein,von meinem Schauen sind sie still beschienen;in meinen Armen schlafen Wälder ein, –und ich bin selbst das Klingen über ihnen,und mit dem Dunkel in den Violinenverwandt durch all mein Dunkelsein.
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln sind diese Blätter, trocken, stumpf und rau, hinter den Blütendolden,die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln. Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren, und wie in alten blauen Briefpapieren ist Gelb in ihnen, Violett und Grau. Verwaschnes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht: wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze. Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuern in einer von den Dolden, und man sieht ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Denn das verstandest du: Die vollen Früchte.Die legtest du auf Schalen vor dich hinUnd wogst ihre Schwere auf.und sahst dich selbst zuletzt als Frucht,Nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugstDich vor den Spiegel, ließest dich hineinBis auf dein Schauen; das blieb groß davorUnd sagte nicht: Das bin ich: nein: Dies ist.So ohne Neugier war zuletzt dein SchauenUnd so besitzlos, von so wahrer Anmut,Daß es dich selbst nicht mehr begehrte: Heilig´
Alle, welche dich suchen, versuchen dich.Und die, die dich finden, binden dichAn Bild und Gebärde.Ich aber will dich begreifenWie dich die Erde begreift,Mit meinem ReifeReift dein Reich.
Immer ist es Welt(aus: Die achte Elegie)Wir haben nie, nicht einen einzigen Tag,den reinen Raum vor uns, in den die Blumenunendlich aufgehn. Immer ist es Weltund niemals Nirgends ohne Nicht: das Reine,Unüberwachte, das man atmet undunendlich weiß und nicht begehrt.
Und du wartest, erwartest das Eine,das dein Leben unendlich vermehrt;das Mächtige, Ungemeine,das Erwachen der Steine,Tiefen, dir zugekehrt.Es dämmern im Bücherständerdie Bände in Gold und Braun;und du denkst an durchfahrene Länder,an Bilder, an die Gewänderwiederverlorener Fraun.Und da weißt du auf einmal: das war es.Du erhebst dich, und vor dir stehteines vergangenen JahresAngst und Gestalt und Gebet.
Wer ist es, wer mich so liebt, daß ersein liebes Leben verstößt?Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,so bin ich vom Steine zur Wiederkehrins Leben, ins Leben erlöst.Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;der Stein ist so still.Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.Hat keiner den Mut,durch den ich erwachen will?Und werd ich einmal im Leben sein,das mir alles Goldenste giebt, –so werd ich alleinweinen, weinen nach meinem Stein.Was hilft mir mein Blut, wenn es reift wie der Wein?Es kann aus dem Meer nicht den Einen schrein,der mich am meisten geliebt.
Der Tod ist groß.Wir sind die Seinenlachenden Munds.Wenn wir unsmitten im Leben meinen,wagt er zu weinenmitten in uns.
Ich hab das "Ich" verlernt und weiß nur: wir.Mit der Geliebten wurde ich zu zwein;und aus uns beiden in die Welt hineinund über alles Wesen wuchs das Wir.Und weil wir Alles sind, sind wir allein.