Mein Leben ist nicht diese steile Stunde, darin du mich so eilen siehst. Ich bin ein Baum vor meinem Hintergrunde, ich bin nur einer meiner vielen Munde und jener, welcher sich am frühsten schließt. Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen, die sich nur schlecht aneinander gewöhnen: denn der Ton Tod will sich erhöhn – Aber im dunklen Intervall versöhnen sich beide zitternd. Und das Lied bleibt schön.
[Gott]Du kommst und gehst. Die Türen fallenviel sanfter zu, fast ohne Wehn.Du bist der Leiseste von allen,die durch die leisen Häuser gehn.Man kann sich so an dich gewöhnen,daß man nicht aus dem Buche schaut,wenn seine Bilder sich verschönen,von deinem Schatten überblaut;weil dich die Dinge immer tönennur einmal leis und einmal laut.Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,verteilt sich deine Allgestalt;du gehst wie lauter lichte Rehe,und ich bin dunkel und bin Wald.Du bist ein Rad, an dem ich stehe:von deinen vielen dunklen Achsenwird immer wieder eine schwerund dreht sich näher zu mir her,und meine willigen Werke wachsenvon Wiederkehr zu Wiederkehr
Da oben wird das Bild von einer Weltaus Blicken immerfort erneut und gilt.Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stelltsich neben ihn, wenn er durch dieses Bildsich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,und wie im Zweifel seine Wirklichkeitweggebend an das Bild, das er vergißt,um dennoch immer wieder sein Gesichthineinzuhalten, fast mit einem Flehen,beinah begreifend, nah am Einverstehen und doch verzichtend: denn er wäre nicht.
Der Abend wechselt langsamdie Gewänder,die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;du schaust: und von dir scheiden sichdie Länder,ein himmelfahrendes und eins, das fällt.Und lassen dich,zu keinem ganz gehörend,nicht ganz so dunkel wie das Haus,das schweigt,nicht ganz so sicher Ewiges beschwörendwie das, was Stern wird jede Nachtund steigt.Und lassen dir(unsäglich zu entwirrn)dein Leben bang und riesenhaftund reifend,sodaß es, bald begrenztund bald begreifend,abwechseln Stein in dir wird und Gestirn.
Er ging hinauf unter dem grauen Laubganz grau und aufgelöst im Ölgeländeund legte seine Stirne voller Staubtief in das Staubigsein der heißen Hände. Nach allem dies. Und dieses war der Schluß.Jetzt soll ich gehen, während ich erblinde,und warum willst Du, daß ich sagen muß,Du seist, wenn ich Dich selber nicht mehr finde. Ich finde Dich nicht mehr. Nicht in mir, nein.Nicht in den andern. Nicht in diesem Stein.Ich finde Dich nicht mehr. Ich bin allein. Ich bin allein mit aller Menschen Gram,den ich durch Dich zu lindern unternahm,der Du nicht bist. O namenlose Scham... Später erzählte man, ein Engel kam –. Warum ein Engel? Ach es kam die Nachtund blätterte gleichgültig in den Bäumen.Die Jünger rührten sich in ihren Träumen.Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht. Die Nacht, die kam, war keine ungemeine;so gehen hunderte vorbei.Da schlafen Hunde, und da liegen Steine.Ach eine traurige, ach irgendeine,die wartet, bis es wieder Morgen sei. Denn Engel kommen nicht zu solchen Betern,und Nächte werden nicht um solche groß.Die Sich-Verlierenden läßt alles los,und die sind preisgegeben von den Väternund ausgeschlossen aus der Mütter Schoß.
Mag auch die Spiegelung im Teichoft uns verschwimmen:Wisse das Bild.Erst in dem Doppelbereichwerden die Stimmenewig und mild.
Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,in Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.Und wir, zu ferne für die Ausgestaltung,zu nahe für die Abkehr hingestellt.Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:Was ist begonnen, und was ist verflossen?Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?
Und ich möchte dich so gut ich kann bitten,Geduld zu haben gegen alles Ungelöstein deinem Herzen,und zu verstehen.Die Fragen selbst lieb zu habenwie verschlossene Stuben.Und wie Bücher, die in einer fremden Sprachegeschrieben sind.Forsche jetzt nicht nach Antworten,die dir nicht gegeben werden können,weil du sie nicht leben könntest.Und es handelt sich darumalles zu leben.Vielleicht lebst du dannallmählich – ohne es zu merken –in deine Antworten hinein.
Der Kuß ist ein Lied,ein wortloses Lied;ein Kuß – der geschieht!Es löst das Solo zweier Seelenin vollen Mollakkorden sich:Küsse mich…Küsse mich – wie das süß –Küsse mich, Kind, auf den Mund…Ja so ein Kuß verrät das und dies…Küsse die Lippen mir wund…Küsse mich lange, minutenlang,küsse die Wangen mir rot.Jetzt bin ich doch schon vor Liebe krank –küß mich zu Tod…Liebe – leuchtende Liebe spannteweit ihren Flug an des Weltalls Rand, –Jeder durchwandert sein eigener DanteHimmel und Hölle an ihrer Hand.Jeder der weiß wie sie himmlisch oft nahte,hell in den Augen ein süßes Gebot,denkt auch das schreckliche ›Lasciate‹,das sie am Tore der Hölle gedroht. –Nicht eine Hölle voll Schwefelgeschweleharrt meines Todes mit Schrecken und Pein –Eine Hölle wärs meiner fiebernden Seele,jemals von dir vergessen zu sein…
Die Fenster glühten an dem stillen Haus,Der ganze Garten war voll Rosendüften.Hoch spannte über weißen WolkenklüftenDer Abend in den unbewegten LüftenDie Schwingen aus.Ein Glockenton ergoß sich auf die Au ...Lind wie ein Ruf aus himmlischen Bezirken.Und heimlich über flüstervollen BirkenSah ich die Nacht die ersten Sterne wirkenIns blasse Blau.