Weiß die Natur noch den Ruck,Da sich ein Teil der GeschöpfeAbriß vom stetigen Stand?Blumen, geduldig genug,Hoben nur horchend die Köpfe,Blieben im Boden gebannt.Weil sie verzichteten aufGang und gewillte Bewegung,Stehn sie so reich und so rein.Ihren tiefinneren Lauf,Voll von entzückter Erregung,Holt kein Jagender ein.Innere Wege zu tunAn der gebotenen Stelle,Ist es nicht menschliches Los?Anderes drängt den Taifun,Anderes wächst mit der Welle, –Uns sei Blume-sein groß.
Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten ausbewohnten Dingen...Und daß sie jede Wand in meinem Hausumschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!Ihr oftgekommenen, Schläfer in den Dingen,die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,die wir vermuten, Hals und Antlitz waschenund die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutunzu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänztan allen Bruchstellen unseres Mißlingens....
Weiße Freundinnen mitten im Heutelachen und horchen und planen für morgen;abseits erwägen gelassene Leutelangsam ihre besonderen Sorgen,das Warum und das Wann und das Wie,und man hört sie sagen: Ich glaube –;aber in ihrer Spitzenhaubeist sie sicher, als wüßte sie,daß sie sich irren, diese und alle.Und das Kinn, im Niederfalle,lehnt sich an die weiße Koralle,die den Schal zur Stirne stimmt.Einmal aber, bei einem Gelache,holt sie aus springenden Lidern zwei wacheBlicke und zeigt diese harte Sache,wie man aus einem geheimen Facheschöne ererbte Steine nimmt.
Wer jetzt weint irgendwo in der Welt,ohne Grund weint in der Welt,weint über mich. Wer jetzt lacht irgendwo in der Nacht,ohne Grund lacht in der Nacht,lacht mich aus. Wer jetzt geht irgendwo in der Welt,ohne Grund geht in der Welt,geht zu mir. Wer jetzt stirbt irgendwo in der Welt,ohne Grund stirbt in der Welt:sieht mich an.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.
Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,wenn ich erwachte in der Nacht und rief.Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namenist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, -du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,der dich ergänzt in glänzendem Relief.Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,ich bin das langsame und bange Amen,das deine Schönheit scheu beschließt.Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschienund wie Verlorengehen und Entfliehn, -da hobst du mich aus Herzensfinsternissenund wolltest mich auf allen Türmen hissenwie Scharlachfahnen und wie Draperien.Du: der von Wundern redet wie vom Wissenund von den Menschen wie von Melodienund von den Rosen: von Ereignissen,die flammend sich in deinem Blick vollziehn, -du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,aus dessen siebentem und letztem Tagenoch immer Glanz auf deinem Flügelschlageverloren liegt...Befiehlst du, daß ich frage?
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter, geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden. Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter, hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle. Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen; was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig, daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen, lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Frühling ist wiedergekommen. Die Erdeist wie ein Kind, das Gedichte weiß;viel, o viele ... Für die Beschwerdelangen Lernens bekommt sie den Preis.Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weißean dem Barte des alten Manns.Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns!Erde, die frei hat, du glückliche, spiele!nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,und was gedruckt steht in Wurzeln und langenschwierigen Stämmen: sie singts, sie singts!
Denn, Herr, die großen Städte sindverlorene und aufgelöste;wie Flucht vor Flammen ist die größte, –und ist kein Trost, daß er sie tröste,und ihre kleine Zeit verrinnt.Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,geängsteter denn eine Erstlingsherde;und draußen wacht und atmet deine Erde,sie aber sind und wissen es nicht mehr.Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,die immer in demselben Schatten sind,und wissen nicht, daß draußen Blumen rufenzu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, – und müssen Kind sein und sind traurig Kind.Da blühen Jungfrauen auf zum Unbekanntenund sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;das aber ist nicht da, wofür sie brannten,und zitternd schließen sie sich wieder zu.Und haben in verhüllten Hinterzimmerndie Tage der enttäuschten Mutterschaft,der langen Nächte willenloses Wimmernund kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,und langsam sehnen sie sich dazu hin;und sterben lange, sterben wie in Kettenund gehen aus wie eine Bettlerin.
Alldieweil Lieb bei Lieb ist,weiß Lieb nicht wie lieb Lieb ist;wenn aber Lieb von Lieb scheidet, weiß lieb Lieb wohl,was lieb Lieb war.