Ich verrinne, ich verrinnewie Sand, der durch Finger rinnt.Ich habe auf einmal so viele Sinne,die alle anders durstig sind.Ich fühle mich an hundert Stellenschwellen und schmerzen.Aber am meisten mitten im Herzen.Ich möchte sterben. Laß mich allein.Ich glaube, es wird mir gelingen,so bange zu sein,daß mir die Pulse zerspringen.
An der sonngewohnten Straße, in demhohlen halben Baumstamm, der seit langeTrog ward, eine Oberfläche Wasserin sich leis erneuernd, still ich meinenDurst: des Wassers Heiterkeit und Herkunftin mich nehmend durch die Handgelenke.Trinken schiene mir zu viel, zu deutlich:aber diese wartende Gebärdeholt mir helles Wasser ins Bewußtsein.Also, kämst du, braucht ich, mich zu stillen,nur ein leichtes Anruhn meiner Hände,Sei´s an deiner Schulter junge Rundung,sei es an den Andrang deiner Brüste.
Und sie schweigen, weil die Scheidewändeweggenommen sind aus ihrem Sinn,und die Stunden, da man sie verstände,heben an und gehen hin.Nächtens oft, wenn sie ans Fenster treten:plötzlich ist alles gut.Ihre Hände liegen im Konkreten,und das Herz ist hoch und könnte beten,und die Augen schauen ausgeruhtauf den unverhofften, oftenstelltenGarten im beruhigten Geviert,der im Widerschein der fremden Weltenweiterwächst und niemals sich verliert.
Gerüchte gehen, die dich vermuten,und Zweifel gehen, die dich verwischen.Die Trägen und Träumerischenmißtrauen ihren eignen Glutenund wollen, daß die Berge bluten,denn eher glauben sie dich nicht.Du aber senkst dein Angesicht.Du könntest den Bergen die Adern aufschneidenals Zeichen eines großen Gerichts;aber dir liegt nichtsan den Heiden.Du willst nicht streiten mit allen Listenund nicht suchen die Liebe des Lichts;denn dir liegt nichtsan den Christen.Dir liegt an den Fragenden nichts.Sanften GesichtsSiehst du den Tragenden zu.
Aus unendlichen Sehnsüchten steigen endliche Taten wie schwache Fontänen, die sich zeitig und zitternd neigen. Aber, die sich uns sonst verschweigen, unsere fröhlichen Kräfte – zeigen sich in diesen tanzenden Tränen.
Immer ist es Welt(aus: Die achte Elegie)Wir haben nie, nicht einen einzigen Tag,den reinen Raum vor uns, in den die Blumenunendlich aufgehn. Immer ist es Weltund niemals Nirgends ohne Nicht: das Reine,Unüberwachte, das man atmet undunendlich weiß und nicht begehrt.
Wandelt sich rasch auch die Weltwie Wolkengestalten,alles Vollendete fälltheim zum Uralten.Über den Wandel und Gang,weiter und freier,währt noch dein Vor-Gesang,Gott mit der Leier.Nicht sind die Leiden erkannt,nicht ist die Liebe gelernt,und was im Tod uns entfernt,ist nicht entschleiert.Einzig das Lied überm Landheiligt und feiert.
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt wie aus dem Kerker, der ihn haßt und hält, – es ist ein großes Wunder in der Welt: ich fühle: alles Leben wird gelebt. Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die wie eine ungespielte Melodie im Abend wie in einer Harfe stehn? Sind das die Winde, die von Wassern wehn, sind das die Zweige, die sich Zeichen geben, sind das die Blumen, die die Düfte weben, sind das die langen alternden Alleen? Sind das die warmen Tiere, welche gehn, sind das die Vögel, die sich fremd erheben? Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, – das Leben?
Ich hab das "Ich" verlernt und weiß nur: wir.Mit der Geliebten wurde ich zu zwein;und aus uns beiden in die Welt hineinund über alles Wesen wuchs das Wir.Und weil wir Alles sind, sind wir allein.
Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,in Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.Und wir, zu ferne für die Ausgestaltung,zu nahe für die Abkehr hingestellt.Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:Was ist begonnen, und was ist verflossen?Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?