Der echte Dichter(Wie man sich früher ihn dachte)Ein Dichter, ein echter, der Lyrik betreibt,Mit einer Köchin ist er beweibt.Seine Kinder sind schmuddlig und unerzogen,Kommt der Mietszettelmann, so wird tüchtig gelogen,Gelogen, gemogelt wird überhaupt viel,›Fabulieren‹ ist ja Zweck und Ziel.Und ist er gekämmt und gewaschen zuzeiten,so schafft das nur Verlegenheiten,Und ist er gar ohne Wechsel und SchuldenUnd empfängt er pro Zeile ´nen halben GuldenOder pendeln ihm Orden am Frack hin und her,So ist er gar kein Dichter mehr,Eines echten Dichters eigenste WeltIst der Himmel und – ein Zigeunerzelt.
Das Kind ist krank zum Sterben,die Lampe gibt trägen Schein,die Mutter spricht: "Mir ist es,als wären wir nicht allein."Der Vater sucht zu lächeln,doch im Herzen pocht´s ihm bang,stiller wird´s und stiller, –die Nacht ist gar zu lang.Nun scheint der Tag ins Fenster,die Vögel singen so klar;die beiden wußten es lange,wer der Gast gewesen war.
Vertrauen, schönster Stein in Königskronen,Du Mutter aller Liebe und ihr Kind,Du einzig Pfühl, auf dem wir sorglos schlummern,Ich rufe dich, kehr´ wieder in dies Herz!Es gibt kein Glück, wo du den Rücken wandtest,Es gibt kein Unglück, lächelst du aufs neu;Laß kämpfen mich in deinem Spruch und Zeichen,Und wieder wird das Leben mir zum Sieg.
Mein Lieschen, stell´ das Weinen ein,Auf Regen folgt ja Sonnenschein.Ich kehr´ mit Schwalb´ und FliederUnd wohl noch früher wieder.Der Bursche sprach´s. Vom GiebeldachSah ihm Treu-Lieschen lange nach,Bis Hoffnung wiederkehrteUnd ihren Thränen wehrte.Dei Äuglein wurden wieder klar,Das Herze jeden Kummers bar,Sie wußte: mit dem FliederKam ihr der Liebste wieder.
Nicht Glückes bar sind deine Lenze, Du forderst nur des Glücks zu viel; Gib deinem Wunsche Maß und Grenze, Und dir entgegen kommt das Ziel. Wie dumpfes Unkraut laß vermodern, Was in dir noch des Glaubens ist: Du hättest doppelt einzufodern Des Lebens Glück, weil du es bist. Das Glück, kein Reiter wird´s erjagen, Es ist nicht dort, es ist nicht hier; Lern´ überwinden, lern´ entsagen, Und ungeahnt erblüht es dir.
Es war im Herbst, im bunten Herbst,Wenn die rotgelben Blätter fallen,Da wurde John Graham vor Liebe krank,Vor Liebe zu Barbara Allen.Seine Läufer liefen hinab in die StadtUnd suchten, bis sie gefunden:“Ach unser Herr ist krank nach dir,Komm Lady, und mach´ ihn gesunden.”Die Lady schritt zum Schloß hinan,Schritt über die marmornen Stufen,Sie trat ans Bett, sie sah ihn an:“John Graham, du ließest mich rufen.”“Ich ließ dich rufen, ich bin im HerbstUnd die rotgelben Blätter fallen,Hast du kein letztes Wort für mich?Ich sterbe, Barbara Allen.”“John Graham, ich hab´ ein letztes Wort,Du warst mein All und Eines;Du teiltest Pfänder und Bänder aus,Mir aber gönntest du keines.John Graham, und ob du mich lieben magst,Ich weiß, ich hatte dich lieber,Ich sah nach dir, du lachtest mich anUnd gingest lachend vorüber.Wir haben gewechselt, ich und du,Die Sprossen der Liebesleiter,Du bist nun unten, du hast es gewolltIch aber bin oben und heiter.”Sie ging zurück. Eine Meil´ oder zwei,Da hörte sie Glocken schallen;Sie sprach: Die Glocken klingen für ihn,Für ihn und für Barbara Allen.“Liebe Mutter mach ein Bett für mich,Unter Weiden und Eschen geborgen;John Graham ist heute gestorben um michUnd ich sterbe um ihn morgen.”
Halte dich still, halte dich stumm, nur nicht forschen, warum? Warum?Nur nicht bitt´re Fragen tauschen, Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen. Wie´s dich auch aufzuhorchen treibt, das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
Eigentlich ist mir alles gleich, Der eine wird arm, der andre wird reich, Aber mit Bismarck – was wird das noch geben? Das mit Bismarck, das möcht´ ich noch erleben. Eigentlich ist alles soso, Heute traurig, morgen froh, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Ach, es ist nicht viel dahinter. Aber mein Enkel, so viel ist richtig, Wird mit nächstem vorschulpflichtig, Und in etwa vierzehn Tagen Wird er eine Mappe tragen, Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben –Ja, das möcht´ ich noch erleben. Eigentlich ist alles nichts, Heute hält´s, und morgen bricht´s, Hin stirbt alles, ganz geringe Wird der Wert der ird´schen Dinge; Doch wie tief herabgestimmt Auch das Wünschen Abschied nimmt, Immer klingt es noch daneben: Ja, das möcht´ ich noch erleben.
Und wieder hier draußen ein neues Jahr -Was werden die Tage bringen?!Wird´s werden, wie es immer war,Halb scheitern, halb gelingen?Wird´s fördern das, worauf ich gebaut,Oder vollends es verderben?Gleichviel, was es im Kessel braut,Nur wünsch´ ich nicht zu sterben.Ich möchte noch wieder im VaterlandDie Gläser klingen lassenUnd wieder noch des Freundes HandIm Einverständnis fassen.Ich möchte noch wirken und schaffen und tunUnd atmen eine Weile,Denn um im Grabe auszuruhn,Hat´s nimmer Not noch Eile.Ich möchte leben, bis all dies GlühnRückläßt einen leuchtenden FunkenUnd nicht vergeht wie die Flamm´ im Kamin,Die eben zu Asche gesunken.