Erscheint dir etwas unerhört,Bist du tiefsten Herzens empört,Bäume nicht auf, versuch´s nicht mit Streit,Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,Am dritten hast du´s überwunden,Alles ist wichtig nur auf Stunden,Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
Such nicht immer, was dir fehle,Demut fülle deine Seele,Dank erfülle dein Gemüt.Alle Blumen alle Blümchen,und darunter selbst ein Rühmchen,haben auch für dich geblüht!
Alles still! es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, Und darüber thront das Schweigen Und der Winterhimmel nur. Alles still! vergeblich lauschet Man der Krähe heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet, Und kein Bächlein summt vorbei. Alles still! die Dorfeshütten Sind wie Gräber anzusehn, Die, von Schnee bedeckt, inmitten Eines weiten Friedhofs stehn. Alles still! nichts hör ich klopfen Als mein Herze durch die Nacht - Heiße Tränen niedertropfen Auf die kalte Winterpracht.
Tröste dich, die Stunden eilen,und was all dich drücken mag,Auch das Schlimmste kann nicht weilen,und es kommt ein andrer Tag.In dem ew´gen Kommen, Schwinden,wie der Schmerz liegt auch das Glück,Und auch heitre Bilder findenihren Weg zu dir zurück.Harre, hoffe. Nicht vergebenszählest du der Stunden Schlag:Wechsel ist das Los des Lebens,und es kommt ein andrer Tag.
Die Flut steigt bis an den Ararat,Und es hilft keine Rettungsleiter,Da bringt die Taube Zweig und Blatt –Und es kribbelt und wibbelt weiter. Es sicheln und mähen von Ost nach WestDie apokalyptischen Reiter,Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,Es kribbelt und wibbelt weiter.Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,Es brennen Millionen Scheiter,Märtyrer hier und Hexen da,Doch es kribbelt und wibbelt weiter.So banne dein Ich in dich zurückUnd ergib dich und sei heiter, Was liegt an dir und deinem Glück?Es kribbelt und wibbelt weiter.
Ein Chinese (´s ist schon an 200 Jahr)In Frankreich auf einem Hofball war.Und die einen frugen ihn: ob er das kenne?Und die andern frugen ihn: wie er das nenne?»Wir nennen es tanzen«, sprach er mit Lachen,»Aber wir lassen es andere machen.«Und dieses Wort seit langer Frist,Mir immer in Erinnerung ist.Ich seh´ das Rennen, ich seh´ das Jagen,Und wenn mich die Menschen umdrängen und fragen,So sag ich: »Alles hat seine Zeit. Auch die Jagd nach dem Glück. All derlei Sachen,Ich lasse sie längst durch andere machen.«
Die Wolken ziehn, wie Trauergäste, Den Mond still – abwärts zu geleiten; Der Wind durchfegt die starren Äste, Und sucht ein Blatt aus beßren Zeiten. Schon flattern in der Luft die Raben, Des Winters unheilvolle Boten; Bald wird er tief in Schnee begraben Die Erde, seinen großen Toten. Ein Bach läuft hastig mir zur Seite, Es bangt ihn vor des Eises Ketten; Drum stürzt er fort und sucht das Weite, Als könnt´ ihm Flucht das Leben retten. Da mocht´ ich länger nicht inmitten So todesnaher Öde weilen; Es trieb mich fort, mit hast´gen Schritten Dem flücht´gen Bache nachzueilen.
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,Aber als Knecht Ruprecht schonKommt der Winter hergeschritten,Und alsbald aus Schnees MittenKlingt des Schlittenglöckleins Ton.Und was jüngst noch, fern und nah,Bunt auf uns herniedersah,Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,Und das Jahr geht auf die Neige,Und das schönste Fest ist da.Tag du der Geburt des Herrn,Heute bist du uns noch fern,Aber Tannen, Engel, FahnenLassen uns den Tag schon ahnen,Und wir sehen schon den Stern.
Die hohen HimbeerwändeTrennten dich und mich,doch im Laubwerk unsre HändeFanden von selber sich. Die Hecke konnt´ es nicht wehrenWie hoch sie immer stund:Ich reichte dir die Beeren,Und du reichtest mir deinen Mund. Ach, schrittest du durch den GartenNoch einmal im raschen Gang,Wie gerne wollt´ ich warten,Warten stundenlang.