Und dürft´ ich dich wecken zum SonnenlichtAus Schatten des Todes, ich thät es nicht,Ich sänke nieder an deinem GrabUnd leise raunt ich ein Lied hinab:Schlafe, ach schlafe!O laß in dein traumtiefes KämmerleinKein Fünkchen des schimmernden Licht´s hinein,Denn was die Sonne dir auch verspricht,So hell, so strahlend – sie hält es nicht.Schlafe, ach, schlafe.
Du sagst, ich sei jung –Das nimmt mir die Ruh,Du sagst, ich sei schön –Ich weine dazu!Was soll mir die Jugend,Ich bin ja allein,Was taugt mir die Schönheit -Sie ist ja nicht dein!Ich habe dich lieb –Du fühlst nicht, wie sehr,Ich trage ein Leid – Du weißt nicht, wie schwer !Ich hatte ein Hoffen,Das ist nun todt…Ach, Gott,Erbarm´ dich meiner Noth!
Arme Seele, die sich selbst verzehrt!Sehnsucht, die ins Leben möchte greifenUnd dem blühenden doch angstvoll wehrt –Arme Hand, die an dem goldnen ReifenHeimlich dreht, weil sie das Glück begehrt,Und doch nicht vermag, ihn abzustreifen –Augen, die dem Lichte abgekehrt,Ruhelos durch Nacht und Dunkel schweifen –Jene Weisheit, die »Entsagung« lehrt,Werdet ihr die bittre je begreifen?
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Einsamkeit, ernsthafte Frau,Tratest einst still in mein Zimmer,Ach, und ich wollte dich nimmer,Grüßte dich finster und rauh.Nicktest nur milde dazu,Ließest dich doch nicht verjagen,Mußte dich eben ertragen,Sangest mich heimlich zur Ruh.Sieh, und nun weiß ich genau:Wolltest du heut von mir scheiden,Würde ich tief darunter leiden,Einsamkeit, ernsthafte Frau.
Kein Licht am Himmel,Kein Laut auf den Gassen ...In Dunkel und Stille,Wie bin ich verlassen.Es rauschen die Bäume ...Der Wind hebt sich leiseZu friedloser Irrfahrt,Zu freudloser Reise.Das Feuer im OfenSinkt knisternd zusammen,Von Asche begraben,Ersticken die Flammen.Die Lampe nur leuchtetHinein in das ZimmerUnd breitet um AllesDen ruhigen Schimmer.Sie weckt an den WändenDie Bilder der LiebenUnd segnet das Lied,Das ich weinend geschrieben.Und weiß wie ein FreundVon vergangenen TagenMir tausend vergesseneDinge zu sagen.Die tönen wie MärchenVoll Sonne und FreudeHinein in das graue,Verlassene Heute.
Liegt nun so still die weite Welt,Die Nacht geht schwebend durch das Feld,Der Mond lugt durch die Bäume.Da steigts herauf aus tiefem GrundDa flüsterts rings mit süßem Mund,Die Träume sind´s, die Träume.Sie tragen Mohn im gold´nen Haar,Und singend dreht sich Paar um PaarIn wundersamen Reigen –Nur einer steht so ernst bei Seit´,In seinen Augen wohnt das Leid,Auf seiner Stirn das Schweigen.O Traum, der meine Nächte füllt,Der meinen Tag mit Thränen hüllt,Willkommen doch, willkommen!Du bist´s allein, der Treue hält,Da alles And´re mir die WeltGenommen hat, genommen.