War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Hast nicht ein einzig Mal zurückgeschaut,Den langen Weg!Froh schrittest du dahin und sangest lautIm Waldgeheg.Ich aber nestelte in bittrem LeidDen kleinen StraußVerwelkter Veilchen von dem weißen Kleid –Es war ja aus!Und rings auf Erden war es Frühling doch,auf allen Höhn,In allen Thälern lag die Sonne noch,So wunderschön!
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.
Wie zerrss´ner Saiten KlingenTönt mein Lachen mir in´s Ohr,Und die heißen Thränen dringenBitterlich zum Aug´ empor.Ob ich lache oder weine,Ach, es ist ja Alles eins:Leid und Lust trag ich alleine,Meine Thränen kümmern keins.
Oft denk ich: wenn du bei mir wärestUnd meiner Sehnsucht wilde FlutSich in dein liebes Herz ergösse,Dann wäre Alles, Alles gut!Und schüttle dann die Stirne leiseUnd weiß – es bliebe doch ein Rest,Der auch vom treusten MenschenherzenSich nicht zur Ruhe bringen läßt.
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehn!Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,mit gefrorenem Näschen.Die kleinen Hände taten ihm weh;denn es trug einen Sack, der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her –was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß was Schönes drin:es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Wie ein Rausch ist deine Liebe,Deine Küsse wie der Wein –Trank ich mich an deinen LippenSelig satt, so schlaf ich ein.Und dein Arm ist meine Wiege,Heimlich singst du mir ein Lied,Daß ein Glanz von Glück und LiebeNoch durch meine Träume zieht.
Ich sah einen Adler sich wiegenHoch oben im leuchtenden Blau,Er schaute aus ewigen FernenHerab auf mich einsame Frau.Es standen so träumend die Felder,So lockend die Berge umher,Da flog meine Sehnsucht zum Adler,Zog weitere Kreise als er.