In deinem Arm, an deinem Herzen –O sag´, was hat die Erde noch?Und brächte sie mir tausend SchmerzenNach diesem Tag, ich jauchzte doch!Und gilt es, durch die DunkelheitenDer letzten, großen Nacht zu gehn:Der Schimmer dieser SeligkeitenWird leuchtend überm Wege stehn!
Ich lache ja, bin lustig wie die andern!Nur dann und wannSchaut die Verzweiflung mich aus einem WinkelDer Seele an.Dann schleiche ich mit jäh erblaßten LippenMich still hinaus,Reiß mir das bunte Narrenkleid vom LeibeUnd weine mich aus.
Kein Licht am Himmel,Kein Laut auf den Gassen ...In Dunkel und Stille,Wie bin ich verlassen.Es rauschen die Bäume ...Der Wind hebt sich leiseZu friedloser Irrfahrt,Zu freudloser Reise.Das Feuer im OfenSinkt knisternd zusammen,Von Asche begraben,Ersticken die Flammen.Die Lampe nur leuchtetHinein in das ZimmerUnd breitet um AllesDen ruhigen Schimmer.Sie weckt an den WändenDie Bilder der LiebenUnd segnet das Lied,Das ich weinend geschrieben.Und weiß wie ein FreundVon vergangenen TagenMir tausend vergesseneDinge zu sagen.Die tönen wie MärchenVoll Sonne und FreudeHinein in das graue,Verlassene Heute.
Ich sah einen Adler sich wiegenHoch oben im leuchtenden Blau,Er schaute aus ewigen FernenHerab auf mich einsame Frau.Es standen so träumend die Felder,So lockend die Berge umher,Da flog meine Sehnsucht zum Adler,Zog weitere Kreise als er.
Und dürft´ ich dich wecken zum SonnenlichtAus Schatten des Todes, ich thät es nicht,Ich sänke nieder an deinem GrabUnd leise raunt ich ein Lied hinab:Schlafe, ach schlafe!O laß in dein traumtiefes KämmerleinKein Fünkchen des schimmernden Licht´s hinein,Denn was die Sonne dir auch verspricht,So hell, so strahlend – sie hält es nicht.Schlafe, ach, schlafe.
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.
Sturm, wer gab dir den Atem?Welle, wer gab dir Flügel?Und du Vöglein droben im schimmernden Blau,Wer rief dich über die Hügel?Ich weiß, ach ich weiß …Es geht eine alte Melodie,Die war mit der Menschheit geboren,Jahrtausende starben, sie hat sich nieIm Lärmen des Tages verloren:Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!Gott, der in FesselnDer Knechtschaft lacht,Zagenden heimlich die Schwingen löst,Trunk’ne hinab in den Abgrund stößt,Sonne des Tages,Seele der Nacht –Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!
O Sehnsucht, wilder Falke mein,Willst du auch müde werden?Dess´ Heimat hoch im Blauen war,Behagt´s dir nun auf Erden?Wie oft hast du den jungen SinnAus diesen grauen TagenHoch über Sorge, Not und LeidGetragen.Bis mir das dunkle Tal entschwandIm märchenweiter FerneUnd um mein glühend Haupt sich bogDas Diadem der Sterne.Nun beugst auch du die stolze StirnUnd läßt die Flügel hängen,Nun hat auch dich die SorgenfrauGefangen.Brich deine Fesseln, Wanderfalk,Und hebe dein Gefieder -Siehst du die Sterne droben glühn,Hörst du die süßen Lieder?Es ist die Heimat, die uns ruft,Sie lockt mit Lust und Wonne,Steig auf mit hellem JubelschreiZur Sonne!
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?Lag je ein solcher Schimmer auf den HöhnUnd in den Thälern solch ein lieber Glanz?Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –Auch du, mein Haupt, willst unter grünen ZweigenDich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.Die beiden Hände drück´ ich auf die Brust –Ist´s Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?Ach, wunderlich verwoben und verwebtIst Beides mir, und meine Sehnsucht schwebtDarüber hin, aus dieses Frühlings ZagenIn der Erfüllung Frieden mich zu tragen.