Im Walde, da flüsternDie Bäume so bang,Und der Wind streicht so scheuAn den Hängen entlang,Und die Sonne am Himmel,Die leuchtet so roth –O weh meiner Seele,Mein Liebster ist todt.
Hast nicht ein einzig Mal zurückgeschaut,Den langen Weg!Froh schrittest du dahin und sangest lautIm Waldgeheg.Ich aber nestelte in bittrem LeidDen kleinen StraußVerwelkter Veilchen von dem weißen Kleid –Es war ja aus!Und rings auf Erden war es Frühling doch,auf allen Höhn,In allen Thälern lag die Sonne noch,So wunderschön!
Wie ein Rausch ist deine Liebe,Deine Küsse wie der Wein –Trank ich mich an deinen LippenSelig satt, so schlaf ich ein.Und dein Arm ist meine Wiege,Heimlich singst du mir ein Lied,Daß ein Glanz von Glück und LiebeNoch durch meine Träume zieht.
Wie zerrss´ner Saiten KlingenTönt mein Lachen mir in´s Ohr,Und die heißen Thränen dringenBitterlich zum Aug´ empor.Ob ich lache oder weine,Ach, es ist ja Alles eins:Leid und Lust trag ich alleine,Meine Thränen kümmern keins.
Über den Feldern ein warmer Hauch,Schwellende Knospen am DornenstrauchUngeduldige Wölkchen schwebenÜber mir hin, und fern im Land,Wo die Berge ihr Haupt erheben,Aus dem feinen, bläulichen RauchWinkt eine Hand:»Wartest du auch?Wartest du auch auf das blühende Leben...?«
Blühend sein und doch nicht leben sollen,Mit der Sehnsucht noch, der heißen, tollen,Vor der fest verschlossnen Türe stehn –Durstig sein, und doch nicht trinken, trinken,Wenn die goldnen Freudenbecher winken,Jeder Wonne scheu vorübergehn –Lechzen, ach, nach seligem Genießen,Und die trunknen Augen doch zu schließen,Weil des Schicksals harter Spruch es will –Darben, darben, wenn sich Andre küssen,Elend sein, und dennoch lachen müssen,Immer lachen ….Still, mein Herz, o still!
Arme Seele, die sich selbst verzehrt!Sehnsucht, die ins Leben möchte greifenUnd dem blühenden doch angstvoll wehrt –Arme Hand, die an dem goldnen ReifenHeimlich dreht, weil sie das Glück begehrt,Und doch nicht vermag, ihn abzustreifen –Augen, die dem Lichte abgekehrt,Ruhelos durch Nacht und Dunkel schweifen –Jene Weisheit, die »Entsagung« lehrt,Werdet ihr die bittre je begreifen?
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?Lag je ein solcher Schimmer auf den HöhnUnd in den Thälern solch ein lieber Glanz?Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –Auch du, mein Haupt, willst unter grünen ZweigenDich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.Die beiden Hände drück´ ich auf die Brust –Ist´s Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?Ach, wunderlich verwoben und verwebtIst Beides mir, und meine Sehnsucht schwebtDarüber hin, aus dieses Frühlings ZagenIn der Erfüllung Frieden mich zu tragen.
Es huscht die Nacht vorbei auf leisen Sohlen,Schwül weht ihr Athemzug zu ihm herauf,Im Garten schließt der zitternden ViolenLichtscheue Schaar die blassen Kelche auf.Und in die Winde, die sein Haupt umkosenWie eine linde, weiche Frauenhand,Mischt sich ein Duft von Heliotrop und Rosen,Der süße Duft, den er so wohl gekannt.Sie trug ihn einst, die er im Arm gehalten,Die hingeschmiegt an seiner Brust geruht,Er stieg empor aus des Gewandes Falten,Aus ihres Hauptes gold´ner Lockenfluth.Er war ihr eigen, wie der Nacht die Träume,Und als sie längst sich seinem Arm entwand,Zog noch der schwere Duft durch seine RäumeEin Frühlingsgruß, da lang der Frühling schwand.So lang ist´s her! Die Jahre sind entschwundenEr ward ein müder, freudeloser Mann,Dem Keiner mehr den Rausch verblühter StundenVon der durchfurchten Stirne lesen kann.Doch wenn die schwülen Sommerwinde wehen,In´s Fenster zieht des Heliotrops Duft,Dann will ihr Bildniß ihm wie einst erstehen,Dann steigt die Jugend aus der stillen Gruft.