Er rauscht und rauscht ...Unaufhaltsam strömt er vorbei,Der schimmernde Strom unsres Lebens,Wir aber jauchzen ihm zu.Wir stehen am UferTörichte Kinder,Wir schauen hinein in die tanzenden WogenUnd werfen Blumen hinab,Blumen und Kränze.Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.Weit ... weit ...Dann schrecken wir auf,Sehn unsre leeren, zitternden Hände,Rufen den BlumenUnd weinen.
Ich stellte gern die alte Uhr zurück!Die Zeiger machen hastend ihre Runde –Wir aber haben nur die eine Stunde,Dann mußt du gehn, und mir dir geht das Glück!Wie leer wirds dann in meinem Stübchen sein!Der Frühlingssturm wird an die Fenster klopfen,Die Winternebel von den Scheiben tropfen –Und immer bin ich einsam und allein!So sieh mich an, so liebevoll und still!Kein Abschiedsschmerz darf mir das Bild verwischen,Nach Jahren noch soll´s mir das Herz erfrischen –Ich weiß ja nicht, wie ich´s sonst tragen will.
Ein Brünnlein im Felde, sechs Linden im Kreis,Und die Wälder so still, und die Sonne so heiß,Und wir beide am BrunnensteinSo mutterseelenallein.Du botest mir lächelnd den Zauberkelch,Und ich trank ihn leer bis zur Neige,Meine Augen sagten dir: "Schweige!Es ist ein liebliches Wunder in mir,Wenn die Stunde kommt, verrath´ ich es dir."Da rauschte es leis durch die Zweige:"Schweige."
Wie regt des Abendsverliebter Hauchso sanft die Wellenund Busch und Strauch,drückt weiche Faltenin mein Gewandund hebt mir schmeichelnddas Gürtelband.Ein Gruß ... ein Seufzer ...ein heimlich Wehn –ward nicht gesprochen,ist nichts geschehn,und dennoch weiß ichzu dieser Frist,daß meine Stunde gekommen ist ...Durch meine Seele ein Ahnen geht,daß auf der Schwelle die Liebe steht.
Bräunliche Heide im Sonnenduft,Wandervögel in blauer Luft,Und eine Welle, die weit vom FlußSich in das träumende Land verirrtUnd nun im Sande verrinnen muß. –Während der Zug vorüber schwirrt,Prägt sich das seltsame Bildchen mir ein,Um mich dann später heimlich zu fragen:"Was bist du Andres, als solch eine Welle,Die von des Ufers sicherer SchwelleRuhlose Sehnsucht ins Weite getragen?"
Warum hast du´s angerufen –Schlief es doch so fest und still!Da es nun in mir erwachte,Weiß ich nicht, was werden will!Mit den großen SehnsuchtsaugenSchaut´s in jeden Tag hinein…Lieder sing´ ich, müde Lieder,Doch es schläft nicht wieder ein!
Liegt irgendwo im weiten MeerEin selig, weltverloren Land,Still ziehn die Wolken drüber her,Und leise ebbt die Fluth am Strand.Uralte Bäume grünen dortUnd wölben sich zum dichten Hain,In den drang nie ein Menschenwort,Nie eines Menschen Blick hinein.Aus purpurrothen Kelchen steigtEin seltsam süßer, müder Hauch,Versonnen sich der Himmel neigtUnd reglos träumen Busch und Strauch.Am Ufer schaukelt sich ein Kahn,Die Wellen plätschern sacht am Kiel –Wen holt er ab auf weiter Bahn,Wen trägt er her zum sel´gen Ziel?Ach, daß der Kahn mich holen müßt Aus dieser bangen, bangen Zeit,Daß ich den Weg zu finden wüßt´ Zur Insel der Vergessenheit.
Sturm, wer gab dir den Atem?Welle, wer gab dir Flügel?Und du Vöglein droben im schimmernden Blau,Wer rief dich über die Hügel?Ich weiß, ach ich weiß …Es geht eine alte Melodie,Die war mit der Menschheit geboren,Jahrtausende starben, sie hat sich nieIm Lärmen des Tages verloren:Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!Gott, der in FesselnDer Knechtschaft lacht,Zagenden heimlich die Schwingen löst,Trunk’ne hinab in den Abgrund stößt,Sonne des Tages,Seele der Nacht –Sehnsucht, Sehnsucht,Treibende Macht!
Blühend sein und doch nicht leben sollen,Mit der Sehnsucht noch, der heißen, tollen,Vor der fest verschlossnen Türe stehn –Durstig sein, und doch nicht trinken, trinken,Wenn die goldnen Freudenbecher winken,Jeder Wonne scheu vorübergehn –Lechzen, ach, nach seligem Genießen,Und die trunknen Augen doch zu schließen,Weil des Schicksals harter Spruch es will –Darben, darben, wenn sich Andre küssen,Elend sein, und dennoch lachen müssen,Immer lachen ….Still, mein Herz, o still!