Blühend sein und doch nicht leben sollen,Mit der Sehnsucht noch, der heißen, tollen,Vor der fest verschlossnen Türe stehn –Durstig sein, und doch nicht trinken, trinken,Wenn die goldnen Freudenbecher winken,Jeder Wonne scheu vorübergehn –Lechzen, ach, nach seligem Genießen,Und die trunknen Augen doch zu schließen,Weil des Schicksals harter Spruch es will –Darben, darben, wenn sich Andre küssen,Elend sein, und dennoch lachen müssen,Immer lachen ….Still, mein Herz, o still!
Die du lächelnd mir entschwindestUnd mit neidisch dichtem FlorDeine weiße Stirn umwindest –That sich dir das graue ThorDer Vergangenheit schon auf?Darfst du nimmer dich mir neigen,Nimmer mir die leichte Hand,Die mein Sorgen hold gebannt,In geheimnisvollem SegenAuf die heißen Augen legen,Süße Freude?O welch grauenhaftes Schweigen –Keine Antwort tönt hernieder!Sorgen, wohl – so nehmt mich wiederUnd zermartert Geist und GliederEurer Beute!
Liegt irgendwo im weiten MeerEin selig, weltverloren Land,Still ziehn die Wolken drüber her,Und leise ebbt die Fluth am Strand.Uralte Bäume grünen dortUnd wölben sich zum dichten Hain,In den drang nie ein Menschenwort,Nie eines Menschen Blick hinein.Aus purpurrothen Kelchen steigtEin seltsam süßer, müder Hauch,Versonnen sich der Himmel neigtUnd reglos träumen Busch und Strauch.Am Ufer schaukelt sich ein Kahn,Die Wellen plätschern sacht am Kiel –Wen holt er ab auf weiter Bahn,Wen trägt er her zum sel´gen Ziel?Ach, daß der Kahn mich holen müßt Aus dieser bangen, bangen Zeit,Daß ich den Weg zu finden wüßt´ Zur Insel der Vergessenheit.
Arme Seele, die sich selbst verzehrt!Sehnsucht, die ins Leben möchte greifenUnd dem blühenden doch angstvoll wehrt –Arme Hand, die an dem goldnen ReifenHeimlich dreht, weil sie das Glück begehrt,Und doch nicht vermag, ihn abzustreifen –Augen, die dem Lichte abgekehrt,Ruhelos durch Nacht und Dunkel schweifen –Jene Weisheit, die »Entsagung« lehrt,Werdet ihr die bittre je begreifen?
Er rauscht und rauscht ...Unaufhaltsam strömt er vorbei,Der schimmernde Strom unsres Lebens,Wir aber jauchzen ihm zu.Wir stehen am UferTörichte Kinder,Wir schauen hinein in die tanzenden WogenUnd werfen Blumen hinab,Blumen und Kränze.Die Welle erfaßt sie mit gierigen Händen,Sie trägt sie davon in wirbelndem Spiel.Weit ... weit ...Dann schrecken wir auf,Sehn unsre leeren, zitternden Hände,Rufen den BlumenUnd weinen.
Sein Leben war ein ernst, beharrlich WandernNach einem hohen Berg, darauf sie stand,Und als er endlich sich am Ziele fand,Da neigte sie sich lächelnd einem Andern!Nun geht er still den langen Weg zurück.Kein Hoffen darf die Schritte mehr beflügeln,Und hinter ihm, auf jenen blauen Hügeln,Verblaßt, verdämmert seiner Seele Glück.
In hoher Luft die Möwe ziehtAuf einsam stolzen Wegen,Sie wirft mit todesmuth’ger BrustDem Sturme sich entgegen.Er rüttelt sie, er zerrt an ihrIn grausam wildem Spiele –Sie weicht ihm nicht, sie ringt sich durch,Gradaus, gradaus zum Ziele.O laß mich wie die Möwe sein,Wie auch der Sturm mich quäle,Nach hohem Ziel, durch Kampf und Not:Gradaus, gradaus, o Seele!
Und dürft´ ich dich wecken zum SonnenlichtAus Schatten des Todes, ich thät es nicht,Ich sänke nieder an deinem GrabUnd leise raunt ich ein Lied hinab:Schlafe, ach schlafe!O laß in dein traumtiefes KämmerleinKein Fünkchen des schimmernden Licht´s hinein,Denn was die Sonne dir auch verspricht,So hell, so strahlend – sie hält es nicht.Schlafe, ach, schlafe.