Was ist das für ein FrauenbildIn dürftigen Gewand?Sie stützt ein Antlitz krank und mild,In eine weiße Hand.Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,Lacht gellend auf und weintUnd ist dem Regentropfen gleich,Drch den die Sonne scheint.Ach, jetzt versteh´ ich ihren Schmerz,Und er betrübt mich sehr:Einst liebt ich dich, du armes Herz,Nun kannt´ ich dich nicht mehr.Doch wer erkennt ein Blumenbeet,Das ihn im Lenz entzückt,Wenn zwischen Herbst und Winter spätDer Sturm die Stengel knickt!
Den bängsten Traum begleitetein heimliches Gefühl,daß alles nichts bedeutet,und wär´ es noch so schwül.Da spielt in unser Weinenein Lächeln hold hinein.Ich aber möchte meinen,so sollt es immer sein.
"Sag an, o lieber Vogel mein,Sag an, wohin die Reise dein?"Weiß nicht, wohin,Mich treibt der Sinn,Drum muß der Pfad wohl richtig sein!"Sag an, o liebster Vogel mir,Sag, was verspricht die Hoffnung dir?Ach, linde Luft Und süßen DuftUnd neuen Lenz verspricht sie mir!"Du hast die schöne Ferne nieGesehen, und du glaubst an sie?"Du frägst mich viel,Und das ist Spiel,Die Antwort aber mach mir Müh´!Nun zog in gläubig-frommem SinnDer Vogel übers Meer dahin,Und linde LuftUnd süßer Duft,Sie wurden wirklich sein Gewinn!
Schilt nimmermehr die Stunde hart,Die fort von dir was Teures reißt;Sie schreitet durch die GegenwartAls ferner Zukunft dunkler Geist.Sie will dich vorbereiten, ernst,Auf das, was unabwendbar droht,Damit du heut entbehren lernst,Was morgen sicher raubt der Tod.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum.O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält;denn heute löst sich von den Zweigen nur,was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Grünen, Blühen, Duften, Glänzen,Reichstes Leben ohne Grenzen,Alles steigernd, nirgends stockend,Selbst die kühnsten Wünsche lockend;Ja, da kann ich wohl zerfließen,Aber nimmermehr genießen;Solche Flügel tragen weiter,Als zur nächsten Kirschbaumleiter.Doch, wenn rot die Blätter fallen,Kühl die Nebelhauche wallen,Leis durchschauernd, nicht erfrischend,In den warmen Wind sich mischend:Dann vom Endlos-UngeheurenFlücht´ ich gern zum Menschlich-Teuren,Und in einer ersten TraubeSieht die Frucht der Welt mein Glaube.
Es flog in X mein Hut mir ab,Natürlich über die Grenze,Und als ich, ihn wiederholen, lief,Da gab´s vertrackte Tänze.Ich durfte den deutschen NachbarstaatNicht ohne Paß betreten,Und da ich bloß spazierenging,So hatt´ ich mir keinen erbeten.Das tat ich nun, auch wurde ichIn Gnaden damit versehen,Doch war´s um meinen armen HutTrotz alledem geschehen.Der war schon längst im dritten StaatUnd blieb auch dort nicht liegen,Ihn ließ der schadenfrohe WindEin Dutzend noch durchfliegen.Was half mir nun der gute Paß,Den ich in X genommen?Zehn neue braucht ich in einem Tag,Da war nicht nachzukommen.Ich kaufte mir einen andern Hut,Der Meister aber erwählteDen Wiener Kongress zum Schutzpatron,Als ich mein Schicksal erzählte.
Mir ward das Wort gegeben,daß ich´s gebrauche freiund zeige, wieviel Lebendrin eingeschlossen sei.Ich will ihn mutig schwingen,den geist´gen Donnerkeil,und kann er´s mir nicht bringen,so bringt er andern Heil!
Laß den Jüngling, der dich liebt,Eine Lilie pflücken,Eh´ dein Herz sich ihm ergibt,Um ihn zu beglücken.Wird kein Tropfen von dem TauDann durch ihn vergossen,Der sie tränkte auf der Au,Sei der Bund geschlossen.Wer so zart die Blume bricht,Daß sie nicht entwallen,Sorgt auch, daß die Tränen nicht,Deinem Aug´ entfallen.