Dein Auge glüht nicht mehr, wie einst, Und deine Wang´ ist nicht mehr roth, Und wenn du jetzt vor Sehnsucht weinst, So gilt es Keinem, als dem Tod. Nichts bist du, als ein Monument, Das, halb verwittert und gering, Nur kaum noch einen Namen nennt, Mit dem ein Leben unterging. Doch, wie hervor die Todten geh´n Aus ihrer Gruft in mancher Nacht, Darfst du zuweilen aufersteh´n Zu altem Glanz und alter Pracht, Wenn tief dich ein Gefühl ergreift, Wie es vielleicht dich einst bewegt, Und dir den Schnee vom Herzen streift, Der längst sich schon darauf gelegt. Da bist du wieder, wie zuvor, Und was die Mutter einst entzückt, Wodurch du der Gespielen Chor Einst anspruchlos und still beglückt, Das Alles ist noch einmal dein, Von einem Wunderstral erhellt, Gleichwie vom späten Mondenschein Die rings in Schlaf begrabne Welt. Mir aber wird es trüb zu Muth, Mir sagt ein unbekannter Schmerz, Daß tief in dir verschlossen ruht, Was Gott bestimmt hat für mein Herz, Und will´s dann hin zu dir mich zieh´n, Ach, mit allmächtiger Gewalt, So muß ich stumm und blutend flieh´n, Denn du bist wieder todt und kalt.
Quellende, schwellende Nacht,Voll von Lichtern und Sternen:In den ewigen Fernen,Sage, was ist da erwacht! Herz in der Brust wird beengt,Steigendes, neigendes Leben,Riesenhaft fühle ich´s weben,Welches das meine verdrängt. Schlaf, da nahst du dich leis,Wie dem Kinde die Amme,Und um die dürftige FlammeZiehst du den schützenden Kreis.
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!Viel lieber ein Geschiedensein!Ertragen kann ich jedes Leiden,doch trinken kann ich nichts wie Wein.Wir saßen gestern noch beisammen,von Trennung wußt ich selbst noch kaum!Das Herz trieb seine alten Flammen,die Seele spann den alten Traum.Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!Das nenn´ ich eine Abschiedsstunde,die leere Ewigkeiten würzt.
Hab Achtung vor dem MenschenbildUnd denke, daß, wie auch verborgen,Darin für irgendeinen MorgenDer Keim zu allem Höchsten schwillt!Hab Achtung vor dem MenschenbildUnd denke, daß, wie tief er stecke,Ein Hauch des Lebens, der ihn wecke,Vielleicht aus deiner Seele quillt!Hab Achtung vor dem Menschenbild!Die Ewigkeit hat eine Stunde,Wo jegliches dir eine WundeUnd wenn nicht die, ein Sehnen stillt!
Wenn ich abends einsam gehe Und die Blätter fallen sehe, Finsternisse niederwallen, Ferne, fromme Glocken hallen: Ach, wie viele sanfte Bilder, Immer inniger und milder, Schatten längst vergangner Zeiten, Seh ich dann vorübergleiten. Was ich in den fernsten Stunden, Oft nur halb bewußt, empfunden, Dämmert auf in Seel´ und Sinnen, Mich noch einmal zu umspinnen. Und im inneren Zerfließen Mein ich´s wieder zu genießen, Was mich vormals glücklich machte, Oder mir Vergessen brachte. Doch, dann frag ich mich mit Beben: Ist so ganz verarmt dein Leben? Was du jetzt ersehnst mit Schmerzen, Sprich, was war es einst dem Herzen? Völlig dunkel ist´s geworden, Schärfer bläst der Wind aus Norden, Und dies Blatt, dies kalt benetzte, Ist vielleicht vom Baum das letzte.
"Sag an, o lieber Vogel mein,Sag an, wohin die Reise dein?"Weiß nicht, wohin,Mich treibt der Sinn,Drum muß der Pfad wohl richtig sein!"Sag an, o liebster Vogel mir,Sag, was verspricht die Hoffnung dir?Ach, linde Luft Und süßen DuftUnd neuen Lenz verspricht sie mir!"Du hast die schöne Ferne nieGesehen, und du glaubst an sie?"Du frägst mich viel,Und das ist Spiel,Die Antwort aber mach mir Müh´!Nun zog in gläubig-frommem SinnDer Vogel übers Meer dahin,Und linde LuftUnd süßer Duft,Sie wurden wirklich sein Gewinn!
Wir schreiten lange stumm und stillZusammen durch das Leben;Wenn auch das Herz sich öffnen will, So schließt sich´s doch mit Beben.Wir pressen schweigend Hand in Hand,Das Auge perlt von Tränen,Da wird erkannt, doch nicht genannt,Was wir mit Angst ersehnen.Doch naht sie, ernst und finster, nun,Die bange Trennungsstunde,Da kann das Herz nicht länger ruhn,Springt auf wie eine Wunde.Dann wir Armen schnell vereintIn schmerzlich süßem Triebe,Und jeder frägt, und jeder weint:Du hattest so viel Liebe?Tief sind wir in den süßen Tausch,Ach, allzutief, versunken,Wir haben uns in wildem RauschDie Seelen zugetrunken.Man fühlt, was Mensch dem Menschen ist,Dann aber soll man scheiden,Und in der Stund´, wo mans ermißt,Muß man´s auf ewig meiden.