Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum.O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält;denn heute löst sich von den Zweigen nur,was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Dort bläht ein Schiff die Segel,frisch saust hinein der Wind!Der Anker wird gelichtet,das Steuer flugs gerichtet,nun fliegt´s hinaus geschwind.Ein kühner Wasservogelkreist grüßend um den Mast,die Sonne brennt herunter,manch Fischlein, blank und munter,umgaukelt keck den Gast.War´ gern hineingesprungen,da draußen ist mein Reich!Ich bin ja jung von Jahren,da ist´s mir nur ums Fahren.Wohin? das gilt mir gleich!
Auf deinem Grabe saß ich stummIn lauer Sommernacht;Die Blumen blühten rings herum,Die schon dein Grab gebracht.Und still und märchenhaft umfingIhr Duft mich, süß und warm,Bis ich in sanftem Weh verging,Wie einst in deinem Arm.Und meine Augen schlossen sich,Vom Schlummer leicht begrüßt;Mir war, als würden sie durch dichMir leise zugeküßt.Still auf den Rasen sank ich hin,Der deinen Staub bedeckt,Doch ward zugleich der inn´re SinnMir wunderbar geweckt.Was ich geträumt, ich weiß es nicht,Ich ahn es nur noch kaum,Daß du, ein himmlisches Gesicht,Mir nahe warst im Traum.Doch, was dies flücht´ge WiedersehnIn meiner Brust geschafft,Das kann die Seele wohl verstehn,Die glüht in neuer Kraft.Du hast der Dinge Ziel und GrundAn Gottes Thron durchschaut,Und tatest kühn mir wieder kund,Was dir der Tod vertraut.Und wenn das große LösungswortAuch mit dem Traum entschwand,So wirkt es doch im Tiefsten fort,Gewaltig, unerkannt!
Laß den Jüngling, der dich liebt,Eine Lilie pflücken,Eh´ dein Herz sich ihm ergibt,Um ihn zu beglücken.Wird kein Tropfen von dem TauDann durch ihn vergossen,Der sie tränkte auf der Au,Sei der Bund geschlossen.Wer so zart die Blume bricht,Daß sie nicht entwallen,Sorgt auch, daß die Tränen nicht,Deinem Aug´ entfallen.
Grünen, Blühen, Duften, Glänzen,Reichstes Leben ohne Grenzen,Alles steigernd, nirgends stockend,Selbst die kühnsten Wünsche lockend;Ja, da kann ich wohl zerfließen,Aber nimmermehr genießen;Solche Flügel tragen weiter,Als zur nächsten Kirschbaumleiter.Doch, wenn rot die Blätter fallen,Kühl die Nebelhauche wallen,Leis durchschauernd, nicht erfrischend,In den warmen Wind sich mischend:Dann vom Endlos-UngeheurenFlücht´ ich gern zum Menschlich-Teuren,Und in einer ersten TraubeSieht die Frucht der Welt mein Glaube.
Wenn zwei sich ineinander still versenken,Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken; Dann müssen beide Welten sich verschränken,Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,Springt eine Welle, die die Sterne lenken. Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,Und in der Brust des Weibes, kaum empfundenAls Schönstes dämmerte, das muß sich mischen; Gott aber tut, die eben sich entfaltet,Die lichten Bilder seiner jüngsten StundenHinzu, die unverkörperten und frischen.
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!Viel lieber ein Geschiedensein!Ertragen kann ich jedes Leiden,doch trinken kann ich nichts wie Wein.Wir saßen gestern noch beisammen,von Trennung wußt ich selbst noch kaum!Das Herz trieb seine alten Flammen,die Seele spann den alten Traum.Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!Das nenn´ ich eine Abschiedsstunde,die leere Ewigkeiten würzt.
Trinkt des Weines dunkle Kraft, Die euch durch die Seele fließt Und zu heil´ger Rechenschaft Sie im Innersten erschließt! Blickt hinab nun in den Grund, Dem das Leben still entsteigt, Forscht mit Ernst, ob es gesund Jedem Höchsten sich verzweigt! Geht an einen schaur´gen Ort, Denkt an aller Ehren Strauß, Sprecht dann laut das Schöpfungswort, Sprecht das Wort: es werde! aus! Ja, es werde! spricht auch Gott, Und sein Segen senkt sich still, Denn, den macht er nicht zum Spott, Der sich selbst vollenden will. Betet dann, doch betet nur Zu euch selbst, und ihr beschwört Aus der eigenen Natur Einen Geist, der euch erhört. Leben heißt, tief einsam sein: In die spröde Knospe drängt Sich kein Tropfen Taus hinein, Eh sie inn´re Glut zersprengt. Gott dem Herrn ist´s ein Triumph, Wenn ihr nicht vor ihm vergeht, Wenn ihr, statt im Staube dumpf Hinzuknieen, herrlich steht, Wenn ihr stolz, dem Baume gleich Euch nicht unter Blüten bückt, Wenn die Last des Segens euch Erst hinab zur Erde drückt. Fort den Wein! Wer noch nicht flammt, Ist nicht seines Kusses wert, Und wer selbst vom Feuer stammt, Steht schon lange glutverklärt. Euch geziemt nur eine Lust, Nur ein Gang durch Sturm und Nacht, Der aus eurer dunklen Brust Einen Sternenhimmel macht!