Der sogenannte Weisheitszahn,Zwar als der letzte kommt er an,Doch immer früh genug.Der Name scheint mir Trug.Der Weisheit kleine Portion,Wozu es bringt der Erdensohn,Sie wird mit Schmerzen erst geboren,Wenn wir schon manchen Zahn verloren.
Gestern, ah! das war ein Schweben,Als zum Tanz die Hand sie gab!Über Stock und Steine strebenMuß ich heut am Wanderstab. Gestern glänzten weiße Brüste,Die ein tiefes Athmen hob,Heute starren in der WüsteFelsenblöcke rauh und grob. Gestern noch mit heißen KüssenDeckte mich ihr weicher Mund,Heut von scharfer Dorne RissenTrag´ ich Hand und Wange wund. Gestern löste mir die GliederSüßer Liebe Feuertrank,Heute lieg´ ich frierend niederAuf des Erdgrunds harte Bank. Auf! Frischauf und nicht gezaget!Weiter in die Welt hinein!Immer zu und frisch gewaget,Heute darf nicht gestern sein!
Lerne hoffen, ohne zu hoffen!Leider ein allzu schweres Stück;Wer´s könnte, der hätte das Ziel getroffen:Glücklich zu sein auch ohne Glück.Dennoch ist´s wahr und guter Rat,Wird er auch niemals ganz zur Tat.Leben ist Schuld,Da will´s Geduld;Im Genuß entsagen,Leidend nicht klagen,Verzichtend wagen,Dem Schein nicht trauen,Doch freudig schauen,Schaffen und bauen!Versuch es, und kann es nicht ganz gelingen:Soviel du vermagst, es doch zu zwingen,Soviel ragst du aus Zeit und ScheinEmpor, in die Ewigkeit hinein.
O, es ist nichts. Dieß Alles ist ja Tand!Was hält noch den an holder Täuschung Band,Der weiß, daß Nichts ist, und nach Art der NarrenIn seiner Seele schuldigem ErblindenHinlief zu euch, zu suchen und zu scharren,Ob nicht ein Etwas da noch sei zu finden! Doch einmal, ja! zum ächten EdelsteinDrang da der Bergmann glücklich grabend ein,Zum Diamant der Einfalt und der Treue.Das war ein Etwas, war das Salz der Erden! –Was blieb ihm, als das Thränensalz der Reue?Treulos an solchem Kleinod mußt´ ich werden!
Ich scheide, sprach der Knabe,Doch sei dir, liebe Maid,Herzinnige Treu geschworenIn alle Ewigkeit. Nun er in fernen LandenUm blut´gen Lorbeer wirbt,Dem ungetreuen ManneDie Lieb´ im Herzen stirbt. Doch immer, immer nagetIn seiner Brust der Wurm,Er hört die süße StimmeDurch Schlachtengraus und Sturm. Er sieht das klare Auge,Er schlafet oder wacht,Aufleuchtend, aufgeblättertIn grabesschwarzer Nacht. Was frommt nur alle Reue?Ruft er in wildem Zorn,Es ist ja doch im HerzenVersiegt der Liebe Born, Das ausgebrannte Feuer,Kein Wille bringt´s zurück,So muß ich denn zertretenAll ihres Lebens Glück! Ermorden und zertreten ?Du unglückselig Weib!Doch eh´ die Seel´ ich morde,Mord´ ich den zarten Leib. Er lenkt, wie sonst, die TritteNach seines Liebchens Haus,Sie streckt, wie sonst, die ArmeNach dem Geliebten aus. Liebst du mich denn noch immerIm tiefsten Herzensgrund?So ruft sie. Stumm und stilleKüßt er den süßen Mund. Die Linke hat umschlungenEinst seines Lebens Lust,Die Rechte zuckt am Messer,Durchbohrt die treue Brust. Kind, es geschieht aus Liebe,Der bleiche Mörder spricht.Ich glaub´ es, spricht sie leise,Das treue Auge bricht.
Ein weich verpackter,Ein fein befrackter,Nicht sehr intakterCharakter.Den Vers, den hab ich im Voraus gemacht,Ganz ohne Objekt; ich hab halt gedacht:Ich mach ihn einmal, er wird schon passen,Man kann ihn brauchen in allen Gassen.
Die Lober meide!Sie führen ein Stückchen KreideUnd schreiben damit aufs Kerbholz an,Was sie dir Süßes angetan.Gib acht, gib acht!Kaum gedacht,Bricht ihre wahre Natur heraus,In welcher die Scham nicht eben zu Haus;Aus dem Pfötchen schlüpfet die Kralle,Und noch im besten FalleSind sie für so viel LobRecht grob.
Einst wird die Weltposaune dröhnen,Und mächtig aus des Engels Mund,Ein lauter Donner wird es tönen:"Du Erde, öffne deinen Schlund!"Sie schüttelt träumend ihre Glieder,Und alle Gräber tun sich aufUnd geben ihre Toten wieder,Die kommen staunend Hauf zu Hauf.Dann, wenn, den großen Spruch zu sprechen,Der Ew´ge sich vom Stuhl erhebt,Und stockend alle Herzen brechen,Und Todesangst die Welt durchbebt.Und laut erkracht des Himmels Krone –Denn ringsum Schweigen fürchterlich –Dann will ich steh´n vor seinem ThroneUnd fragen: "Warum schufst du mich?"
Wie man das Alter auch mag verklagen,Wie viel Übles auch von ihm sagen,Die Ehre muß man ihm dennoch geben,Daß es uns gönnt, noch das zu erleben,Wie es tut, sich fühlt und schmeckt,Wenn sie, die uns so toll geschreckt,Verbellt, gejagt, durch die Wälder gehetzt,Wenn sie nun endlich zuguterletzt,Abläßt von ihrer keuchenden Beute,Die Jägerin mit der grimmigen Meute,Die wilde Jägerin Leidenschaft.Es schmeckt wie ein kühlender Labesaft,Es schmeckt wie ein Schläfchen nach Tische gutWo man so sanft einnicken tut.Also, ihr Leidenschaften, ade!Euer Abschied tut mir nicht weh!Doch eine will ich behalten, eine:Den Zorn auf das Schlechte, das Gemeine.
Mode-Nachtreter,Wälschen-Anbeter,Fremdwort-Kneter;Doch wie oft er entgleist,Empor sich ringender,Nicht umzubringenderUreigener Geist.