Die Träumer und Propheten,Die raten und die redenViel von der Ewigkeit.Wohlan, wers kann, der fliege!Wir steigen auf der StiegeBescheiden, stufenweise; so dienen wir der Zeit.Wir bleiben auf der Erden,Hier gilt es reif zu werdenIn Kraft und Fröhlichkeit.Das ist des Lebens Segen:Im Lichte sich zu regen;Wir messen unsre Kräfte am Kraftmaß unsrer Zeit.Sie gibt uns viel, wir gebenIhr unser ganzes LebenIn Kindesdankbarkeit;Das Erbe gilts zu mehren,Daß wir mit ihr in EhrenVor uns bestehen können, froh einer reichen Zeit.Schön soll sie sein, und StärkeDas Merkmal ihrer Werke;Der Kraft sei sie geweiht,Die Seele, Geist und TriebeUmfaßt mit gleicher Liebe,Daß wir mit Stolz bekennen: wir dienen dieser Zeit.
Soll ich wieder schwärmen, ich,Der ich müd bin und verdrossen,SchicksalslaugenübergossenTraurig, trüb und jämmerlich?Soll ich? Nein, ich drücke mich.Meine Schwärmer sind verschossen,Und das Schicksal hat beschlossen:Keine Wonnen mehr für dich.Aber deine Augen, Kind,Sind bestimmt, das Glück zu schauen,Das im schönsten Bogen geht:Ruhe, Klarheit, Majestät,Davon deine AugenbrauenAllerschönstes Abbild sind.
Zwischen Hetzen und Hasten,In Lärmen und Lasten,Von Zeit zu ZeitMag gerne ich rastenIn Nachdenklichkeit.Fliege, fliege, mein Denken, zurück,Suche, suche: in heimlichen EckenDämmergrauer VergangenheitMag wohl von verklungenem GlückBlinkend ein Blättchen stecken.Und ich suche in meinem Andenkenkasten.Zwischen Bändern und Briefen,die lange schliefen,Aus trockenen Blumen und blassen SchleifenWill ich mir was Liebes greifen.Da fand einen Zettel ich,bleistiftbeschrieben,Der hat mir die Wärme ins Herz getrieben.Was stand denn da?Von meiner Hand;I mag Di gern leid´n; Du: Magst Du mi aa?In schmächtigen Zügen darunter stand:Ja.In Lärm und Last,In zager ZeitWar mir ein GastAus GlückseligkeitDies kleine Ja der Vergangenheit.
Zwischen Tulpenflammen und NarzissenSpringen unter schweren FliederbüschenKleine Mädchen losen Haars im Garten.Lerne, Herz! Die kleinen Mädchen wissenMehr vom Glück, als du; mit ihrem SpringenLoben sie den heiligen Geist der PfingstenZwischen Tulpenflammen und Narzissen.Denn der heilige Geist ist ausgegossenIn den glutenbunten Tulpenflammen,Und er heißt: Seid fröhlich, Menschenkinder!Jede Blume, glorienumflossen,Ist, dem Haupt Mariens gleich, ein AbbildMilder, tiefer, süßer Gottesliebe ...Denn der heilige Geist ist ausgegossen.
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.Natur, mein Freund, ist immer sittlich.Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Laue Sommernacht; am HimmelStand kein Stern; im weite WaldeSuchten wir uns tief im Dunkel,Und wir fanden uns.Fanden uns im weiten WaldeIn der Nacht, der sternenlosen,Hielten staunend uns im ArmeIn der dunklen Nacht.War nicht unser ganzes LebenSo ein Tappen, so ein Suchen?Da: In seine Finsternisse,Liebe, fiel Dein Licht.
Komm her und laß dich küssen!Die Luft ist wie voll Geigen,Von allen BlütenzweigenDas weiße Wunder schneit;Der Frühling tobt im Blute,Zu allem ÜbermuteIst jetzt die allerbeste Zeit.Komm her und laß dich küssen!Du wirst es dulden müssen,Daß dich mein Arm umschlingt.Es geht durch alles LebenEin Pochen und ein Beben:Das rote Blut, es singt, es singt.
Morgenjunge Herrlichkeit,Hell die Welt und frisch der Wind,Wartend klopft mein Herz geschwind –:Eine Minute schon über die Zeit!Ach, wie oft schon sagt ich´s, Kind:Pünktlichkeit!Und ich spähe augenweit,Und ich schaue fast mich blind,Ist das Mädel nicht gescheit?Zehn Minuten schon über die Zeit!Soll ich ein EwigkeitWarten und sehnen!? – Langsam rinntDer Minuten Folge, breitWie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!Deine Minuten wie Stunden sind! ...Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,Flattert im Wind!Alles Warten ist verschwunden,Hat sich Mund auf Mund gefunden,Blick in Blick sich eingesenkt.Dehnten jetzt sich die SekundenAus zu langen Dämmerstunden,Wärs kein Umstand, der uns kränkt,Da der Wind mit leisem NeigenEin Panier aus FrühlingszweigenÜber unsern Küssen schwenkt
Fräulein GigerletteLud mich ein zum Thee.Ihre ToiletteWar gestimmt auf Schnee;Ganz wie PierretteWar sie angethan.Selbst ein Mönch, ich wette,Sähe GigerletteWohlgefällig an.War ein rotes Zimmer,Drin sie mich empfing,Gelber KerzenschimmerIn dem Raume hing.Und sie war wie immerLeben und Esprit.Nie vergeß ichs, nimmer:Weinrot war das Zimmer,Blütenweiß war sie.Und im Trab mit VierenFuhren wir zu zweitIn das Land spazieren,Das heißt Heiterkeit.Daß wir nicht verlierenZügel, Ziel und Lauf,Saß bei dem KutschierenMit den heißen VierenAmor hinten auf.