Da nun die Blätter fallen,O weh, wie fahl,Fühl´ ich, wie alt ich worden bin.Das macht mir Qual. Die Sonne scheint. Ach, Sonne,Wie bist du kalt.Einst war der Herbst mir auch ein Lied.Jetzt bin ich alt.
Mit dankbarem GemüteHier nehm ich deine Güte,Herbsttag, du milder Gast,Der du mich reich beschenktest,Den Sinn in Klare lenktestUnd mich zum Abend fröhlich ausgerüstet hast.Nun ist in mir kein DrängenUnd bin doch nicht im Engen,Bin ruhevoll bewegt.Was gilt es, mehr zu wollen,Als so im FriedevollenTeilhaftig sein des Ganzen, das mütterlich uns hegt.
Morgenjunge Herrlichkeit,Hell die Welt und frisch der Wind,Wartend klopft mein Herz geschwind –:Eine Minute schon über die Zeit!Ach, wie oft schon sagt ich´s, Kind:Pünktlichkeit!Und ich spähe augenweit,Und ich schaue fast mich blind,Ist das Mädel nicht gescheit?Zehn Minuten schon über die Zeit!Soll ich ein EwigkeitWarten und sehnen!? – Langsam rinntDer Minuten Folge, breitWie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!Deine Minuten wie Stunden sind! ...Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,Flattert im Wind!Alles Warten ist verschwunden,Hat sich Mund auf Mund gefunden,Blick in Blick sich eingesenkt.Dehnten jetzt sich die SekundenAus zu langen Dämmerstunden,Wärs kein Umstand, der uns kränkt,Da der Wind mit leisem NeigenEin Panier aus FrühlingszweigenÜber unsern Küssen schwenkt
Weite Wiesen im Dämmergrau;Die Sonne verglomm, die Sterne ziehn;Nun geh ich zu der schönsten Frau,Weit über Wiesen im Dämmergrau,Tief in den Busch von Jasmin.Durch Dämmergrau in der Liebe Land;Ich gehe nicht schnell, ich eile nicht;Mich zieht ein weiches, samtenes BandDurch Dämmergrau in der Liebe Land,In ein blaues, mildes Licht.
Daß deine Hand auf meiner Stirne liegt,Wenn mich das Sterben in der Wiege wiegt,Die leis´ hinüber ins Vergessen schaukelt,Von schwarzen Schmetterlingen schwer umgaukelt,Ein letzter Blick in deine braunen Sonnen:Vorüber strömen all unsere WonnenIn einer bittersüßen Letztsekunde;Ein letzter Kuß von deinem warmen Munde,Ein letztes Wort von dir, so liebeweich:Dann hab´ ich, eh ich tot, das HimmelreichUnd tauche selig in den großen Frieden:Der Erde Holdestes war mir beschieden.
Mir war die Liebe lange nur ein Spiel;Leicht setzt ich wenig ein und holte viel,Und lustig warf den goldenen GewinnIch gerne bald in andre Schürzen hin.Oh ja, das Herz, es war wohl auch dabei,Leis klang es mit wie ferne MelodeiDem lauten Sang der tanzbewegten Lust,Doch Stille war im Innersten der Brust.Was da, von Friedensrosen mild umblüht,Dem einen Herzen heiß entgegenglüht,Du hasts zuerst geweckt; – nun ist es weh,Das leichte Herz, ein wildbewegter SeeVoll Ungetümen, die die Qual gebar,Die doch nur Liebe, Liebe, Liebe war.Ich weiß, du lachst, wenn du von Qualen liest,In deinem Herzen eine Blume sprießt,Die leicht im Winde ihre Blüte trägt,Die nichts nach Qualenungetümen frägt;Im eigenen Dufte wiegt sie her und hin – :Die Blume ist dein glücklich-leichter Sinn.Sie soll dir nie im Herzensfrost vergehn,Aus jedem Leide soll sie auferstehnWie Maitaghelle, da der Winter schwandDem Sonnensiege in das Nebelland…Was mir die Liebe und ihr Leid beschied?Ich fühl es schon; es keimt ein neues Lied.Das wird von dir ein glühend Singen sein,Das wird aus Qualenwust mein Herz befrein.Wie Thränensturz schwillt heiß sein starker Fluß,Und aus dem Herzen kommts in einem Guss,Ich halte nichts, ich halte nichts zurück,Im Lied verströme ich mein ganzes Glück.Ob du es fühlst, was ich dir hier gesteh?Das fühlst du wohl, es ist ein tiefes WehUnd eine Gnade doch; es raubt und giebt…Oh, Mädchen du, wie hab ich dich geliebt.
Liebe Nacht! Auf Berg und Wieseruhst du, stille Trösterin.An dem Saume deines Mantelsleg´ ich all mein Wünschen hin.Liebe Nacht! An deinen Brüsten,Mutter aller Frömmigkeit,ruhe meine Unrast, schlafeall mein Sehnen und mein Leid.Liebe Nacht! O wiege, wiegedieses Herzens Drängen ein!Laß mich still wie du, gelassenund umfassend laß mich sein!
Denn der ist König über alle Dinge,und den berührt der Engel goldne Schwinge,der seine Blicke so aussenden kann,daß sie wie die Adler Beute heimwärts tragen,und dem die Morgenstunden leuchtend sagen:Du Mensch mit hellen Augen,nimm uns an!
Das Leben ist voll Gier und Streit,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Viel große Schnäbel stehen weitUnd böse offen und heiß bereit,Dich zu zerreißen.Dein Herzchen schwillt, dein Kehlchen klingt,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Der Geier kommt, der dich verschlingt;Du, so beseelt und bunt beschwingt,Zuckst in den Fängen.Mir ist so bitterbang zumut,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Ich weiß nun bald, wie Sterben thut,Und laß mich tragen von der Flut,Die Alles fortschwemmt.
Wie eine leise Glocke klingtDie Sehnsucht in mir an;Weiß nicht, woher, wohin sie singt,Weil ich nicht lauschen kann.Es treibt das Leben mich wild um,Dröhnt um mich mit Gebraus,Und mählich wird die Glocke stumm,Und leise klingt sie aus.Sie ist nur für den FeiertagGemacht und viel zu fein,Als daß ihr bebebanger SchlagDräng in die Lärmlust ein.Sie ist ein Ton von dorten her,Wo alles Feier ist;Ich wollte, daß ich dorten wär,Wo man den Lärm vergißt.