Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!Viel lieber ein Geschiedensein!Ertragen kann ich jedes Leiden,doch trinken kann ich nichts wie Wein.Wir saßen gestern noch beisammen,von Trennung wußt ich selbst noch kaum!Das Herz trieb seine alten Flammen,die Seele spann den alten Traum.Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!Das nenn´ ich eine Abschiedsstunde,die leere Ewigkeiten würzt.
Dort bläht ein Schiff die Segel,frisch saust hinein der Wind!Der Anker wird gelichtet,das Steuer flugs gerichtet,nun fliegt´s hinaus geschwind.Ein kühner Wasservogelkreist grüßend um den Mast,die Sonne brennt herunter,manch Fischlein, blank und munter,umgaukelt keck den Gast.War´ gern hineingesprungen,da draußen ist mein Reich!Ich bin ja jung von Jahren,da ist´s mir nur ums Fahren.Wohin? das gilt mir gleich!
O Blitz, der aus dem Tiefsten springtUnd mir durch jede Faser zuckt,Der mich mit neuer Glut durchdringt,Die sonst mein Inn´res still verschluckt;Ich grüße dich viel tausendmalUnd frag´ nicht: bringst du mir Genuß?Denn du befreist mich von der Qual,Daß ich mich selber lieben muß.
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,bis auf den letzten Hauch von Leben leer;die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,so gräbt er, glaub´ ich, sich hinein ins Grab.Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,wirft einen letzten Blick auf´s öde Land,doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,trotzt ihr der Tod im weissen Festgewand.
Wer je gelebt in Liebesarmen,Der kann im Leben nie verarmen;Und müßt´ er sterben fern, allein,Er fühlte noch die sel´ge Stunde,Wo er gelebt an ihrem Munde,Und noch im Tode ist sie sein.
Die Schnecke muß erst eine WundeEmpfangen, wenn sie aus ihrem SchoßIn ihres Lebens schönster StundeSich ringen soll die Perle los.So steigt auch aus dem DornenschoßeDes bleichen Jammers und der NotHervor das Herrliche und Große,Auf der Bedürftigkeit Gebot.Laßt uns denn alle mutig stehen,Wenn uns ein hartes Schicksal naht.Die Mutter fühlt ja auch erst Wehen,Eh´ sie ein lieblich Kindlein hat.
Es sind zwei treue Brüder,Die ziehn in den Streit hinaus,Noch reden sie hin und wieder,Da schmettert´s den einen danieder,Der andere sieht´s mit Graus.Der Bruder in seinem BluteErregt ihm bitteren Schmerz;Daß ihn der Tod ereilte,Bevor er den Kampf noch teilte,Zerreißt ihm ganz das Herz.Der Sterbende blickt freundlichNoch einmal auf zu ihm,Dann greift er, als wär´ er der alte,Zur Büchse, die noch nicht knallte,Drückt ab mit Ungestüm.Nun bricht er wieder zusammenUnd lächelt, und ist tot. –Der andre, als er sich wandte,Sah einen Feind im Sande,Des Kugel ihm gedroht.
Mir ward das Wort gegeben,daß ich´s gebrauche freiund zeige, wieviel Lebendrin eingeschlossen sei.Ich will ihn mutig schwingen,den geist´gen Donnerkeil,und kann er´s mir nicht bringen,so bringt er andern Heil!
"Wie denkst du mein?"Wie eines holden Traumes,Der schönsten Blüt´ des blütenreichen BaumesDer Phantasie, gedenk´ ich dein!Ich bin erwacht!Der kosend mich umwunden,Der süße Traum ist eilig mir verschwunden,Ließ mich allein in dunkler Nacht.Doch, wenn ein Traum,Ein lieblicher, sich endet,Wer hätte Klagen wohl um ihn verschwendet?Man denkt an ihn Minuten kaum!Die Nacht entflieht:Mir winkt das rege Leben:Mögst du dir selbst so leicht, als ich vergeben,Ich, der in dir – sich selber sieht!