Wer je gelebt in Liebesarmen,Der kann im Leben nie verarmen;Und müßt´ er sterben fern, allein,Er fühlte noch die sel´ge Stunde,Wo er gelebt an ihrem Munde,Und noch im Tode ist sie sein.
Ich legte mich unter den Lindenbaum,In dem die Nachtigall schlug;Sie sang mich in den süßesten Traum,Der währte auch lange genug. Denn nun ich erwache, nun ist sie fort,Und welk bedeckt mich das Laub;Doch leider noch nicht, wie am dunklern Ort,Verglühte Asche der Staub.
Schlafen, schlafen, nichts als schlafen!Kein Erwachen, keinen Traum!Jener Wehen, die mich trafen,Leisestes Erinnern kaum,Dass ich, wenn des Lebens FülleNieder klingt in meine Ruh!Nur noch tiefer mich verhülle,Fester zu die Augen tu!
Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe,Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,Wenn du erglühst so wunderbar,Da ahne ich mit süßem Grauen:Dürft´ ich in deine Träume schauen,So wär´ mir alles, alles klar.Dir ist die Erde noch verschlossen,Du hast noch keine Lust genossen,Noch ist kein Glück, was du empfindest.Wie könntest du so süß denn träumen,Wenn du nicht noch in jenen Räumen,Woher du kamest, dich ergingst ?Drum wenn, o Kind, ich vor dir stehe,Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,Wenn du erglühst so wunderbar,Da ahne ich mit süßem Grauen:Dürft´ ich in deine Träume schauen,So wär´ mir alles, alles klar.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!Die Luft ist still, als atmete man kaum,und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,die schönsten Früchte ab von jedem Baum.O stört sie nicht, die Feier der Natur!Dies ist die Lese, die sie selber hält;denn heute löst sich von den Zweigen nur,was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Trinkt des Weines dunkle Kraft, Die euch durch die Seele fließt Und zu heil´ger Rechenschaft Sie im Innersten erschließt! Blickt hinab nun in den Grund, Dem das Leben still entsteigt, Forscht mit Ernst, ob es gesund Jedem Höchsten sich verzweigt! Geht an einen schaur´gen Ort, Denkt an aller Ehren Strauß, Sprecht dann laut das Schöpfungswort, Sprecht das Wort: es werde! aus! Ja, es werde! spricht auch Gott, Und sein Segen senkt sich still, Denn, den macht er nicht zum Spott, Der sich selbst vollenden will. Betet dann, doch betet nur Zu euch selbst, und ihr beschwört Aus der eigenen Natur Einen Geist, der euch erhört. Leben heißt, tief einsam sein: In die spröde Knospe drängt Sich kein Tropfen Taus hinein, Eh sie inn´re Glut zersprengt. Gott dem Herrn ist´s ein Triumph, Wenn ihr nicht vor ihm vergeht, Wenn ihr, statt im Staube dumpf Hinzuknieen, herrlich steht, Wenn ihr stolz, dem Baume gleich Euch nicht unter Blüten bückt, Wenn die Last des Segens euch Erst hinab zur Erde drückt. Fort den Wein! Wer noch nicht flammt, Ist nicht seines Kusses wert, Und wer selbst vom Feuer stammt, Steht schon lange glutverklärt. Euch geziemt nur eine Lust, Nur ein Gang durch Sturm und Nacht, Der aus eurer dunklen Brust Einen Sternenhimmel macht!
So will es der Beraterder Welt, daß in der Kunstdas Kind den eignen Vaterbelehrt durch seine Gunstund für die heil´ge Schüsselvoll Blut, die er vergießt,ihm dankt mit einem Schlüssel,der ihm das All erschließt!
Und ist ein großer Durchgang denn mein LebenDurch deinen Tempel, herrliche Natur,So ward mir doch ein schöner Trieb gegeben,Vom Höchsten zu erforschen jede Spur.So tränkt mich doch, bin ich auch selbst vergänglich,Ein Quell, der ewig ist und überschwenglich.
Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeitdie letzten Häuser in das Land verirr´n.Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,die großen Städte knieen um ihn her.Der Kirchenglocken ungeheure Zahlwogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.Wie Koybanten-Tanz dröhnt die Musikder Millionen durch die Straßen laut.Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrikziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.Die Stürme flattern, die wie Geier schauenvon seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.Er streckt ins Dunkle seine Fleischerfaust.Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagtdurch eine Straße. Und der Glutqualm braustund frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.
So wie die Sonne untergeht,Gibt´s einen letzten Baum,Der, wie in Morgenflammen, stehtAm fernsten Himmelssaum.Es ist ein Baum und weiter nichtsDoch denkt man in der NachtDes letzten wunderbaren Lichts,So wird auch sein gedacht.Auf gleiche Weise denk ich dein,Nun mich die Jugend läßt,Du hältst mir ihren letzten Schein Für alle Zeiten fest.