Es sind zwei treue Brüder,Die ziehn in den Streit hinaus,Noch reden sie hin und wieder,Da schmettert´s den einen danieder,Der andere sieht´s mit Graus.Der Bruder in seinem BluteErregt ihm bitteren Schmerz;Daß ihn der Tod ereilte,Bevor er den Kampf noch teilte,Zerreißt ihm ganz das Herz.Der Sterbende blickt freundlichNoch einmal auf zu ihm,Dann greift er, als wär´ er der alte,Zur Büchse, die noch nicht knallte,Drückt ab mit Ungestüm.Nun bricht er wieder zusammenUnd lächelt, und ist tot. –Der andre, als er sich wandte,Sah einen Feind im Sande,Des Kugel ihm gedroht.
Dein Auge glüht nicht mehr, wie einst, Und deine Wang´ ist nicht mehr roth, Und wenn du jetzt vor Sehnsucht weinst, So gilt es Keinem, als dem Tod. Nichts bist du, als ein Monument, Das, halb verwittert und gering, Nur kaum noch einen Namen nennt, Mit dem ein Leben unterging. Doch, wie hervor die Todten geh´n Aus ihrer Gruft in mancher Nacht, Darfst du zuweilen aufersteh´n Zu altem Glanz und alter Pracht, Wenn tief dich ein Gefühl ergreift, Wie es vielleicht dich einst bewegt, Und dir den Schnee vom Herzen streift, Der längst sich schon darauf gelegt. Da bist du wieder, wie zuvor, Und was die Mutter einst entzückt, Wodurch du der Gespielen Chor Einst anspruchlos und still beglückt, Das Alles ist noch einmal dein, Von einem Wunderstral erhellt, Gleichwie vom späten Mondenschein Die rings in Schlaf begrabne Welt. Mir aber wird es trüb zu Muth, Mir sagt ein unbekannter Schmerz, Daß tief in dir verschlossen ruht, Was Gott bestimmt hat für mein Herz, Und will´s dann hin zu dir mich zieh´n, Ach, mit allmächtiger Gewalt, So muß ich stumm und blutend flieh´n, Denn du bist wieder todt und kalt.
Seele, die du unergründlichTief versenkt, dich ätherwärtsSchwingen möchtest und allstündlichDich gehemmt wähnst durch den Schmerz,An den Taucher, an den stillen,Denke, der in finstrer SeeFischt nach eines Höhern Willen.Nur vom Atmen kommt sein Weh.Ist die Perle erst gefundenIn der öder Wellengruft,Wird er schnell emporgewunden,Daß ihn heitre Licht und Luft.Was sich lange ihm verhehlte,Wird ihm dann auf einmal klar,Daß, was ihn im Abgrund quälte,Eben nur sein Leben war.
Den bängsten Traum begleitetein heimliches Gefühl,daß alles nichts bedeutet,und wär´ es noch so schwül.Da spielt in unser Weinenein Lächeln hold hinein.Ich aber möchte meinen,so sollt es immer sein.
Wenn zwei sich ineinander still versenken,Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken; Dann müssen beide Welten sich verschränken,Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,Springt eine Welle, die die Sterne lenken. Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,Und in der Brust des Weibes, kaum empfundenAls Schönstes dämmerte, das muß sich mischen; Gott aber tut, die eben sich entfaltet,Die lichten Bilder seiner jüngsten StundenHinzu, die unverkörperten und frischen.
Dort bläht ein Schiff die Segel,frisch saust hinein der Wind!Der Anker wird gelichtet,das Steuer flugs gerichtet,nun fliegt´s hinaus geschwind.Ein kühner Wasservogelkreist grüßend um den Mast,die Sonne brennt herunter,manch Fischlein, blank und munter,umgaukelt keck den Gast.War´ gern hineingesprungen,da draußen ist mein Reich!Ich bin ja jung von Jahren,da ist´s mir nur ums Fahren.Wohin? das gilt mir gleich!
Wenn ich abends einsam gehe Und die Blätter fallen sehe, Finsternisse niederwallen, Ferne, fromme Glocken hallen: Ach, wie viele sanfte Bilder, Immer inniger und milder, Schatten längst vergangner Zeiten, Seh ich dann vorübergleiten. Was ich in den fernsten Stunden, Oft nur halb bewußt, empfunden, Dämmert auf in Seel´ und Sinnen, Mich noch einmal zu umspinnen. Und im inneren Zerfließen Mein ich´s wieder zu genießen, Was mich vormals glücklich machte, Oder mir Vergessen brachte. Doch, dann frag ich mich mit Beben: Ist so ganz verarmt dein Leben? Was du jetzt ersehnst mit Schmerzen, Sprich, was war es einst dem Herzen? Völlig dunkel ist´s geworden, Schärfer bläst der Wind aus Norden, Und dies Blatt, dies kalt benetzte, Ist vielleicht vom Baum das letzte.
Zwei Freunde duellieren sich;Warum? ist schwer zu sagen,Es gilt ja gleich, aus welchem Grund,Wenn man sich nur geschlagen.Der erste schießt, die Kugel fehltUnd wühlt sich in den Rasen,Doch aus dem Neste scheucht der KnallDen feigsten aller Hasen.Er eilt von dannen überquerDa schießt der zweite eben,Auch dieser trifft nicht, doch sein BallRaubt unserm Matz das Leben.Nun reichen beide sich die Hand,Sie sind ja nicht von Eisen,Und werden beim VersöhnungsschmausDen Hasen gleich verspeisen.
Wer je gelebt in Liebesarmen,Der kann im Leben nie verarmen;Und müßt´ er sterben fern, allein,Er fühlte noch die sel´ge Stunde,Wo er gelebt an ihrem Munde,Und noch im Tode ist sie sein.