Nicht Gelegenheit macht Diebe,Sie ist selbst der größte Dieb;Denn sie stahl den Rest der Liebe,Die mir noch im Herzen blieb.Dir hat sie ihn übergeben,Meines Lebens Vollgewinn,Daß ich nun, verarmt, mein LebenNur von dir gewärtig bin.Doch ich fühle schon ErbarmenIm Karfunkel deines Blicks,Und erfreu in deinen Armen Mich erneuerten Geschicks.
Arm am Beutel, krank am HerzenSchleppt´ ich meine langen Tage.Armut ist die größte Plage,Reichtum ist das höchste Gut!Und, zu enden meine Schmerzen,Ging ich, einen Schatz zu graben.Meine Seele sollst du haben!Schrieb ich hin mit eignem Blut.Und so zog ich Kreis´ um Kreise,Stellte wunderbare Flammen,Kraut und Knochenwerk zusammen:Die Beschwörung war vollbracht.Und auf die gelernte WeiseGrub ich nach dem alten SchatzeAuf dem angezeigten Platze!Schwarz und stürmisch war die Nacht.Und ich sah ein Licht vom weiten,Und es kam gleich einem SterneHinten aus der fernsten Ferne,Eben als es zwölfe schlug.Und da galt kein Vorbereiten;Heller ward´s mit einem MaleVon dem Glanz der vollen Schale,Die ein schöner Knabe trug.Holde Augen sah ich blinkenUnter dichtem Blumenkranze;In des Trankes HimmelsglanzeTrat er in den Kreis herein.Und er hieß mich freundlich trinken;Und ich dacht´: "Es kann der KnabeMit der schönen lichten GabeWahrlich nicht der Böse sein.""Trinke Mut des reinen Lebens!Dann verstehst du die Belehrung,Kommst mit ängstlicher BeschwörungNicht zurück an diesen Ort.Grabe hier nicht mehr vergebens!Tages Arbeit! Abends Gäste!Saure Wochen! Frohe Feste!Sei dein künftig Zauberwort."
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,die Sonne stand zum Gruße der Planeten,bist also fort und immer fort gediehennach dem Gesetz, wonach du angetreten.So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,so sagten schon Sybillen, so Propheten.Und keine Macht und keine Zeit zerstückeltgeprägte Form, die lebend sich entwickelt.
Es füllt sich ganz das Herz von Zärtlichkeit –Sie ist´s, sie steht vor mir. Welch ein Gefühl!Ist es Verirrung was mich nach dir zieht?Ist´s Raserei? ist´s ein erhöhter Sinn,Der erst die höchste reinste Wahrheit faßt?Ja, es ist das Gefühl, das mich alleinAuf dieser Erde glücklich machen kann;Das mich allein so elend werden ließ,Wenn ich ihm widerstand und aus dem HerzenEs bannen wollte.
Ja, was man so erkennen heißt!Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?Die wenigen, die was davon erkannt,die töricht genug ihr volles Herz nicht wahrten,dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbartenhat man von je gekreuzigt und verbrannt.
Nacht ist schon hereingesunken,Schließt sich heilig Stern an Stern,Große Lichter, kleine FunkenGlitzern nah und glänzen fern;Glitzern hier im See sich spiegelnd,Glänzen droben klarer Nacht,Tiefsten Ruhens Glück besiegelndHerrscht des Mondes volle Pracht.
Da sind sie nun! Da habt ihr sie,Die Lieder, ohne Kunst und MühAm Rand des Bachs entsprungen!Verliebt und jung und voll GefühlTrieb ich der Jugend altes SpielUnd hab sie so gesungen.Sie singe, wer sie singen mag!An einem hübschen FrühlingstagKann sie der Jüngling brauchen.Der Dichter blinzt von ferne zu,jetzt drückt ihm diätet´sche RuhDen Daumen auf die Augen.Halb scheel, halb weise sieht sein BlickEin bißchen naß auf euer GlückUnd jammert in Sentenzen.Hört seine letzten Lehren an,Er hat´s so gut wie ihr getanUnd kennt des Glückes Grenzen.Ihr seufzt und singt und schmelzt und küßtUnd jauchzet, ohne daß ihr´s wißt,Dem Abgrund in der Nähe.Flieht Wiese, Bach und Sonnenschein,Schleicht, soll´s euch wohl im Winter sein,Bald zu dem Herd der Ehe.Ihr lacht mich aus und ruft: – Der Tor!Der Fuchs, der seinen Schwanz verlor,Verschnitt´ jetzt gern uns alle. –Doch hier paßt nicht die Fabel ganz,Das treue Füchslein ohne Schwanz,Das warnt euch für der Falle.
Es war ein König in ThuleGar treu bis an das Grab,Dem sterbend seine BuhleEinen goldnen Becher gab.Es ging ihm nichts darüber,Er leert´ ihn jeden Schmaus;Die Augen gingen ihm über,So oft er trank daraus.Und als er kam zu sterben,Zählt´ er seine Städt´ im Reich,Gönnt alles seinen Erben,Den Becher nicht zugleich.Er saß beim Königsmahle,Die Ritter um ihn her,Auf hohem VätersaaleDort auf dem Schloß am Meer.Dort stand der alte Zecher,Trank letzte LebensglutUnd warf den heil´gen BecherHinunter in die Flut.Er sah ihn stürzen, trinkenUnd sinken tief ins Meer.Die Augen täten ihm sinken;Trank nie einen Tropfen mehr.
Es war einmal ein König,Der hatt´ einen großen Floh,Den liebt´ er gar nicht wenig,Als wie seinen eignen Sohn.Da rief er seinen Schneider,Der Schneider kam heran:"Da, miß dem Junker KleiderUnd miß ihm Hosen an!" In Sammet und in SeideWar er nun angetan,Hatte Bänder auf dem Kleide,Hatt´ auch ein Kreuz daran,Und war sogleich MinisterUnd hatt´ einen großen Stern.Da wurden seine GeschwisterBei Hof auch große Herrn. Und Herrn und Fraun am Hofe,Die waren sehr geplagt,Die Königin und die ZofeGestochen und genagt,Und durften sie nicht knickenUnd weg sie jucken nicht –Wir knicken und erstickenDoch gleich, wenn einer sticht.
Füllest wieder Busch und TalStill mit Nebelglanz,Lösest endlich auch einmalMeine Seele ganz. Breitest über mein GefildLindernd deinen Blick,Wie des Freundes Auge mildÜber mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein HerzFroh- und trüber Zeit,Wandle zwischen Freud´ und SchmerzIn der Einsamkeit. Fließe, fließe, lieber Fluß!Nimmer werd´ ich froh;So verrauschte Scherz und KußUnd die Treue so. Ich besaß es doch einmal,was so köstlich ist!Daß man doch zu seiner QualNimmer es vergißt! Rausche, Fluß, das Tal entlang,Ohne Rast und Ruh,Rausche, flüstre meinem SangMelodien zu! Wenn du in der WinternachtWütend überschwillstOder um die FrühlingsprachtJunger Knospen quillst. Selig, wer sich vor der WeltOhne Haß verschließt,Einen Freund am Busen hältUnd mit dem genießt, Was, von Menschen nicht gewußtOder nicht bedacht,Durch das Labyrinth der BrustWandelt in der Nacht.