Pilgers MorgenliedAn LilaMorgennebel, Lila,Hüllen deinen Turn um.Soll ich ihn zumLetztenmal nicht sehn!Doch mir schwebenTausend BilderSeliger ErinnerungHeilig warm ums Herz.Wie er so stand,Zeuge, meiner Wonne,Als zum erstenmalDu dem FremdlingÄngstlich liebevollBegegnetest,Und mit einemmalEwge FlammenIn die Seel ihm warfst! –Zische, Nord!Tausend-schlangenzüngigMir ums Haupt!Beugen sollst du´s nicht!Beugen magst duKindscher Zweige Haupt,Von der SonneMuttergegenwart geschieden.Allgegenwärtge Liebe!Durchglühst mich,Beutst dem Wetter die Stirn,Gefahren die Brust,Hast mir gegossenIns früh welkende HerzDoppeltes Leben,Freude zu leben,Und Mut!
Vom Eise befreit sind Strom und BächeDurch des Frühlings holden, belebenden Blick,Im Tale grünet Hoffnungsglück;Der alte Winter, in seiner Schwäche,Zog sich in rauhe Berge zurück.Von dort her sendet er, fliehend, nurOhnmächtige Schauer körnigen EisesIn Streifen über die grünende Flur.Aber die Sonne duldet kein Weißes,Überall regt sich Bildung und Streben,Alles will sie mit Farben beleben;Doch an Blumen fehlts im Revier,Sie nimmt geputzte Menschen dafür.Kehre dich um, von diesen HöhenNach der Stadt zurück zu sehen!Aus dem hohlen finstern TorDringt ein buntes Gewimmel hervor.Jeder sonnt sich heute so gern.Sie feiern die Auferstehung des Herrn,Denn sie sind selber auferstanden:Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,Aus der Straßen quetschender Enge,Aus der Kirchen ehrwürdiger NachtSind sie alle ans Licht gebracht.Sieh nur, sieh! wie behend sich die MengeDurch die Gärten und Felder zerschlägt,Wie der Fluß in Breit und LängeSo manchen lustigen Nachen bewegt,Und, bis zum Sinken überladen,Entfernt sich dieser letzte Kahn.Selbst von des Berges fernen PfadenBlinken uns farbige Kleider an.Ich höre schon des Dorfs Getümmel,Hier ist des Volkes wahrer Himmel,Zufrieden jauchzet groß und klein:Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht,Das Kind in meinem Leib. _Pfui! speit ihr aus: die Hure da! _Bin doch ein ehrlich Weib.Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht.Mein Schatz ist lieb und gut,Trägt er eine goldene Kett am Hals,Trägt er einen strohernen Hut.Soll Spott und Hohn getragen sein,Trag ich allein den Hohn.Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl,Und Gott weiß auch davon.Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,ich bitt, lasst mich in Ruh!Es ist mein Kind, es bleibt mein Kind,Ihr gebt mir ja nichts dazu.
Wer kann gebieten den Vögeln. Still zu sein auf der Flur? Und wer verbieten zu zappeln Den Schafen unter der Schur? Stell ich mich wohl ungebärdig, Wenn mir die Wolle kraust? Nein! Die Ungebärden entzwingt mir Der Scherer, der mich zerzaust. Wer will mir wehren zu singen Nach Lust zum Himmel hinan, Den Wolken zu vertrauen, Wie lieb sie mir´s angetan?
Es war ein Kind, das wollte nie Zur Kirche sich bequemen, Und Sonntags fand es stets ein Wie, Den Weg ins Feld zu nehmen. Die Mutter sprach: "Die Glocke tönt, Und so ist dir´s befohlen, Und hast du dich nicht hingewöhnt, Sie kommt und wird dich holen."Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt Da droben auf dem Stuhle. Schon hat´s den Weg ins Feld gelenkt, Als lief´ es aus der Schule. Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr, Die Mutter hat gefackelt. Doch welch ein Schrecken! Hinterher Die Glocke kommt gewackelt. Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum; Das arme Kind im Schrecken, Es läuft, es kommt als wie im Traum: Die Glocke wird es decken. Doch nimmt es richtig seinen Husch, Und mit gewandter Schnelle Eilt es durch Anger, Feld und Busch Zur Kirche, zur Kapelle. Und jeden Sonn- und Feiertag Gedenkt es an den Schaden, Läßt durch den ersten Glockenschlag, Nicht in Person sich laden.
Wind ist der WelleLieblicher Buhler;Wind mischt von Grund ausSchäumende Wogen.Seele des Menschen,Wie gleichst du dem Wasser!Schicksal des Menschen,Wie gleichst du dem Wind!
Trocknet nicht, trocknet nicht,Thränen der ewigen Liebe!Ach, nur dem halb getrockneten Auge,Wie öde, wie tot ihm die Welt erscheint!Trocknet nicht, trocknet nicht,Thränen unglücklicher Liebe!
Trunken müssen wir alle sein!Jugend ist Trunkenheit ohne WeinTrinkt sich das Alter wieder zur Jugend,So ist es wundervolle Tugend.Für Sorgen sorgt das liebe Leben,Und Sorgenbrecher sind die Reben.
Und morgen fällt St. Martins Fest, Gutweib liebt ihren Mann; Da knetet sie ihm Puddings ein Und bäckt sie in der Pfann´.Im Bette liegen beide nun, Da saust ein wilder West; Und Gutmann spricht zur guten Frau: "Du riegle die Türe fest!""Bin kaum erholt und halb erwarmt, Wie käm ich da zu Ruh?Und klapperte sie einhundert Jahr, Ich riegelte sie nicht zu!"Drauf eine Wette schlossen sie Ganz leise sich ins Ohr: So wer das erste Wörtlein spräch´, Der schöbe den Riegel vor.Zwei Wanderer kommen um Mitternacht Und wissen nicht, wo sie stehn;Die Lampe losch, der Herd verglomm, Zu hören ist nichts, zu sehn."Was ist das für ein Hexenort? Da bricht uns die Geduld!" Doch hörten sie kein Sterbenswort, Des war die Türe schuld.Den weißen Pudding speisten sie, Den Schwarzen ganz vertraut; Und Gutweib sagte sich selber viel, Doch keine Silbe laut.Zum anderen sprach der eine dann: "Wie trocken ist mir der Hals! Der Schrank, der klafft, und geistig riechts, Da findet sich´s allenfalls.Ein Fläschchen Schnaps ergreif ich da, Das trifft sich doch geschickt! Ich bring es dir, du bringst es mir, Und bald sind wir erquickt."Doch Gutmann sprang so heftig auf Und fuhr sie drohend an: "Bezahlen soll mit teurem Geld, Wer mir den Schnaps vertan!"Und Gutweib sprang auch froh heran, Drei Sprünge, als wär sie reich: "Du Gutmann sprachst das erste Wort, Nun riegle die Türe gleich!"
Über allen GipfelnIst Ruh,In allen WipfelnSpürest duKaum ein Hauch;Die Vögelein schweigen im Walde.Warte nur, baldeRuhest du auch.