Wenn zwei sich ineinander still versenken,Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken; Dann müssen beide Welten sich verschränken,Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,Springt eine Welle, die die Sterne lenken. Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,Und in der Brust des Weibes, kaum empfundenAls Schönstes dämmerte, das muß sich mischen; Gott aber tut, die eben sich entfaltet,Die lichten Bilder seiner jüngsten StundenHinzu, die unverkörperten und frischen.
Schilt nimmermehr die Stunde hart,Die fort von dir was Teures reißt;Sie schreitet durch die GegenwartAls ferner Zukunft dunkler Geist.Sie will dich vorbereiten, ernst,Auf das, was unabwendbar droht,Damit du heut entbehren lernst,Was morgen sicher raubt der Tod.
Was ist das für ein FrauenbildIn dürftigen Gewand?Sie stützt ein Antlitz krank und mild,In eine weiße Hand.Sie sieht nach mir, wird rot und bleich,Lacht gellend auf und weintUnd ist dem Regentropfen gleich,Drch den die Sonne scheint.Ach, jetzt versteh´ ich ihren Schmerz,Und er betrübt mich sehr:Einst liebt ich dich, du armes Herz,Nun kannt´ ich dich nicht mehr.Doch wer erkennt ein Blumenbeet,Das ihn im Lenz entzückt,Wenn zwischen Herbst und Winter spätDer Sturm die Stengel knickt!
Nächtliche Stille! Heilige Fülle, wie von göttlichem Segen schwer, säuselt aus ewiger Ferne daher.Was da lebte, was aus engem Kreise auf ins Weiteste strebte, sanft und leise sank es in sich selbst zurück und quillt in unbewußtem Glück. Und von allen Sternen nieder strömt ein wunderbarer Segen, daß die müden Kräfte wieder sich in neuer Frische regen, und aus seinen Finsternissen tritt der Herr, soweit er kann, und die Fäden, die zerrissen, knüpft er alle wieder an.
O Blitz, der aus dem Tiefsten springtUnd mir durch jede Faser zuckt,Der mich mit neuer Glut durchdringt,Die sonst mein Inn´res still verschluckt;Ich grüße dich viel tausendmalUnd frag´ nicht: bringst du mir Genuß?Denn du befreist mich von der Qual,Daß ich mich selber lieben muß.
Im großen ungeheuren OzeaneWillst du, der Tropfe, dich in dich verschließen?So wirst du nie zur Perl’ zusammenschießen,Wie dich auch Fluten schütteln und Orkane!Nein! öffne deine innersten OrganeUnd mische dich im Leiden und GenießenMit allen Strömen, die vorüberfließen;Dann dienst du dir und dienst dem höchsten Plane.Und fürchte nicht, so in die Welt versunken,Dich selbst und dein Ur-Eignes zu verlieren:Der Weg zu dir führt eben durch das Ganze!Erst, wenn du kühn von jedem Wein getrunken,Wirst du die Kraft im tiefsten Innern spüren,Die jedem Sturm zu stehn vermag im Tanze!
Jüngst traf ich einen alten Mann Und hub ihm vorzusingen an, Doch an den Mienen des Gesichts Bemerkt´ ich bald, er höre nichts. Da dachte ich: der Greis ist taub, Drum wird dein Lied des Windes Raub, So tu´ ihm denn, nicht durch den Mund, Durch Zeichen dies und jenes kund. Ich tat´s, doch ward mir leider klar, Daß er auch schon erblindet war, Denn, wie der Frosch aus seinem Sumpf, Hervorglotzt, sah er dumpf und stumpf, Und ungestört in seiner Ruh´, Der Sprache meiner Finger zu. Ich rief: mit dem steht´s schlimm genug, Doch mögt´ ich ihm den letzten Zug Noch gönnen aus dem Lebensquell! Da reicht´ ich ihm die Rose schnell, Die ich für meine Braut gepflückt, Allein auch das ist schlecht geglückt, Ihm schien der Duft nicht mehr zu sein, Wie einem Gartengott von Stein. Nunmehr verlor ich die Geduld, Ich dacht´ an meines Mädchens Huld, Die mir so schmählig jetzt entging, Da sie die Rose nicht empfing, Und jagte ihm im ersten Zorn In´s dicke Fell den scharfen Dorn; Doch bracht´ auch dies ihm wenig Not, Er zuckte nicht, er – war wohl tot!
Dort bläht ein Schiff die Segel,frisch saust hinein der Wind!Der Anker wird gelichtet,das Steuer flugs gerichtet,nun fliegt´s hinaus geschwind.Ein kühner Wasservogelkreist grüßend um den Mast,die Sonne brennt herunter,manch Fischlein, blank und munter,umgaukelt keck den Gast.War´ gern hineingesprungen,da draußen ist mein Reich!Ich bin ja jung von Jahren,da ist´s mir nur ums Fahren.Wohin? das gilt mir gleich!
Und ist ein großer Durchgang denn mein LebenDurch deinen Tempel, herrliche Natur,So ward mir doch ein schöner Trieb gegeben,Vom Höchsten zu erforschen jede Spur.So tränkt mich doch, bin ich auch selbst vergänglich,Ein Quell, der ewig ist und überschwenglich.
Wie durch so manchen OrtBin ich nun schon gekommen,Und hab’ aus keinem fortEin freundlich Bild genommen.Man prüft am fremden GastDen Mantel und den Kragen,Mit Blicken, welche fastDie Liebe untersagen.Der Gruß trägt so die SpurGleichgültig-offner Kälte,Daß ich ihn ungern nurMit meinem Dank vergelte.Und weil sie in der BrustMir nicht die Flamme nähren,So muß sie ohne LustSich in sich selbst verzehren.Da ruf’ ich aus mit Schmerz,Indem ich fürbaß wandre:Man hat nur dann ein Herz,Wenn man es hat für andre.