Hoffnung hintergehet zwar,Aber nur was wankelmüthig;Hoffnung zeigt sich immerdarTreugesinnten Herzen gütig!Hoffnung senket ihren GrundIn das Herz, nicht in den Mund.
Siehst du den Stern im fernsten Blau?Der flimmernd fast erbleicht?Sein Licht braucht eine Ewigkeit,Bis es dein Aug´ erreicht.Vielleicht vor tausend Jahren schonZu Asche stob der Stern;Und doch steht dort sein milder ScheinNoch immer still und fern.Dem Wesen solchen Scheines gleicht,Der ist und doch nicht ist,O Lieb, dein anmutvolles Sein,Wenn du gestorben bist.
So oft die Sonne aufersteht,Erneuert sich mein Hoffen,Und bleibet, bis sie untergeht,Wie eine Blume offen;Dann schlummert es ermattetIm dunklen Schlummer ein,Doch eilig wacht es wieder aufMit ihrem ersten Schein.Das ist die Kraft, die nimmer stirbtUnd immer wieder streitet,Das gute Blut, das nie verdirbt,Geheimnisvoll verbreitet!Solang noch MorgenwindeVoran der Sonne wehn,Wird nie der Freiheit FechterscharIn Nacht und Schlaf vergehn.
Die ersten Veilchen waren schonErwacht im stillen Tal;Ein Bettelpack stellt´ seinen ThronIn´s Feld zum ersten Mal.Der Alte auf dem Rücken lag,Das Weib, das wusch am See;Bestaubt und unrein schmolz im HagDas letzte Häuflein Schnee.Der Vollmond warf den SilberscheinDem Bettler in die Hand,Bestreut´ der Frau mit EdelsteinDie Lumpen, die sie wand;Ein linder West blies in die GlutVon einem Dorngeflecht,Drauf kocht´ in Bettelmannes HutEin sündengrauer Hecht.Da kam der kleine Betteljung´,Vor Hunger schwach und matt,Doch glühend in BegeisterungVom Streifen durch die Stadt,Hielt eine Hyazinthe darIn dunkelblauer Luft;Dicht drängte sich der Kelchlein Schar,Und selig war der Duft. Der Vater rief: Wohl hast du mirViel Pfennige gebracht?Der Knabe rief: O sehet hierDer Blume Zauberpracht!Ich schlich zum goldnen Gittertor,So oft ich ging, zurück,Bedacht nur, aus dem WunderflorZu stehlen mir dies Glück!O sehet nur, ich werde toll,Die Glöcklein alle an!Ihr Duft, so fremd und wundervoll,Hat mir es angetan!O schlaget nicht mich armen Wicht,Laßt euren Stecken ruh´n!Ich will ja nichts, mich hungert nicht,Ich will´s nicht wieder tun!O wehe mir geschlagnem Tropf!Brach nun der Alte aus,Mein Kind kommt mit verrücktem Kopf,Anstatt mit Brot nach Haus!Du Taugenichts, du TagediebUnd deiner Eltern Schmach!Und rüstig langt er Hieb auf HiebDem armen Jungen nach.Im Zorn fraß er den Hecht, noch eh Der gar gesotten war,Schmiß weit die Gräte in den SeeUnd stülpt´ den Filz auf´s Haar.Die Mutter schmält´ mit sanftem WortDen mißgeratnen Sohn,Der warf die Blume zitternd fortUnd hinkte still davon.Es perlte seiner Tränen Fluß,Er legte sich ins GrasUnd zog aus seinem wunden FußEin Stücklein scharfes Glas.Der Gott der Taugenichtse riefDer guten Nachtigall,Daß sie dem Kind ein Liedchen pfiffZum Schlaf mit süßem Schall.
Fliehendes Jahr, in duftigen SchleiernStreifend an abendrötlichen WeihernWallest du deine Bahn;Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,Wo an herbstlichen UferhöhenZieht entlang ein stummer Schwan.Still und einsam schwingt er die FlügelTauchet in den Wasserspiegel,Hebt den Hals empor und lauscht;Taucht zum andern Male nieder,Richtet sich auf und lauschet wieder,Wie´s im flüsternden Schilfe rauscht.Und in seinem Tun und LassenWill´s mich wie ein Traum erfassen,Als ob´s meine Seele wär:,Die verwundert über das Leben,Über das Hin- und Widerschweben, Lugt´ und lauschte hin und her.Atme nur in vollen ZügenDieses friedliche GenügenEinsam auf der stillen Flur!Und hast du dich klar empfunden,Mögen enden deine Stunden,Wie zerfließt die Schwanenspur!
Ich fürcht´ nit Gespenster,Keine Hexen und Feen,Und lieb´s, in ihre tiefenGlühaugen zu sehn.Am Wald in dem grünenUnheimlichen See,Da wohnet ein Nachtweib,Das ist weiß wie der Schnee.Es haßt meiner SchönheitUnschuldige Zier;Wenn ich spät noch vorbeigeh´,So zankt es mit mir.Jüngst, als ich im MondscheinAm Waldwasser stand,Fuhr sie auf ohne Schleier,Ohne alles Gewand.Es schwammen ihre GliederIn der taghellen Nacht;Der Himmel war trunkenVon der höllischen Pracht.Aber ich hab´ entblößetMeine lebendige Brust;Da hat sie mit SchandeVersinken gemußt!
Aus den braunen SchollenSpringt die Saat empor,Grüne Knospen rollenTausendfach hervor.Und es ruft die Sonne:»Fort den blassen Schein!Wieder will ich Wonne,Glut und Leben sein!Wieder wohlig zitternAuf dem blauen Meer,Oder zu GewitternFühren das Wolkenheer!In den FrühlingsregenSieben Farben streunUnd auf Weg und StegenMeinen goldnen Schein!«
Wir wähnten lange recht zu leben Wir wähnten lange recht zu leben,Doch fingen wir es töricht an;Die Tage ließen wir entschwebenUnd dachten nicht ans End der Bahn!Nun haben wir das Blatt gewendetUnd frisch dem Tod ins Aug geschaut;Kein ungewisses Ziel mehr blendet,Doch grüner scheint uns Busch und Kraut!Und wärmer ward´s in unsern Herzen,Es zeugt´s der froh gewordne Mund;Doch unsern Liedern, unsern ScherzenLiegt auch des Scheidens Ernst zugrund!