Willst du, o Herz, ein gutes Ziel erreichen,mußt du in eigner Angel schwebend ruhn;ein Tor versucht zu gehn in fremden Schuhn,nur mit sich selbst kann sich der Mann vergleichen!Ein Tor, der aus des Nachbars Kinderstreichensich Trost nimmt für das eigne schwache Tun,der immer um sich späht und lauscht und nunsich einen Weg bestimmt nach falschen Zeichen!Tu frei und offen, was du nicht willst lassen,doch wandle streng auf selbstbeschränkten Wegen –und lerne früh, nur deine Fehler hassen!Und ruhig geh den anderen entgegen;kannst du dein Ich nur fest zusammenfassen,wird deine Kraft die fremde Kraft erregen.
Nun haben wir das Blau gewendetUnd frisch dem Tod ins Äug geschaut;Kein Ungewisses Ziel mehr blendet,Doch grüner scheint uns Busch und Kraut,Und wärmer ward´s in unsern Herzen,Es zeugt´s der frohgewordene Mund;Doch unsern Liedern, unsern SchmerzenLiegt auch des Scheidens Ernst zugrund.
Liebe berauscht, sagt man.Liebe ernüchtert, sagt man.Liebe läßt klar sehen, sagt man.Liebe macht blind.Liebe verdirbt.Liebe veredelt.Liebe stärkt.Liebe schwächt.Liebe bringt Pein,und Liebe bringt Glück.Wo, wer ist jener Sagtman?Liebe macht gar nichts, erwidere ich ihm.Wir machen die Liebe zu dem, was sie uns wird.
Die alte Heimat seh´ ich wieder,Gehüllt in herbstlich feuchten Duft;Er träufelt von den Bäumen nieder,Und weithin dämmert grau die Luft.Und grau ragt eine Flur im Grauen,Drauf geht ein Mann mit weitem SchrittUnd streut, ein Schatten nur zu schauen,Ein graues Zeug, wohin er tritt.Ist es der Geist verschollner Ahnen,Der kaum erstrittnes Land besät,Indeß zu Seiten seiner BahnenDer Speer in brauner Erde steht?Der aus vom Kampf noch blut´gen HändenDie Körner in die Furche wirft,So mit dem Pflug von End´ zu EndenEin jüngst vertriebnes Volk geschürft?Nein, den Genossen meines BlutesErkenn´ ich, da ich ihm genaht,Der langsam schreitend, schweren MutesDie Flur bestäubt mit Aschensaat.Die müde Scholle neu zu stärkenLäßt er den toten Staub verweh´n,So seh´ ich ihn in seinen WerkenGedankenvoll und einsam geh´n.Grau ist der Schuh an seinem Fuße,Grau Hut und Kleid, wie Luft und Land;Nun reicht er mir die Hand zum GrußeUnd färbt mit Asche mir die Hand.Das alte Lied, wo ich auch bliebe,Von Mühsal und Vergänglichkeit!Ein wenig Freiheit, wenig Liebe,Und um das Wie der arme Streit!Wohl hör´ ich grüne Halme flüsternUnd ahne froher Lenze Licht!Wohl blinkt ein Sichelglanz im Düstern,Doch binden wir die Garben nicht!Wir dürfen selbst das Korn nicht messen,Das wir gesät aus toter Hand;Wir gehn und werden bald vergessen,Und unsre Asche fliegt im Land!
Spinnen waren mir auch zuwiderAll meine jungen Jahre,Ließen sich von der Decke niederIn die Scheitelhaare.Saßen verdächtig in den EckenOder rannten, mich zu erschreckenÜber Tischgefild und Hände,Und das Töten nahm kein Ende.Erst als schon die Haare grauten,Begann ich sie zu schonen.Mit den ruhig AngeschautenBrüderlich zu wohnen;Jetzt mit ihren kleinen Sorgen,Halten sie sich still geborgen,Läßt sich einmal eine sehen,Lassen wir uns weislich gehen.Hätt´ ich nun ein Kind, ein kleines,In väterlichen Ehren,Recht ein liebliches und feines,Würd´ ichs mutig lehrenSpinnen mit den Händchen fassenUnd sie freundlich zu entlassen;Früher lernt´ es Friede halten,Als es mir gelang, dem Alten!
Ich fürcht´ nit Gespenster,Keine Hexen und Feen,Und lieb´s, in ihre tiefenGlühaugen zu sehn.Am Wald in dem grünenUnheimlichen See,Da wohnet ein Nachtweib,Das ist weiß wie der Schnee.Es haßt meiner SchönheitUnschuldige Zier;Wenn ich spät noch vorbeigeh´,So zankt es mit mir.Jüngst, als ich im MondscheinAm Waldwasser stand,Fuhr sie auf ohne Schleier,Ohne alles Gewand.Es schwammen ihre GliederIn der taghellen Nacht;Der Himmel war trunkenVon der höllischen Pracht.Aber ich hab´ entblößetMeine lebendige Brust;Da hat sie mit SchandeVersinken gemußt!