Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,In diesem Hause wohnte mein Schatz;sie hat schon längst die Stadt verlassen,Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!Was äffst du nach mein Liebesleid,Das mich gequält auf dieser Stelle,So manche Nacht in alter Zeit?
Ach, die Augen sind es wieder,Die mich einst so lieblich grüßten,Und es sind die Lippen wieder,Die das Leben mir versüßten!Auch die Stimme ist es wieder,Die ich einst so gern gehöret!Nur ich selber bins nicht wieder,Bin verändert heimgekehret.Von den weißen, schönen ArmenFest und liebevoll umschlossen,Lieg ich jetzt an ihrem Herzen,Dumpfen Sinnes und verdrossen.
O Deutschland, meine ferne Liebe,Gedenk ich deiner, wein ich fast!Das muntre Frankreich scheint mir trübe,Das leichte Volk wird mir zur Last.Nur der Verstand, so kalt und trocken,Herrscht in dem witzigen Paris. -O Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,Wie klingelt ihr daheim so suess!Höfliche Männer! Doch verdrossenGeb ich den artgen Gruss zurueck. -Die Grobheit, die ich einst genossenIm Vaterland, das war mein Glück!Lächelnde Weiber! Plappern immer,Wie Mühlenraeder stets bewegt!Da lob ich Deutschlands Frauenzimmer,Das schweigend sich zu Bette legt.Und alles dreht sich hier im KreiseMit Ungestüm, wie´n toller Traum!Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,Wie angenagelt, rührt sich kaum.Mir ist, als hört ich fern erklingenNachtwächterhörner, sanft und traut;Nachtwächterlieder hör ich singen,Dazwischen Nachtigallenlaut.Dem Dichter war so wohl daheime,In Schildas teurem Eichenhain!Dort wob ich meine zarten ReimeAus Veilchenduft und Mondenschein.
Meinen schönsten Liebesantragsuchst du ängstlich zu verneinen;frag ich dann: Ob das ein Korb sei?Fängst du plötzlich an zu weinen.Selten bet ich, drum erhör mich,lieber Gott! Hilf dieser Dirne,trockne ihre süßen Tränenund erleuchte ihr Gehirne.
Du bist wie eine Blume,So hold und schön und rein;Ich schau dich an, und WehmutSchleicht mir ins Herz hinein.Mir ist, als ob ich die HändeAufs Haupt dir legen sollt’,Betend, daß Gott dich erhalteSo rein und schön und hold.
Weil ich dich liebe, muß ich fliehendDein Antlitz meiden - zürne nicht.Wie paßt dein Antlitz, schön und blühend,Zu meinem traurigen Gesicht!Weil ich dich liebe wird so bläßlich,So elend mager mein Gesicht -Du fändest mich am Ende häßlich -Ich will dich meiden - zürne nicht.
Es geht am End, es ist kein Zweifel,Der Liebe Glut, sie geht zum Teufel.Sind wir einmal von ihr befreit,Beginnt für uns die bess´re Zeit,Das Glück der kühlen Häuslichkeit.Der Mensch genießet dann die Welt,Die immer lacht fürs liebe Geld.Er speist vergnügt sein Leibgericht,Und in den Nächten wälzt er nichtSchlaflos sein Haupt, er ruhet warmIn seiner treuen Gattin Arm
Ich hab im Traum geweinet,Mir träumte, du lägest im Grab.Ich wachte auf, und die TräneFloß noch von der Wange herab.Ich hab im Traum geweinet,Mir träumt´, du verließest mich.Ich wachte auf, und ich weinteNoch lange bitterlich.Ich hab im Traum geweinet,Mir träumte, du bliebest mir gut.Ich wachte auf, und noch immerStrömt meine Tränenflut.
Die Mitternacht zog näher schon;In stummer Ruh lag Babylon.Nur oben in des Königs Schloss,Da flackert´s, da lärmt des Königs Tross.Dort oben in dem KönigssaalBelsazar hielt sein Königsmahl.Die Knechte sassen in schimmernden ReihnUnd leerten die Becher mit funkelndem Wein.Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;So klang es dem störrigen Könige recht.Des Königs Wangen leuchten Glut;Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.Und blindlings reisst der Mut ihn fort;Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.Und er brüstet sich frech und lästert wild;Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.Der König rief mit stolzem Blick;Der Diener eilt und kehrt zurück.Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt.Und der König ergriff mit frevler HandEinen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.Und er leert ihn hastig bis auf den GrundUnd ruft laut mit schäumendem Mund:"Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn -Ich bin der König von Babylon!"Doch kaum das grause Wort verklang,Dem König ward´s heimlich im Busen bang.Das gellende Lachen verstummte zumal;Es wurde leichenstill im Saal.Und sieh! und sieh! an weisser WandDas kam´s hervor, wie Menschenhand;Und schrieb, und schrieb an weisser WandBuchstaben von Feuer und schrieb und schwand.Der König stieren Blicks da sass,Mit schlotternden Knien und totenblass.Die Knechtschar sass kalt durchgraut,Und sass gar still, gab keinen Laut.Die Magier kamen, doch keiner verstandZu deuten die Flammenschrift an der Wand.Belsazar ward aber in selbiger NachtVon seinen Knechten umgebracht.
Zu dem Wettgesange schreiten Minnesänger jetzt herbei; Ei, das gibt ein seltsam Streiten, Ein gar seltsames Turnei! Phantasie, die schäumend wilde, Ist des Minnesängers Pferd, Und die Kunst dient ihm zum Schilde, Und das Wort, das ist sein Schwert. Hübsche Damen schauen munter Vom beteppichten Balkon, Doch die rechte ist nicht drunter Mit der rechten Lorbeerkron´. Andre Leute, wenn sie springen In die Schranken, sind gesund; Doch wir Minnesänger bringen Dort schon mit die Todeswund´. Und wem dort am besten dringet Liederblut aus Herzensgrund, Der ist Sieger, der erringet Bestes Lob aus schönstem Mund.