Nichts ist vollkommen auf dieser Welt,der Rose ist der Stachel beigesellt;ich glaube gar die lieben Engelim Himmel droben sind nicht ohne Mängel…Du bist, verehrte Frau, du selbst sogarNicht fehlerfrei, nicht aller Mängel bar.Du schaust mich an, du fragst mich, was dir fehle?Ein Busen, und im Busen eine Seele.
Sterne mit den goldnen FüßchenWandeln droben bang und sacht,Daß sie nicht die Erde wecken,Die da schläft im Schoß der Nacht.Horchend stehn die stummen Wälder,Jedes Blatt ein grünes Ohr!Und der Berg, wie träumend streckt erSeinen Schattenarm hervor. Doch was rief dort? In mein HerzeDringt der Töne Widerhall.War es der Geliebten Stimme,Oder nur die Nachtigall?
Religion und Heuchelei sind Zwillingsschwestern, und beide sehen sich so ähnlich, daß sie zuweilen nicht voneinander zu unterscheiden sind.
Wie kannst du ruhig schlafen,Und weißt, ich lebe noch?Der alte Zorn kommt wieder,Und dann zerbrech ich mein Joch. Kennst du das alte Liedchen:Wie einst ein toter KnabUm Mitternacht die GeliebteZu sich geholt ins Grab? Glaub mir, du wunderschönes,Du wunderholdes Kind,Ich lebe und bin noch stärkerAls alle Toten sind!
Laß die heil´gen Parabolen,Laß die frommen Hypothesen -Suche die verdammten FragenOhne Umschweif uns zu lösen.Warum schleppt sich blutend, elend,Unter Kreuzlast der Gerechte,Während glücklich als ein SiegerTrabt auf hohem Roß der Schlechte?Woran liegt die Schuld? Ist etwaUnser Herr nicht ganz allmächtig?Oder treibt er selbst den Unfug?Ach, das wäre niederträchtig.Also fragen wir beständig,Bis man uns mit einer HandvollErde endlich stopft die Mäuler –Aber ist das eine Antwort?
Nicht mal einen einzgen Kuß,Nach so monatlangem Lieben!Und so bin ich AllerärmsterTrocknen Mundes stehn geblieben.Einmal kam das Glück mir nah -Schon konnt ich den Atem spüren -Doch es flog vorüber - ohneMir die Lippen zu berühren.
Leise zieht durch mein GemütLiebliches Geläute.Klinge, kleines Frühlingslied,Kling hinaus ins Weite.Kling hinaus, bis an das Haus,Wo die Blumen sprießen.Wenn du eine Rose schaust,Sag ich laß sie grüßen
Solche Bücher läßt du drucken!Teurer Freund, du bist verloren!Willst du Geld und Ehre haben,Mußt du dich gehörig ducken.Nimmer hätt ich dir geratenSo zu sprechen vor dem Volke,So zu sprechen vor den PfaffenUnd vor hohen Potentaten!Teurer Freund, du bist verloren!Fürsten haben lange Arme,Pfaffen haben lange Zungen,Und das Volk hat lange Ohren!
Wohl unter der Linde erklingt die Musik,Da tanzen die Burschen und Mädel,Da tanzen zwei, die niemand kennt,Sie schaun so schlank und edel.Sie schweben auf, sie schweben ab,In seltsam fremder Weise,Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt,Das Fräulein flüstert leise:Mein schöner Junker, auf Eurem HutSchwankt eine Neckenlilie,Die wächst nur tief im Meeresgrund –Ihr stammt nicht aus Adams Familie.Ihr seid der Wassermann, Ihr wolltVerlocken des Dorfes Schönen.Ich hab’ Euch erkannt beim ersten BlickAn Euren fischgrätigen Zähnen.Sie schweben auf, sie schweben abIn seltsam fremder Weise,Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt,Der Junker flüstert leise:Mein schönes Fräulein, sagt mir, warumSo eiskalt Eure Hand ist?Sagt mir, warum so naß der SaumAn Eurem weißen Gewand ist?Ich hab’ Euch erkannt beim ersten BlickAn Eurem spöttischen Knickse –Du bist kein irdisches Menschenkind,Du bist mein Mühmchen, die Nixe.Die Geigen verstummen, der Tanz ist aus,Es trennen sich höflich die beiden.Sie kennen sich leider viel zu gut,Suchen sich jetzt zu vermeiden.