Aus den Himmelsaugen drobenFallen zitternd goldne FunkenDurch die Nacht, und meine SeeleDehnt sich liebeweit und weiter.O ihr Himmelsaugen droben!Weint euch aus in meine Seele,Daß von lichten SternentränenÜberfließet meine Seele.
Einst sah ich viele Blumen blühenAn meinem Weg; jedoch zu faul,Mich pflückend nieder zu bemühen,Ritt ich vorbei auf stolzem Gaul.Jetzt, wo ich todessiech und elend,Jetzt, wo geschaufelt schon die Gruft,Oft im Gedächtnis höhnend, quälend,Spukt der verschmähten Blumen Duft.Besonders eine feuergelbeViole brennt mir stets im Hirn.Wie reut es mich, daß ich dieselbeNicht einst genoß, die tolle Dirn.Mein Trost: Lethes Wasser habenNoch jetzt verloren nicht die Macht,Das dumme Menschenherz zu labenMit des Vergessens süßer Nacht.
Daß ich bequem verbluten kann,Gebt mir ein edles, weites Feld!Oh, laßt mich nicht ersticken hierIn dieser engen Krämerwelt! Sie essen gut, sie trinken gut,Erfreun sich ihres Maulwurfglücks,Und ihre Großmut ist so großAls wie das Loch der Armenbüchs. Zigarren tragen sie im MaulUnd in der Hosentasch´ die Händ;Auch die Verdauungskraft ist gut -Wer sie nur selbst verdauen könnt! Sie handeln mit den SpezereinDer ganzen Welt, doch in der Luft,Trotz allen Würzen, riecht man stetsDen faulen Schellfischseelenduft. O, daß ich große Laster säh,Verbrechen, blutig, kolossal -Nur diese satte Tugend nicht,Und zahlungsfähige Moral! Ihr Wolken droben, nehmt mich mit,Gleichviel nach welchem fernen Ort!Nach Lappland oder Afrika,Und seis nach Pommern - fort! nur fort! O, nehmt mich mit - sie hören nicht -Die Wolken droben sind so klug!Vorüberreisend dieser Stadt,Ängstlich beschleungen sie den Flug.
Sie saßen und tranken am Teetisch,Und sprachen von Liebe viel.Die Herren die waren ästhetisch,Die Damen von zartem Gefühl.Die Liebe muß sein platonisch, Der dürre Hofrat sprach.Die Hofrätin lächelt ironisch,Und dennoch seufzen sie: Ach!Der Domherr öffnet den Mund weit:Die Liebe sei nicht zu roh,Sie schadet sonst der Gesundheit.Das Fräulein lispelt: So?Die Gräfin spricht wehmütig:Die Liebe ist eine Passion!Und präsentiert gütigDie Tasse dem Herrn Baron.Am Tische war noch ein Plätzchen;Mein Liebchen, da hast du gefehlt.Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,Von deiner Liebe erzählt.
Lumpentum Die reichen Leute, die gewinnt Man nur durch platte Schmeichelein - Das Geld ist platt, mein liebes Kind, Und will auch platt geschmeichelt sein. Das Weihrauchfaß, das schwinge keck Vor jedem göttlich goldnen Kalb; Bet an im Staub, bet an im Dreck, Vor allem aber lob nicht halb. Das Brot ist teuer dieses Jahr, Jedoch die schönsten Worte hat Man noch umsonst - Besinge gar Mäcenas´ Hund, und friß dich satt
Emma, sage mir die Wahrheit:Ward ich närrisch durch die Liebe?Oder ist die Liebe selberNur die Folge meiner Narrheit?Ach! mich quälet, teure Emma,Außer meiner tollen Liebe,Außer meiner Liebestollheit,Obendrein noch dies Dilemma.
In meines Glückes Sonnenglanz, Da gaukelte fröhlich der Mückentanz. Die lieben Freunde liebten mich Und teilten mit mir brüderlich Wohl meinen besten Braten Und meinen letzten Dukaten. Das Glück ist fort, der Beutel leer, Und hab auch keine Freunde mehr; Erloschen ist der Sonnenglanz, Zerstoben ist der Mückentanz, Die Freunde, so wie die Mücke, Verschwinden mit dem Glücke. An meinem Bett in der Winternacht Als Wärterin die Sorge wacht. Sie trägt eine weiße Unterjack´, Ein schwarzes Mützchen, und schnupft Tabak. Die Dose knarrt so gräßlich, Die Alte nickt so häßlich. Mir träumt manchmal, gekommen sei Zurück das Glück und der junge Mai Und die Freundschaft und der Mückenschwarm Da knarrt die Dose - daß Gott erbarm, Es platzt die Seifenblase - Die Alte schneuzt die Nase.
Ganz entsetzlich ungesundIst die Erde, und zugrund,Ja, zugrund muß alles gehn,Was hienieden groß und schön.Sind es alten Wahns Phantasmen,Die dem Boden als MiasmenStumm entsteigen und die LüfteSchwängern mit dem argen Gifte?Holde Frauenblumen, welcheKaum erschlossen ihre KelcheDen geliebten Sonnenküssen,Hat der Tod schon fortgerissen.Helden, trabend hoch zu Roß,Trifft unsichtbar das Geschoß;Und die Kröten sich beeifern,Ihren Lorbeer zu begeifern.Was noch gestern stolz gelodert,Das ist heute schon vermodert;Seine Leier mit VerdrußBricht entzwei der Genius.O wie klug sind doch die Sterne!Halten sich in sichrer FerneVon dem bösen Erdenrund,Das so tödlich ungesund.Kluge Sterne wollen nichtLeben, Ruhe, HimmelslichtHier einbüßen, hier auf Erden,Und mit uns elendig werden –Wollen nicht mit uns versinkenIn den Twieten, welche stinken,In dem Mist, wo Würmer kriechen,Welche auch nicht lieblich riechen –Wollen immer ferne bleibenVom fatalen Erdentreiben,Von dem Klüngel und Geruddel,Von dem Erdenkuddelmuddel.Mitleidsvoll aus ihrer HöheSchaun sie oft auf unser Wehe;Eine goldne Träne fälltDann herab auf diese Welt.
Ich halte ihr die Augen zuUnd küß sie auf den Mund;Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh,Sie fragt mich um den Grund.Von Abend spät bis Morgens früh,Sie fragt zu jeder Stund:Was hältst du mir die Augen zu,Wenn du mir küßt den Mund?Ich sag ihr nicht, weshalb ich´s tu,Weiß selber nicht den Grund –Ich halte ihr die Augen zuUnd küß ihr auf den Mund.
In welche soll ich mich verlieben,Da beide liebenswürdig sind?Ein schönes Weib ist noch die Mutter,Die Tochter ist ein schönes Kind.Die weißen, unerfahrnen Glieder,Sie sind so rührend anzusehn!Doch reizend sind geniale Augen,Die unsre Zärtlichkeit verstehn.Es gleicht mein Herz dem grauen Freunde,Der zwischen zwei Gebündel HeuNachsinnlich grübelt, welch´ von beidenDas allerbeste Futter sei.