Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht´ ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstet sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen.
O Lächeln, erstes Lächeln, unser Lächeln.Wie war das Eines: Duft der Linden atmen,Parkstille hören –, plötzlich in einanderaufschaun und staunen bis heran ans Lächeln.In diesem Lächeln war ErinnerungAn einen Hasen, der da eben drübenIm Rasen spielte; dieses war die KindheitDes Lächelns. Ernster schon war ihm des SchwanesBewegung eingegeben, den wir späterDen Weiher teilen sahen in zwei HälftenLautlosen Abends. – Und der Wipfel RänderGegen den reinen, freien, ganz schon künftig nächtigen Himmel hatten diesem LächelnRänder gezogen gegen die entzückteZukunft im Antlitz.
Und dann ist alles wieder still…Und weißt du, was mein Leben will,hast du es schon verstanden?Wie eine Welle im Morgenmeerwill es, rauschend und muschelschwer,an deiner Seele landen.
(aus: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke) Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und endlich aus den reifgewordnen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riß er hin. Das war ein Wellenschlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden, die in den Kleidern warmer Frauen sind.Aus dunklem Wein und tausend Rosen rinnt die Stunde rauschend in den Traum der Nacht.
Ich war einmal so kinderkühl:da traf mich alles wie ein Bangen.Jetzt ist mir jede Angst vergangen,nur diese wärmt mir noch die Wangen: ich fürchte mich vor dem Gefühl.Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Liedwie schützend seine lichten Schwingen breitet, –es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht,bis meine Sehnsucht hoch vom Saume siehtund zitternd mit der fremden Stärke streitet,die sie so selig von den Zinnen zieht.
Nächtens will ich mit dem Engel reden,ob er meine Augen anerkennt.Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?Und ich müßte sagen: Eden brennt.Meinen Mund will ich zu ihm erheben,hart wie einer, welcher nicht begehrt.Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?Und ich müßte sagen: Leben zehrt.Wenn er jene Freude in mir fände,die in seinem Geiste ewig wird, –und er hübe sie in seine Hände,und ich müßte sagen: Freude irrt.
Hörst du Geliebte, ich hebe die Hände - hörst du: es rauscht... Welche Gebärde der Einsamen fände sich nicht von vielen Dingen belauscht? Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider und auch das ist Geräusch bis zu dir. Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder...... ... aber warum bist du nicht hier.Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung bleibt in der seidenen Stille sichtbar; unvernichtbar drückt die geringste Erregung in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein. Auf meinen Atemzügen heben und senken die Sterne sich. Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke, und ich erkenne die Handgelenke entfernter Engel. Nur die ich denke: Dich seh ich nicht.
Bei Tag bist du das Hörensagen, das flüsternd um die Vielen fließt; die Stille nach dem Stundenschlagen, welche sich langsam wieder schließt. Jemehr der Tag mit immer schwächern Gebärden sich nach Abend neigt, jemehr bist du, mein Gott. Es steigt dein Reich wie Rauch aus allen Dächern.
Und ich möchte dich so gut ich kann bitten,Geduld zu haben gegen alles Ungelöstein deinem Herzen,und zu verstehen.Die Fragen selbst lieb zu habenwie verschlossene Stuben.Und wie Bücher, die in einer fremden Sprachegeschrieben sind.Forsche jetzt nicht nach Antworten,die dir nicht gegeben werden können,weil du sie nicht leben könntest.Und es handelt sich darumalles zu leben.Vielleicht lebst du dannallmählich – ohne es zu merken –in deine Antworten hinein.
Meine Stube und diese Weite,wach über nachbetendem Land, –ist Eines. Ich bin eine Saite,über rauschende breiteResonanzen gespannt.Die Dinge sind Geigenleiber,von murrendem Dunkel voll;drin träumt das Weinen der Weiber,drin rührt sich im Schlafe der Grollganzer Geschlechter...Ich sollsilbern erzittern: dann wirdAlles unter mir leben,und was in den Dingen irrt,wird nach dem Lichte streben,das von meinem tanzenden Tone,um welchen der Himmel wellt,durch schmale, schmachtende Spaltenin die altenAbgründe ohneEnde fällt