Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr so müheschwer vorüberrollte; nun endlich bin ich, was ich wollte und was ich strebte: ein Skolar.Erst ´Recht´ studieren war mein Plan; doch meine leichte Laune schreckten die strengen, staubigen Pandekten, und also ward der Plan zum Wahn.Theologie verbot mein Lieb, konnt mich auf Medizin nicht werfen, so daß für meine schwachen Nerven nichts als - Philosophieren blieb.Die Alma mater reicht mir dar der freien Künste Prachtregister, -und bring ich´s nie auch zum Magister, bin, was ich strebte: ein Skolar.
Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz, an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen; du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen, du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen, du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen, du dunkles Netz, darin sich flüchtend die Gefühle fangen. Du hast dich so unendlich groß begonnen an jenem Tage, da du uns begannst, – und wir sind so gereift in deinen Sonnen, so breit geworden und so tief gepflanzt, daß du in Menschen, Engeln und Madonnen dich ruhend jetzt vollenden kannst. Laß deine Hand am Hang der Himmel ruhn und dulde stumm, was wir dir dunkel tun.
Mit diesem Wind kommt Schicksal; laß, o laßes kommen, all das Drängende und Blinde,vor dem wir glühen werden –: alles das.(Sei still und rühr dich nicht, daß es uns finde.)O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.Von irgendwo bringt dieser neue Wind,schwankend vom Tragen namenloser Dinge,über das Meer her was wir sind.…. Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)Aber mit diesem Wind geht immer wiederdas Schicksal riesig über uns hinaus
Ich war einmal so kinderkühl:da traf mich alles wie ein Bangen.Jetzt ist mir jede Angst vergangen,nur diese wärmt mir noch die Wangen: ich fürchte mich vor dem Gefühl.Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Liedwie schützend seine lichten Schwingen breitet, –es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht,bis meine Sehnsucht hoch vom Saume siehtund zitternd mit der fremden Stärke streitet,die sie so selig von den Zinnen zieht.
[Gott]Du kommst und gehst. Die Türen fallenviel sanfter zu, fast ohne Wehn.Du bist der Leiseste von allen,die durch die leisen Häuser gehn.Man kann sich so an dich gewöhnen,daß man nicht aus dem Buche schaut,wenn seine Bilder sich verschönen,von deinem Schatten überblaut;weil dich die Dinge immer tönennur einmal leis und einmal laut.Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,verteilt sich deine Allgestalt;du gehst wie lauter lichte Rehe,und ich bin dunkel und bin Wald.Du bist ein Rad, an dem ich stehe:von deinen vielen dunklen Achsenwird immer wieder eine schwerund dreht sich näher zu mir her,und meine willigen Werke wachsenvon Wiederkehr zu Wiederkehr
Und ich möchte dich so gut ich kann bitten,Geduld zu haben gegen alles Ungelöstein deinem Herzen,und zu verstehen.Die Fragen selbst lieb zu habenwie verschlossene Stuben.Und wie Bücher, die in einer fremden Sprachegeschrieben sind.Forsche jetzt nicht nach Antworten,die dir nicht gegeben werden können,weil du sie nicht leben könntest.Und es handelt sich darumalles zu leben.Vielleicht lebst du dannallmählich – ohne es zu merken –in deine Antworten hinein.
Gott, wie begreif ich deine Stunde,als du, daß sie im Raum sich runde,die Stimme vor dich hingestellt;dir war das Nichts wie eine Wunde,da kühltest du sie mit der Welt.Jetzt heilt es leise unter uns.Denn die Vergangenheiten trankendie vielen Fieber aus dem Kranken,w i r fühlen schon in sanftem Schwankenden ruhigen Puls des Hintergrunds.Wir liegen lindernd auf dem Nichtsund wir verhüllen alle Risse;du aber wächst ins Ungewisseim Schatten deines Angesichts.
Wir sind die Treibenden.Aber den Schritt der Zeit,nehmt ihn als Kleinigkeitim immer Bleibenden.Alles das Eilendewird schon vorüber sein;denn das Verweilendeerst weiht uns ein.Knaben, o werft den Mutnicht in die Schnelligkeit,nicht in den Flugversuch.Alles ist ausgeruht:Dunkel und Helligkeit,Blume und Buch.
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt wie aus dem Kerker, der ihn haßt und hält, – es ist ein großes Wunder in der Welt: ich fühle: alles Leben wird gelebt. Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die wie eine ungespielte Melodie im Abend wie in einer Harfe stehn? Sind das die Winde, die von Wassern wehn, sind das die Zweige, die sich Zeichen geben, sind das die Blumen, die die Düfte weben, sind das die langen alternden Alleen? Sind das die warmen Tiere, welche gehn, sind das die Vögel, die sich fremd erheben? Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, – das Leben?
Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewogeund keine Heimat haben in der Zeit.Und das sind Wünsche: leise Dialogetäglicher Stunden mit der Ewigkeit. Und das ist Leben. Bis aus einem Gesterndie einsamste von allen Stunden steigt,die, anders lächelnd als die andern Schwestern,dem Ewigen entgegenschweigt.