Ich bin nur einer deiner Ganzgeringen,der in das Leben aus der Zelle siehtund der, den Menschen ferner als den Dingen,nicht wagt zu wägen, was geschieht.Doch willst du mich vor deinem Angesicht,aus dem sich dunkel deine Augen heben,dann halte es für meine Hoffahrt nicht,wenn ich dir sage: Keiner lebt sein Leben.Zufälle sind die Menschen, Stimmen, Stücke,Alltage, Ängste, viele kleine Glücke,verkleidet schon als Kinder, eingemummt,als Masken mündig, als Gesicht – verstummt.
Im hohen Himmelsraum dort zieht der Sterne Reigen,der Bäume Wipfel neigen sich leise wie im Traum.Die Blumen auf der Flur, sie sind so sonnenmüde,ein heiliger Wonnefriede durchzittert die Natur.Wenn manch ein Sturm – getost, den Blumen feindlich wilde,nun lächelt Nachtluft milde und lispelt ihnen Trost.
Es war ein Traum in meiner Seele tief.Ich horchte auf den holden Traum:ich schlief.Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,und wie ich träumte, hört ich nicht:es rief.Träume scheinen mir wie Orchideen. –So wie jene sind sie bunt und reich.Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfteziehn sie just wie jene ihre Kräfte,brüsten sich mit dem ersaugten Blute,freuen in der flüchtigen Minute,in der nächsten sind sie tot und bleich. – Und wenn Welten oben leise gehen,fühlst du´s dann nicht wie von Düften wehen?Träume scheinen mir wie Orchideen. –
Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen überall zu wachsen und zu wohnen gaben, fühlten an verwandten Zeichen Gleiche in den aufgelösten Reichen, die der Gott, mit triefenden Tritonen, überströmt bisweilen übersteigt; denn da hatte sich das Tier gezeigt: anders als die stumme, stumpfgemute Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute und von fern dem Menschlichen geneigt. Eine Schar kam, die sich überschlug, froh, als fühlte sie die Fluten glänzend: Warme, Zugetane, deren Zug wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend, leichtgebunden um den runden Bug wie um einer Vase Rumpf und Rundung, selig, sorglos, sicher vor Verwundung, aufgerichtet, hingerissen, rauschend und im Tauchen mit den Wellen tauschend die Trireme heiter weitertrug. Und der Schiffer nahm den neugewährten Freund in seine einsame Gefahr und ersann für ihn, für den Gefährten, dankbar eine Welt und hielt für wahr, dass er Töne liebte, Götter, Gärten und das tiefe, stille Sternenjahr.
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesichtwegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,das nur das schnelle Wenden voller Seitenmanchmal gewaltsam unterbricht?Selbst seine Mutter wäre nicht gewiß,ob er es ist, der da mit seinem SchattenGetränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, biser mühsam aufsah: alles auf sich hebend,was unten in dem Buche sich verhielt,mit Augen, welche statt zu nehmen, gebendanstießen an die fertig-volle Welt:wie stille Kinder, die allein gespielt,auf einmal das Vorhandene erfahren;doch seine Züge, die geordnet waren,blieben für immer umgestellt.
Ich sprach von dir als von dem sehr Verwandten, zu dem mein Leben hundert Wege weiß, ich nannte dich, den alle Kinder kannten, für den ich dunkel bin und leis. Ich nannte dich den Nächsten meiner Nächte und meiner Abende Verschwiegenheit, und du bist der, in dem ich nicht geirrt, den ich betrat wie ein gewohntes Haus. Jetzt geht dein Wachsen über mich hinaus: Du bist der Werdenste, der wird.
Denn das verstandest du: Die vollen Früchte.Die legtest du auf Schalen vor dich hinUnd wogst ihre Schwere auf.und sahst dich selbst zuletzt als Frucht,Nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugstDich vor den Spiegel, ließest dich hineinBis auf dein Schauen; das blieb groß davorUnd sagte nicht: Das bin ich: nein: Dies ist.So ohne Neugier war zuletzt dein SchauenUnd so besitzlos, von so wahrer Anmut,Daß es dich selbst nicht mehr begehrte: Heilig´
Alle, welche dich suchen,versuchen dich.Ich aber will dich begreifen,wie dich die Erde begreift -Ich will von dir keine Eitelkeit,die dich beweist.Ich weiß, daß die Zeitanders heißtals du.Tu mir kein Wunder zulieb,gib deinen Gesetzen recht,die von Geschlecht zu Geschlechtsichtbar sind.
I.Und wie mag die Liebe dir kommen sein?Kam sie wie ein Sonnen-, ein Blütenschein,kam sie wie ein Beten? – Erzähle: Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich losund hing mit gefalteten Schwingen großan meiner blühenden Seele.... II.Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, –mir bangte fast vor seiner schweren Pracht...Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmentief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, –ich hatte grad im Traum an dich gedacht.Du kamst, und leis wie eine Märchenweiseerklang die Nacht....
Du verblühst schon, holde Rose,weckt dich nicht der Sonne Strahl?O, du liebe, kleine, lose,o, erblühe noch einmal!Einmal öffne noch die Hülle,sieh, ich will bescheiden sein,einmal lass mich noch der Fülledeines Glanzes voll erfreun!Willst das Köpfchen nicht mehr heben?Senkst die Blätter welk und fahl?Ach! es wird ja Lenz im Lebennur ein einzig, einzig Mal!