Genieße mäßig Füll und Segen!Vernunft sei überall zugegen,wo Leben sich des Lebens freut.Dann ist Vergangenheit beständig,das Künftige voraus lebendig,der Augenblick ist Ewigkeit.
Füllest wieder Busch und TalStill mit Nebelglanz,Lösest endlich auch einmalMeine Seele ganz. Breitest über mein GefildLindernd deinen Blick,Wie des Freundes Auge mildÜber mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein HerzFroh- und trüber Zeit,Wandle zwischen Freud´ und SchmerzIn der Einsamkeit. Fließe, fließe, lieber Fluß!Nimmer werd´ ich froh;So verrauschte Scherz und KußUnd die Treue so. Ich besaß es doch einmal,was so köstlich ist!Daß man doch zu seiner QualNimmer es vergißt! Rausche, Fluß, das Tal entlang,Ohne Rast und Ruh,Rausche, flüstre meinem SangMelodien zu! Wenn du in der WinternachtWütend überschwillstOder um die FrühlingsprachtJunger Knospen quillst. Selig, wer sich vor der WeltOhne Haß verschließt,Einen Freund am Busen hältUnd mit dem genießt, Was, von Menschen nicht gewußtOder nicht bedacht,Durch das Labyrinth der BrustWandelt in der Nacht.
Wir singen und sagen vom Grafen so gern, Der hier in dem Schlosse gehauset, Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn, Den heute vermählten, beschmauset. Nun hatte sich jener im heiligen Krieg Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg, Und als er zu Hause vom Rösselein stieg, Da fand er sein Schlösselein oben; Doch Diener und Habe zerstoben. Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus: Das Heimische findest du schlimmer! Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durch alle die Zimmer. »Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht? So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht, Der Morgen hat alles wohl besser gemacht. Drum rasch bei der mondlichen Helle Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle!« Und als er im willigen Schummer so lag, Bewegt es sich unter dem Bette. »Die Ratte, die raschle, solange sie mag! Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!« Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht, Mit Rednergebärden und Sprechergewicht, Zum Fuß des ermüdeten Grafen, Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen. »Wir haben uns Feste hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlassen, Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt, So dachten wir eben zu prassen. Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut, So schmausen die Zwerge, behaglich und laut, Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.« Der Graf im Behagen des Traumes: »Bedienet euch immer des Raumes!« Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten; Dann folget ein singendes, klingendes Chor Possierlicher, kleiner Gestalten; Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät, Daß einem so Hören als Sehen vergeht, Wie´s nur in den Schlössern der Könige steht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen Die Braut und die Gäste getragen. So rennet nun alles in vollem Galopp Und kürt sich im Saale sein Plätzchen; Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp Erkieset sich jeder ein Schätzchen. Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt, Da pisperts und knisterts und flisterts und schwirrt; Das Gräflein, es blicket hinüber, Es dünkt ihn, als läg er im Fieber. Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal Von Bänken und Stühlen und Tischen, Da will nun ein jeder am festlichen Mahl Sich neben dem Liebchen erfrischen; Sie tragen die Würste, die Schinken so klein Und Braten und Fisch und Geflügel herein, Es kreiset beständig der köstliche Wein; Das toset und koset so lange, Verschwindet zuletzt mit Gesange. – Und sollen wir singen, was weiter geschehn, So schweige das Toben und Tosen! Denn was er, so artig, im Kleinen gesehn, Erfuhr er, genoß er im Großen. Trompeten und klingender, singender Schall Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall, Sie kommen und zeigen und neigen sich all, Unzählige, selige Leute. So ging es und geht es noch heute.
Was verkürzt die Zeit? Tätigkeit. Was macht sie unerträglich lang? Müßiggang. Was bringt Schulden? Harren und dulden. Was macht gewinnen? Nicht lange besinnen. Was bringt Ehren? Sich wehren.
Pilgers MorgenliedAn LilaMorgennebel, Lila,Hüllen deinen Turn um.Soll ich ihn zumLetztenmal nicht sehn!Doch mir schwebenTausend BilderSeliger ErinnerungHeilig warm ums Herz.Wie er so stand,Zeuge, meiner Wonne,Als zum erstenmalDu dem FremdlingÄngstlich liebevollBegegnetest,Und mit einemmalEwge FlammenIn die Seel ihm warfst! –Zische, Nord!Tausend-schlangenzüngigMir ums Haupt!Beugen sollst du´s nicht!Beugen magst duKindscher Zweige Haupt,Von der SonneMuttergegenwart geschieden.Allgegenwärtge Liebe!Durchglühst mich,Beutst dem Wetter die Stirn,Gefahren die Brust,Hast mir gegossenIns früh welkende HerzDoppeltes Leben,Freude zu leben,Und Mut!
Ihr verblühet, süße Rosen,Meine Liebe trug euch nicht;Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,Dem der Gram die Seele bricht!Jener Tage denk´ ich trauernd,Als ich, Engel, an dir hing,Auf das erste Knöspchen lauerndFrüh zu meinem Garten ging;Alle Blüten, alle FrüchteNoch zu deinen Füßen trug,Und vor deinem AngesichteHoffnung in dem Herzen schlug.Ihr verblühet, süße Rosen,Meine Liebe trug euch nicht;Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,Dem der Gram die Seele bricht!
Warum ich wieder zum Papier mich wende?Das mußt du, Liebster, so bestimmt nicht fragen!Denn eigentlich hab ich dir nichts zu sagen;Doch kommt´s zuletzt in deine lieben Hände.Weil ich nicht kommen kann, soll, was ich sende,Dein ungeteiltes Herz hinübertragenMit Wonnen, Hoffnungen, Entzücken, Plagen:Das alles hat nicht Anfang, hat nicht Ende.Ich mag vom heut´gen Tag dir nichts vertrauen,Wie sich im Sinnen, Wünschen, Wähnen, WollenMein treues Herz zu dir hinüberwendet.So stand ich einst vor dir, dich anzuschauen,Und sagte nichts! Was hätt´ ich sagen sollen?Mein ganzes Wesen war in sich vollendet.
Du bist dir nur des einen Triebs bewußt, O lerne nie den andern kennen! Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.
Worte sind der Seele Bild –Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!Sagen herbe, deuten mild,Was wir haben, was wir hatten, –Was wir hatten, wo ist´s hin?Und was ist´s denn, was wir haben? –Nun, wir sprechen! Rasch im FliehnHaschen wir des Lebens Gaben.
Mich ergreift, ich weiß nicht wie,Himmlisches Behagen.Will mich´s etwa gar hinaufZu den Sternen tragen?Doch ich bleibe lieber hier,Kann ich redlich sagen,Beim Gesang und Glase WeinAuf den Tisch zu schlagen.Wundert euch, ihr Freunde, nicht,Wie ich mich gebärde;Wirklich ist es allerliebstAuf der lieben Erde.Darum schwör ich feierlichUnd ohn´ alle Fährde,Daß ich mich nicht freventlichWegbegeben werde.Da wir aber allzumalSo beisammen weilen,Dächt ich, klänge der PokalZu des Dichters Zeilen.Gute Freunde ziehen fort,Wohl einhundert Meilen,Darum soll man hier am OrtAnzustoßen eilen.Lebe hoch, wer Leben schafft!Das ist meine Lehre.Unser König denn voran,Ihm gebührt die Ehre.Gegen inn- und außern FeindSetzt er sich zur Wehre;Ans Erhalten denkt er zwar,Mehr noch, wie er mehre.Nun begrüß ich sie sogleich,Sie, die einzig Eine.Jeder denke ritterlichSich dabei die Seine.Merket auch ein schönes Kind,Wen ich eben meine,Nun, so nicke sie mir zu:Leb auch so der Meine!Freunden gilt das dritte Glas,Zweien oder dreien,Die mit uns am guten TagSich im stillen freuen.Und der Nebel trübe NachtLeis und leicht zerstreuen;Diesen sei ein Hoch gebracht,Alten oder neuen.Breiter wallet nun der StromMit vermehrten Wellen.Leben jetzt im hohen TonRedliche Gesellen!Die sich mit gedrängter KraftBrav zusammenstellen,In des Glückes SonnenscheinUnd in schlimmen Fällen.Wie wir nun zusammen sind,Sind zusammen viele.Wohl gelingen denn, wie uns,Andern ihre Spiele!Von der Quelle bis ans MeerMahlet manche Mühle,Und das Wohl der ganzen WeltIst´s, worauf ich ziele.