Am fernen HorizonteErscheint, wie ein Nebelbild,Die Stadt mit ihren TürmenIn Abenddämm´rung gehüllt.Ein feuchter Windzug kräuseltDie graue Wasserbahn;Mit traurigem Takte rudertDer Schiffer in meinem Kahn.Die Sonne hebt sich noch einmalLeuchtend vom Boden empor,Und zeigt mir jene Stelle,Wo ich das Liebste verlor.
Mir willst du zum Gotte machenSolch ein Jammerbild am Holze?Jesus fühlte rein und dachtenur den Einen Gott im StillenWer ihn selbst zum Gotte machtekränkte seinen heil´gen Willen.
Verrieth mein blasses AngesichtDir nicht mein Liebeswehe?Und willst du, daß der stolze MundDas Bettelwort gestehe?O, dieser Mund ist viel zu stolzUnd kann nur küssen und scherzen;Er spräche vielleicht ein höhnisches Wort,Während ich sterbe vor Schmerzen.
Und wüßten´s die Blumen, die kleinen, wie tief verwundet mein Herz, Sie würden mit mir weinen, Zu heilen meinen Schmerz. Und wüßten´s die Nachtigallen, Wie ich so traurig und krank, Sie ließen fröhlich erschallen erquickenden Gesang. Und wüßten sie mein Wehe, Die goldenen Sternelein, Sie kämen aus ihrer Höhe, Und sprächen Trost mir ein. Die alle können´s nicht wissen, Nur eine kennt meinen Schmerz: Sie hat ja selbst zerrissen, zerrissen mir das Herz.
Dämmernd liegt der SommerabendÜber Wald und grünen Wiesen; Goldner Mond, im blauen Himmel,Strahlt herunter; duftig labend. An dem Bache zirpt die Grille, Und es regt sich in dem Wasser; Und der Wandrer hört ein PlätschernUnd ein Atmen in der Stille. Dorten, an dem Bach alleine, Badet sich die schöne Elfe; Arm und Nacken, weiß und lieblich,Schimmern in dem Mondenscheine.
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn,Von hübschen Locken, Myrten und Resede,Von süßen Lippen und von bittrer Rede,Von düstrer Lieder düstern Melodien.Verblichen und verweht sind längst die Träume,Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild´!Geblieben ist mir nur, was glutenwildIch einst gegossen hab in weiche Reime.Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch,Und such das Traumbild, das mir längst entschwunden,Und grüß es mir, wenn du es aufgefunden -Dem luft´gen Schatten send ich luft´gen Hauch.
Leise zieht durch mein GemütLiebliches Geläute.Klinge, kleines Frühlingslied,Kling hinaus ins Weite.Kling hinaus, bis an das Haus,Wo die Blumen sprießen.Wenn du eine Rose schaust,Sag ich laß sie grüßen
Mit Brünetten hat´s eine Ende!Ich gerate dieses JahrWieder in die blauen Augen,Wieder in das blonde Haar. Die Blondine, die ich liebe,Ist so fromm, so sanft, so mild!In der Hand den Liljenstengel,Wäre sie ein Heilgenbild. Schlanke, schwärmerische Glieder,Wenig Fleisch, sehr viel Gemüt;Und für Liebe, Hoffnung, GlaubeIhre ganze Seele glüht. Sie behauptet, sie verstündeGar kein Deutsch - ich glaub es nicht.Niemals hättest du gelesenKlopstocks himmlisches Gedicht?
Daß ich bequem verbluten kann,Gebt mir ein edles, weites Feld!Oh, laßt mich nicht ersticken hierIn dieser engen Krämerwelt! Sie essen gut, sie trinken gut,Erfreun sich ihres Maulwurfglücks,Und ihre Großmut ist so großAls wie das Loch der Armenbüchs. Zigarren tragen sie im MaulUnd in der Hosentasch´ die Händ;Auch die Verdauungskraft ist gut -Wer sie nur selbst verdauen könnt! Sie handeln mit den SpezereinDer ganzen Welt, doch in der Luft,Trotz allen Würzen, riecht man stetsDen faulen Schellfischseelenduft. O, daß ich große Laster säh,Verbrechen, blutig, kolossal -Nur diese satte Tugend nicht,Und zahlungsfähige Moral! Ihr Wolken droben, nehmt mich mit,Gleichviel nach welchem fernen Ort!Nach Lappland oder Afrika,Und seis nach Pommern - fort! nur fort! O, nehmt mich mit - sie hören nicht -Die Wolken droben sind so klug!Vorüberreisend dieser Stadt,Ängstlich beschleungen sie den Flug.
Hab ich nicht dieselben TräumeSchon geträumt von diesem Glücke?Waren’s nicht dieselben Bäume,Blumen, Küsse, Liebesblicke?Schien der Mond nicht durch die BlätterUnsrer Laube hier am Bache?Hielten nicht die MarmorgötterVor dem Eingang stille Wache?Ach! ich weiß wie sich verändernDiese allzuholden Träume,Wie mit kalten SchneegewändernSich umhüllen Herz und Bäume;Wie wir selber dann erkühlenUnd uns fliehen und vergessen,Wir, die jetzt so zärtlich fühlen,Herz an Herz so zärtlich pressen.